Berlin

»Gesamtgesellschaftliche Verpflichtung«

Fachgespräch im Bundestag zu »Antisemitismus in Deutschland« Foto: Stefan Kaminski

In Deutschland denken über 16 Millionen Menschen in irgendeiner Weise negativ und vorurteilsbehaftet über Juden oder agieren entsprechend. Auf diese Statistik des Hasses verwies der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, am Mittwochabend bei einer Veranstaltung der Grünen-Bundestagsfraktion in Berlin.

Antisemitismus sei in den vergangenen Jahren auf verheerende Weise wieder sichtbar geworden, er scheine sogar auf dem Vormarsch zu sein. Dabei müsse immer wieder betont werden, so Schuster, dass Antisemitismus keineswegs nur eine Gefahr für Juden sei, sondern ein Angriff auf die gemeinsamen Werte, wie Freiheit, Toleranz und Gleichheit. Insofern sei die Bekämpfung dieses Phänomens auch nur gemeinsam möglich: »Es ist eine gesamtgesellschaftliche Verpflichtung.«

politik Bündnis 90/Die Grünen hatte zu dem Fachgespräch im Bundestag eingeladen, um, wie es hieß, zu erfahren, wie Jüdinnen und Juden Antisemitismus erleben und was sie von der Politik erwarten.

Fraktionschef Anton Hofreiter hatte zuvor bereits in einem Interview mit der Jüdischen Allgemeinen klargestellt, dass der Kampf gegen Judenhass für seine Partei ein zentrales Thema sei: »Der Großteil der Straftaten, über 90 Prozent, wird immer noch aus dem rechtsextremen Lager begangen. Aber diese Zahl darf nicht dazu führen, dass man woanders nicht mehr genau hinschaut.« Es müsse dafür gesorgt werden, dass Antisemitismus nicht nur als Problem der anderen angesehen wird, sagte Hofreiter. »Wir dürfen nicht schweigen, wenn Antisemitismus auch aus der Linken und der linken Mitte kommt.«

gesellschaft Ein vom Bundestag eingesetzter Expertenkreis Antisemitismus hatte bereits 2012 festgestellt, dass latent antisemitische Einstellungen »in erheblichem Umfang« bis in die Mitte der Gesellschaft verankert seien. Ein aktueller Bericht soll in den kommenden Wochen vom Bundesinnenministerium vorgelegt werden. Schuster forderte, die Handlungsempfehlungen nicht nur zur Kenntnis zu nehmen, sondern auch umzusetzen. Es sei sinnvoll, so der Zentralratspräsident, hierfür einen Antisemitismusbeauftragten einzusetzen.

Am Fachgespräch nahmen unter anderem das Mitglied des Expertenkreises Marina Chernivsky, Bloggerin Juna Grossmann und Sergey Lagodinsky, Repräsentant der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, sowie Volker Beck, Sprecher für Religions- und Migrationspolitik der Grünen-Bundestagsfraktion, teil. ja

Die gesamte Veranstaltung gibt es unter:
www.facebook.com/Gruene.im.Bundestag/videos/10154929626495116/

Tel Aviv/Birmingham

Ex-Geisel zu Ausschluss von Maccabi-Fans: »Schämt euch!«

Emily Damari kritisiert den Ausschluss von Fans des Fußballvereins Maccabi Tel Aviv vom Europacupspiel bei Aston Villa. Sie spricht von einer »unerhörten Entscheidung«

 17.10.2025

Berlin/Ankara

Wadephul setzt auf Wiederannäherung von Türkei und Israel

Der deutsche Außenminister ist zum Antrittsbesuch in Ankara eingetroffen. Er sieht sich in einer Rolle der klassischen Diplomatie. Das gilt auch für das schwierige Verhältnis des Gastgebers zum jüdischen Staat

 17.10.2025

Meinung

Das moralische Versagen der Linken

Wenn Antisemitismus offen auf der Straße marschiert, dann hört man aus den linken Reihen: nichts.

von Nicole Dreyfus  17.10.2025

München

Wegen »Hitlergruß«-Collage: AfD-Mann Bystron verurteilt

Der Politiker teilt eine Fotomontage in sozialen Medien. Zu sehen: unter anderem Angela Merkel mit erhobenem Arm und ausgestreckter Hand

 17.10.2025

New York

Bürgermeisterkandidat bezichtigt Israel eines Völkermords

Der Demokrat Zohran Mamdani will das Land außerdem »nicht als jüdischen Staat« anerkennen

 17.10.2025

Interview

»Völkermörder!«: Nach dem Linken-Eklat in Neukölln - Jetzt spricht Bat Yams Bürgermeister

Bat Yams Bürgermeister Tzvika Brot wurde bei einem Besuch in Berlin-Neukölln von Fraktionschef der Linkspartei als Völkermörder beschimpft. Im Interview spricht er über den Vorfall und die Zusammenarbeit zwischen deutschen und israelischen Kommunen

von Detlef David Kauschke  17.10.2025

Reisen

Israelischer Reisepass verliert an Wert

Visafrei können Israelis in nur noch 165 Staaten der Welt reisen. Wie sieht es mit den Inhabern deutscher Pässe aus?

 17.10.2025

Washington D.C.

»Ich liebe Hitler«: Antisemitismus-Skandal bei »Jungen Republikanern«

In nun veröffentlichten Chats wird der Holocaust verharmlost, die Sklaverei verteidigt und Gewalt gegen politische Gegner befürwortet

 17.10.2025

Großbritannien

Starmer kritisiert Fanverbot für Maccabi Tel Aviv: »Falsche Entscheidung«

»Wir werden Antisemitismus auf unseren Straßen nicht tolerieren«, versichert der Premierminister

von Imanuel Marcus  17.10.2025