Interview

»Getroffene Hunde bellen«

Manuela Schwesig Foto: dpa

Interview

»Getroffene Hunde bellen«

Manuela Schwesig über den neuen »Kita-Erlass« und rechtsextreme Erzieher

von Katrin Richter  02.08.2010 17:23 Uhr

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Bottalk ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Bottalk angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Frau Schwesig, seit Anfang August müssen künftige Kindergarten-Betreiber in Mecklenburg-Vorpommern per Selbsterklärung nachweisen, dass sich ihre Angestellten zur Verfassung bekennen. Warum bedarf es eines solchen Erlasses?
Wir haben die Sorge, dass Rechtsextremisten unsere Zivilgesellschaft unterwandern und auch vor Kitas nicht haltmachen. Es gab einen konkreten Fall im Dorf Bartow, bei dem Rechtsextremisten versucht haben, eine Kita als Träger zu übernehmen. Da sind wir hellhörig geworden, und dem wollen wir einen Riegel vorschieben.

Ist dies eine Maßnahme ausschließlich gegen Rechtsextremisten?
Sie gilt für alle, die im Bereich der Kindertagesbetreuung Verantwortung übernehmen. In der Präambel des Kindertagesförderungsgesetzes steht, dass die Bildung von Kindern auf Basis der grundgesetzlichen Werteordnung erfolgen muss. Diese Werteordnung gilt für alle. Wenn Erzieherinnen und Erzieher nicht auf dem Boden der Verfassung stehen, dann haben wir begründete Sorge, dass dann das Kindeswohl gefährdet wird.

Was geschieht mit den 1.100 Kindertageseinrichtungen, die es bislang in Mecklenburg-Vorpommern gibt? Wird dort rückwirkend geprüft?
Wir haben derzeit keine Anhaltspunkte, dass wir in diesen Einrichtungen Sorgen haben müssen. Und wir möchten auch nicht alle, die in unserem Land im Kita-Bereich arbeiten, unter Generalverdacht stellen. Unser Gesetz haben wir mit einem Ministererlass an das Landesjugendamt unterfüttert, das die Genehmigungen für Kitas erteilt. Bei den freien Trägern, die wir nicht kennen, werden wir künftig von der Kommune fordern, uns eine Einschätzung zu geben. Beim Beispiel in Bartow war es so, dass der Bürgermeister die Person kannte, die ein Angebot für eine Kita vortrug. Das hat er abgelehnt. Sollten wir allerdings bei bestehenden Kitas Anhaltspunkte haben, werden wir die überprüfen.

Wie stellen Sie sicher, dass die Angaben keine Lippenbekenntnisse sind und Extremis-ten dennoch die Kinder unterrichten?
In allen Lebensbereichen ist es möglich, durch Unterschriften falsche Bekenntnisse abzugeben. Davor ist niemand gefeit. Wir haben mit einer solchen Selbsterklärung gute Erfahrungen gemacht. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es schon einen Erlass des Innenministers, dass alle, die sich für ein Bürgermeisteramt zur Wahl stellen, eine Selbsterklärung abgeben müssen. Wir wissen, dass Leute, die in der Extremistenszene sind, diese Erklärung nicht unterschreiben, weil das nicht zu ihrer Überzeugung passt. Mit dem Erlass wollen wir auch dafür sensibilisieren, wachsam zu sein.

Die NPD sieht sich in der Opferrolle und spricht von einem »Radikalenerlass«.
Getroffene Hunde bellen. Wir werden es nicht zulassen, dass rechtsextremistisches Gedankengut in die Köpfe unserer Kinder kommt. Wer nicht aus der Geschichte lernt, gefährdet die Zukunft.

Mit der Sozialministerin von Mecklenburg-Vorpommern sprach Katrin Richter.

Debatte

CDU-Landeschef: Was nutzen alle Bekenntnisse zu Israel, wenn wir beim ersten Gegenwind einknicken?

In der CDU rumort es, seit Parteichef und Kanzler Friedrich Merz Waffenlieferungen an Israel vorläufig stoppte

von Jan Brinkhus  21.08.2025

Washington D.C.

USA verschärfen Druck auf Internationalen Strafgerichtshof - und verhängen Sanktionen gegen Richter

Außenminister Marco Rubio kündigt neue Sanktionen gegen vier weitere Richter und leitende Mitarbeiter der Institution an

 21.08.2025

Berlin

Ahmad Mansour kritisiert Begriff »antimuslimischer Rassismus«

Für den Islamismus-Experten handelt es sich um einen gefährlichen Kampfbegriff. Er tabuisiere Islamkritik und erkläre Muslime zu Opfern. Doch anders als Juden könnten sie in Deutschland sicher leben

von Gottfried Bohl  21.08.2025

Berlin

300 Wissenschaftler fordern Boykott israelischer Universitäten

Auch »Völkermord« wird Israel in dem Schreiben vorgeworfen. Der Terror der Hamas wird hingegen nicht erwähnt

 21.08.2025

Auschwitz-Prozess

Kein einziges menschliches Wort

Vor 60 Jahren fiel das Urteil gegen 20 NS-Verbrecher in Frankfurt. Sie zeigten keine Reue

von Christoph Arens, Mascha Malburg  21.08.2025

Embargo

»Strategischer Fehler«

In der Union gibt es Zweifel an der Führungsfähigkeit des Kanzlers. Lob bekommt Merz von der AfD und dem Iran

von Stefan Laurin  20.08.2025

Analyse

Misstrauische Partner

Russland stellt sich öffentlich an die Seite des Iran. Doch der Kreml verfolgt in Nahost andere Ziele als die Mullahs

von Alexander Friedman  20.08.2025

Weimar

Buchenwald darf Zutritt mit Palästinensertuch verweigern

Die Hintergründe im Überblick

 20.08.2025

Medien

Fiktion statt Fakten

Matti Friedman hat viele Jahre für die Nachrichtenagentur AP berichtet. Der Journalist kennt die Probleme der Gaza-Berichterstattung aus erster Hand

von Gunda Trepp  20.08.2025