Meinung

Geeint im Kampf gegen Antisemitismus?

Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: imago images / epd

Es war ein starkes Signal, das im November vergangenen Jahres vom politischen Berlin ausging. Einen Monat nach dem barbarischen antisemitischen Massaker der Hamas und zum 85. Jahrestag der Novemberpogrome zeigte sich der Bundestag standhaft im Sturm antisemitischen Aufruhrs hierzulande, wie einem Brandanschlag auf eine Synagoge in Berlin.

Die Fraktionen der Regierungskoalition und die Unionsfraktion brachten jeweils einen Antrag zum Schutz jüdischen Lebens in das Parlament ein. Die Anträge unterschieden sich lediglich in Nuancen. Kern beider Anträge war die Forderung der Implementierung der IHRA-Definition in die Vergabe von staatlichen Mitteln sowie das ausdrückliche Bekenntnis zum Existenzrecht Israels als Voraussetzung für die Einbürgerung.

Das Primat der Parteipolitik setzt sich durch – wieder einmal. Eine Sternstunde des Parlaments darf nicht untergehen im Kleinmut.

Im Angesicht einer mehr als angemessenen Gedenkstunde im Bundestag wurden die Texte in den Ausschuss überwiesen mit dem Ziel, einen gemeinsamen Antrag der Regierungsfraktionen und der größten Oppositionsfraktion zu erarbeiten. Es schien, als seien die demokratischen Fraktionen geeint im Kampf gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens.

Und nun, sechs Monate nach dem Hamas-Terror und nur wenige Tage nach einem erneuten Brandanschlag auf eine Synagoge in Oldenburg, scheint man keinen Schritt weiter. Im Gegenteil: Die grundlegende verbindende Linie der beiden Anträge steht laut Medienberichten in Frage. Das Primat der Parteipolitik setzt sich durch – wieder einmal.

Noch ist die Gelegenheit, klare Kante zu zeigen. Hierfür bedarf es auch der Auseinandersetzung mit eigenen internen politischen Differenzen.

Der Schutz jüdischen Lebens lässt keinen Raum für politisches Taktieren. Eine Sternstunde des Parlaments darf nicht untergehen im Kleinmut. Noch ist die Gelegenheit, klare Kante zu zeigen. Hierfür bedarf es auch der Auseinandersetzung mit eigenen internen politischen Differenzen; das ist unbequem, aber bitter notwendig.

Die Fraktionen sind in der Pflicht, den Geist der ursprünglichen Anträge zu erhalten und eine fraktionsübergreifende Antwort auf den anhaltenden Judenhass im Land zu geben.

Deutschland

Rechtsextremismus beunruhigt Deutsche stärker als Zuwanderer

Antisemitische Vorurteile nehmen bei Türkeistämmigen zu, während die Angst vor Rechtsextremismus bei Deutschen ohne Migrationshintergrund besonders hoch ist. Was verrät die neue KAS-Studie noch?

 09.12.2025

Medien

Äußerst ungewöhnlicher Schritt: Irans Staatssender gesteht Fehler bei Kriegsberichterstattung ein

Nach dem Krieg gegen Israel gesteht der Präsident des iranischen Staatssenders eine Falschmeldung ein. Die Hintergründe

 09.12.2025

Umfrage

KAS-Studie: Antisemitische Vorurteile nehmen bei Türkeistämmigen zu

Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat eine neue Studie zum Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft vorgelegt. Dabei wurden auch Einstellungen zu Juden abgefragt

 09.12.2025

Naher Osten

Bericht: Keine Rolle für Tony Blair bei Gaza-Friedensrat

Anstelle Blairs ist der bulgarische Diplomat und ehemalige Nahostgesandte Nickolay Mladenov im Gespräch, wie die »Financial Times« vermeldete

 09.12.2025

Frankfurt am Main

Lufthansa Cargo stoppt Militärtransporte nach Israel

Während die politischen Beziehungen zwischen Berlin und Jerusalem eine Annäherung erleben, ist dies im Luftfahrt-Bereich nicht der Fall. Warum?

 08.12.2025

Berlin

Presseschau zum Israel-Besuch von Kanzler Friedrich Merz

Wie bewerten deutsche Leit- und Regionalmedien Merz‘ Antrittsbesuch bei Ministerpräsident Benjamin Netanjahu?

 08.12.2025

Toronto

Miriam Mattova aus Uber geworfen, weil sie Jüdin ist

»Was passiert ist, ist nicht nur ein unangenehmer Moment. Es ist eine Erinnerung daran, warum es wichtig ist, sich zu äußern«, sagt das Model

 08.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  08.12.2025

Jerusalem

Ein neuer Sound?

Unterwegs mit Bundeskanzler Friedrich Merz bei seiner Antrittsreise in Israel

von Philipp Peyman Engel  07.12.2025