Gazastreifen

»Geiseln in akuter Lebensgefahr«

Die Geisel Rom Braslavski könnte verhungern oder direkt von der Hamas ermordet werden, wie zuvor viele andere Verschleppte.

Die von der Hamas im Gazastreifen festgehaltenen israelischen Geiseln schweben einem medizinischen Bericht zufolge in akuter Lebensgefahr. Die Notlage der Geiseln ergebe sich dabei nicht aus den allgemeinen Lebensbedingungen im Gazastreifen, sondern deuteten »klar auf die bewusste und vorsätzliche Misshandlung durch die Hamas hin«, erklärte am Dienstag die israelische Botschaft in Berlin.

Sie appellierte an die internationale Gemeinschaft, »jetzt« zu handeln.
Sie müsse »mit allen verfügbaren Mitteln politischen und diplomatischen Druck auf die Hamas und ihre Unterstützer ausüben«, hieß es in der Erklärung. Neben dem unabhängigen medizinischen Zugang zu den Geiseln müsse sie auch ihre Versorgung mit Nahrung, sauberem Wasser und Medikamenten durchsetzen.

Überdies müsse sie auf die »sofortige Freilassung aller noch lebenden Geiseln sowie die Rückgabe der Leichen der Ermordeten« drängen. »Jede Verzögerung gefährdet das Leben der Geiseln«, warnte die Botschaft.

Besonders alarmierend

Der am Vortag veröffentlichte medizinische Bericht war der Botschaft zufolge im Auftrag des israelischen Forums der Geisel-Angehörigen erstellt worden. Dafür wurden demnach Beweise aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. Ausgewertet wurden neben Videoaufnahmen auch Aussagen von Überlebenden und die Obduktionsberichte von Geiseln, »die in einem Zustand extremer Hungersnot ermordet wurden«.

Lesen Sie auch

Besonders alarmierend seien die kürzlich veröffentlichten Propagandavideos von Evyatar David und Rom Braslavski, hieß es.

Die Hamas und der mit ihr verbündete Islamische Dschihad hatten in den vergangenen Tagen drei Propagandavideos von seit Oktober 2023 festgehaltenen Geiseln verbreitet. Eines der Videos zeigt den ausgemergelten David, wie er sich in einem engen Tunnel sein eigenes Grab zu schaufeln scheint. Ein anderes Video zeigt, wie der Deutsch-Israeli Braslavski unter Tränen um seine Freiheit fleht.

Hochgradig gefährdet

Der 24-jährige David hat nach Einschätzung der Experten fast die Hälfte seines Körpergewichts verloren, er wiegt nur noch etwa 40 bis 45 Kilogramm. Auch der 22-jährige Braslavski ist demnach schwer untergewichtig und hochgradig gefährdet.

Die beiden jungen Männer wurden am 7. Oktober 2023 beim Hamas-Überfall der Hamas und ihrer Verbündeten auf das Nova-Musikfestival entführt. Die Familien hatten der teilweisen Veröffentlichung der Propaganda-Aufnahmen zugestimmt. afp

Kommentar

Warum Zürichs Entscheid gegen die Aufnahme von Kindern aus Gaza richtig ist

Der Beschluss ist nicht Ausdruck mangelnder Menschlichkeit, sondern das Ergebnis einer wohl überlegten Abwägung zwischen Sicherheit, Wirksamkeit und Verantwortung.

von Nicole Dreyfus  06.11.2025

Ehrung

»Wir Nichtjuden sind in der Pflicht«

Am Mittwochabend wurde Karoline Preisler mit dem Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

 06.11.2025 Aktualisiert

Medien

So erzeugt man einen gefährlichen Spin

Wie das Medienunternehmen »Correctiv« den Versuch unternimmt, die Arbeit des israelischen Psychologen Ahmad Mansour fragwürdig erscheinen zu lassen

von Susanne Schröter  06.11.2025

Meinung

Wenn deutsche Linke jüdische Selbstbestimmung ablehnen

In einer Resolution delegitimiert die Linksjugend Israel als koloniales, rassistisches Projekt. Dabei ist der Staat der Juden nicht zuletzt eine Konsequenz aus den Verbrechen der Deutschen im Nationalsozialismus

von Frederik Schindler  06.11.2025

Ostdeutschland

AfD-Regierung als »Schreckensszenario«

Zehn Monate vor den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt wächst in den jüdischen Gemeinden die Sorge vor einem Sieg der AfD

von Joshua Schultheis  06.11.2025

9. November

Erinnerung ohne Empathie ist leer

Wenn Deutschland am Sonntag der Pogromnacht gedenkt, darf Erinnerung nicht nur rückwärtsgewandt sein. Sie muss auch die Angst der Juden von heute im Blick haben

von Tobias Kühn  06.11.2025

Karlsruhe/Aarhus

Erneut Festnahme wegen mutmaßlicher Terrorpläne gegen jüdische Ziele

In Dänemark wurde ein Afghane festgenommen, der nach Erkenntnissen des deutschen Generalbundesanwalts Waffen und Sprengstoff für Anschläge auf Einrichtungen in Deutschland beschaffen sollte

 06.11.2025

Hanau

Hakenkreuze aus Menschenblut auf Autos geschmiert

Schauerliche Entdeckung im Hanauer Stadtteil Lamboy: Das Nazi-Symbol wurde auf Autos, Briefkästen und Hauswänden entdeckt. Die Polizei bittet die Bevölkerung um Hinweise

 06.11.2025

Berlin

Untersuchungsausschuss zu Fördergeld-Vergabe steht an

Wurde Förderung für Projekte gegen Antisemitismus nach politischen Wünschen der Berliner CDU vergeben? Grüne und Linke wollen die Vergabe durch Kultursenatoren nun genau durchleuchten

 06.11.2025