Oranienburg

Geplante Straßenbenennung sorgt weiter für Kritik

Obelisk auf dem früheren Appellplatz des Konzentrationslagers: Gedenkstätte Sachsenhausen Foto: imago images/Joko

Der Streit über einen Straßennamen nahe der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen schwelt auch nach einem Kompromissvorschlag weiter. Das Internationale Sachsenhausen-Komitee zeigte sich am Donnerstag irritiert über die Oranienburger Straßenbenennungskommission. Offensichtlich seien die Verantwortlichen nicht gewillt, »die grundsätzlichen Bedenken der internationalen Organisationen der KZ-Häftlinge konstruktiv aufzunehmen«.

Auslöser des Streits ist die von den Oranienburger Stadtverordneten beschlossene Benennung einer Straße nach Gisela Gneist im neuen Wohngebiet auf dem Gelände des ehemaligen KZ-Außenkommandos »Zeppelin«. Gneist (1930–2007) war von 1946 bis 1950 im sowjetischen Speziallager Sachsenhausen inhaftiert, das im vorherigen NS-Konzentrationslager betrieben wurde.

gutachten Einem Gutachten zufolge soll sie später Historikern und Gedenkstättenleitern »in polemisch-konfrontativer Weise« begegnet sein, »teils versetzt mit antisemitischen Untertönen und persönlichen Diffamierungen«. Berührungsängste gegenüber rechtsextremen Positionen habe sie nicht gezeigt.

Gegen die Straßenbenennung hatten auch die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten und die evangelische Kirche protestiert. Auch der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, forderte einen Verzicht auf die Benennung nach Gisela Gneist. »Anstatt starrköpfig an diesem Straßennamen festzuhalten, sollte sich die Stadtverordnetenversammlung auf einen neuen Namen verständigen. Einen Namen, der nicht spaltet«, so Schuster.

kompromiss Ein Kompromissvorschlag der Straßenbenennungskommission sieht nun laut Sachsenhausen-Komitee vor, weiter eine Straße in dem neuen Wohngebiet nach einer Überlebenden des sowjetischen Speziallagers zu benennen. Der Name Gneist solle aber gegen den von Karin-Ruth Diederichs ausgetauscht werden. Nach Gneist solle eine Straße in einem anderen Stadtteil benannt werden.

Kritik kam nun erneut von der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten. Die stellvertretende Leiterin der Gedenkstätte Sachsenhausen, Astrid Ley, sagte: »Der jetzt vorliegende Beschlussentwurf missachtet die massive internationale Kritik gegen eine Ehrung Gisela Gneists und stellt einen neuerlichen Affront gegen KZ-Überlebende und deren Angehörige dar.« epd/ja

Verteidigung

Bundeswehr nimmt Raketenwehrsystem Arrow 3 in Betrieb

Deutschland baut als Reaktion auf die Bedrohung durch Russland die Luftverteidigung aus und hat ein System in Israel beschafft. Es soll feindliche Flugkörper schon in größter Höhe zerstören können

von Carsten Hoffmann  03.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  03.12.2025 Aktualisiert

Medien

»Antisemitische Narrative«: Vereine üben scharfe Kritik an Preis für Sophie von der Tann

Die Tel-Aviv-Korrespondentin der ARD soll mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt werden

 03.12.2025

Prozess

Opfer des Attentats am Holocaust-Mahnmal hörte »Allahu akbar«-Ruf

Dem spanischen Touristen Iker M. wurde im Februar von einem 19-jährigen Syrer beim Besuch des Berliner Holocaust-Mahnmals mit einem Messer in die Kehle geschnitten. Vor Gericht berichtete er von Angstzuständen, die er seitdem hat

 03.12.2025

Nach Eklats

Präsidentin der TU Berlin abgewählt

Sie war einst im Beraterkreis des damaligen Kanzlers Olaf Scholz und sorgte immer wieder für Kontroversen. Nun ist Geraldine Rauch als TU-Präsidentin abgewählt. Ihre Nachfolgerin ist keine Unbekannte

 03.12.2025

Ehrung

»Ahmad Mansour kämpft nicht gegen Symptome, sondern gegen Ursachen«

Der Islamismusexperte Ahmad Mansour wurde mit dem Hanns-Martin-Schleyer-Preis ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Wir dokumentieren die Rede

von Josef Schuster  03.12.2025

Analyse

Der Kanzler in Israel: Antritt mit Spannung

Friedrich Merz besucht am Samstag Israel. Die Beziehungen beider Länder sind so strapaziert wie selten zuvor. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die Reise des Bundeskanzlers

von Joshua Schultheis  03.12.2025

Berlin

Prozess um Attentat am Holocaust-Mahnmal fortgesetzt

Das überlebende Opfer, der 31-jährige spanische Tourist Iker M., wollte am Mittwoch persönlich vor dem Kammergericht aussagen

 03.12.2025

Verteidigung

Merz und Pistorius nicht bei Einführung von »Arrow 3«

Die Bundesregierung hatte immer wieder betont, wie wichtig das israelische Raketenabwehrsystem für Deutschlands Sicherheit sei

 03.12.2025