Einspruch

Grenzen der Integration

Doron Kiesel Foto: Marco Limberg

Die Wahlergebnisse in der Türkei haben bestätigt, dass eine Mehrheit der türkischen Wähler sich gegen rechtsstaatliche Verhältnisse, gegen eine liberale Demokratie und gegen eine Annäherung der Türkei an (west)europäische Vorstellungen von Pluralität stellt.

Wir müssen wohl oder übel zur Kenntnis nehmen, dass die autokratische Politik eines Herrschers auf Zustimmung trifft, wohl wissend, dass es nicht das erste Mal ist, dass eine Bevölkerung mehrheitlich gegen ihre eigene kulturelle und politische Entfaltung votiert. Nicht hinnehmen müssen wir jedoch, dass Hunderttausende in Deutschland lebende türkischstämmige Menschen die aktuellen politischen Verhältnisse in der Türkei unterstützen.

migranten Was bedeutet es, wenn Migranten in der zweiten und dritten Generation, von denen wir annahmen, sie hätten westliche Lebensformen und politische Strukturen zu würdigen gelernt, ein Regime unterstützen, das Kritiker ins Gefängnis wirft?
Offensichtlich waren Integrationsanstrengungen nicht erfolgreich. Unter uns leben Menschen, die sich nach einem »starken Mann« sehnen, der sie mit nationalem Stolz ausstattet und von dem sie sich die Anerkennung erhoffen, die ihnen die Aufnahmegesellschaft vorenthält.

Wir müssen uns also vergegenwärtigen, dass unter uns nicht nur Millionen Deutsche leben, deren fremdenfeindliche Einstellung die Stimmung zunehmend vergiftet, sondern auch Menschen mit Migrationshintergrund, die ähnliche Ziele verfolgen – nur aus der Perspektive einer Minderheitengruppe. Die Erkenntnis, dass sich hier ähnlich agierende und argumentierende antidemokratische Strömungen positionieren, wird nicht zuletzt durch die Nähe der nationalistischen und populistischen Muster von AfD und AKP deutlich.

Die gesellschaftliche Integration scheint an ihre Grenze gekommen zu sein. Die Gegner demokratischer Vielfalt und Lebendigkeit ergänzen sich auf paradoxe Weise. Welch unheilige Allianz!

Der Autor ist Direktor der Bildungsabteilung im Zentralrat der Juden.

Washington D.C./Berlin

Trump stoppt UNRWA-Finanzierung

Die USA waren der größte Beitragszahler der UNO-Unterorganisation. Dies gilt vorerst nicht mehr

von Imanuel Marcus  21.01.2025

USA

TV-Mann, Milliardär, Radikale: So soll Trumps Team aussehen

Bei der Wahl der Kandidaten für gewichtige Posten spielten für den neuen US-Präsidenten Trump Fernsehtauglichkeit, stramme Gefolgschaft und Geld eine Rolle. Wer hat in Washington bald das Sagen?

von Christiane Jacke  21.01.2025

Verfassungsschutz

AfD Sachsen bleibt »gesichert rechtsextrem«

Das sächsische Oberverwaltungsgericht wies eine Beschwerde der Partei zurück

 21.01.2025

Interview

»Antisemitismus in der Schweiz ist beunruhigend«

Die abtretende Direktorin des Bundesamts für Polizei (fedpol), Nicoletta della Valle, warnt vor der schnellen Radikalisierung von Jugendlichen und weist auf besseren Informationsaustausch, um Terrorismus zu bekämpfen

von Nicole Dreyfus  21.01.2025

Sachsen

Gedenkstätten erinnern an NS-Opfer

Die zentrale Gedenkveranstaltung soll in Pirna-Sonnenstein stattfinden

 21.01.2025

Washington D.C.

Trump über Gaza: »Phänomenale Lage« und »bestes Wetter«

Bei seinem ersten offiziellen Termin im Weißen Haus als neuer US-Präsident beantwortet Trump gleich die Fragen der Presse. Dabei äußert er sich auch über die Zerstörungen im Gazastreifen

 21.01.2025

Washington D.C.

Israel-Freund Rubio als Außenminister bestätigt

Viele von Trumps Wunschkandidaten für sein Kabinett sind umstritten. Der Außenminister bekommt aber Unterstützung von beiden Seiten

 21.01.2025

Nahost

Gazastreifen-Bewohner zwischen Verbitterung und Hoffnung

Die Waffen schweigen in Gaza, doch das ist noch nicht der Frieden, auf den die Menschen hoffen. Mancher glaubt, dass der Preis des Krieges zu hoch war

von Emad Drimly, Eva Krafczyk  21.01.2025

Jerusalem/Gaza

Netanjahu will mit Trump den Iran besiegen

Israels Regierungschef gratuliert dem neuen US-Präsidenten und beschwört den gemeinsamen Kampf gegen die »Terror-Achse« Teherans mit den Terrororganisationen Hamas und der Hisbollah

 21.01.2025