Einspruch

Gedenken gehört zur Gegenwart

Lukas Welz Foto: Uwe Steinert

Die Befreiung von Auschwitz am 27. Januar hat sich als zentraler Tag zum Gedenken an die Opfer der deutschen Verbrechen etabliert. Wir sollten dabei jedoch nicht vergessen, dass für viele Überlebende jeder einzelne Tag Erinnerungen an die erlebte Gewalt birgt. Denn auch 70 Jahre nach der Gründung Israels, das vielen Überlebenden eine sichere Heimat bietet, leiden viele von ihnen unter den traumatisierenden Erfahrungen der Vergangenheit.

Diese Traumata, die nicht einfach vergehen oder von alleine heilen, belasten den Alltag vieler Menschen. Zusätzlich wirken sich Faktoren wie weitere Gewalterfahrungen, Leugnung des Erlittenen, Antisemitismus, Debatten um eine erinnerungskulturelle Wende, Armut oder soziale Isolation auf den Erfolg der Aufarbeitung aus.

Traumata 2017 konnte die Hilfsorganisation AMCHA 20.657 Überlebende der Schoa und ihre Nachkommen in Israel darin unterstützen, trotz schwerer Traumata ein würdevolles Leben zu führen – ein neuer Höchststand und eine Verdoppelung seit 2007.

Die stetige Zunahme des psychologischen und sozialen Unterstützungsbedarfs erklärt sich unter anderem durch schwächer werdende soziale Netze und zu­nehmende Einsamkeit im Alter nach dem Tod von Partnern und Freunden. Etwa die Hälfte dieser Menschen sind Überlebende, die als Kinder befreit wurden und heute zwischen 73 und 89 Jahre alt sind. Das hohe Alter führt einerseits dazu, dass die Hilfe oft zu Hause, in Altenheimen oder Hospizen organisiert werden muss – ein hoher Mehraufwand für Organisationen wie AMCHA.

Angesichts der Lebenserwartung heißt das andererseits: Die Verarbeitung der Traumata ist eine Gegenwartsfrage und wird es bleiben, zumal diese innerhalb ihrer Familien oft über Generationen hinweg spürbar sein werden. Der Holocaust wirkt bis heute im Alltag vieler Überlebender und ihrer Nachkommen nach. Ihr Schicksal sollten wir bei allem Gedenken an die Vergangenheit nicht vergessen.

Der Autor ist Vorstandsvorsitzender der Hilfsorganisation AMCHA.

Neuss

Auktion von Besitztümern von NS-Opfern abgesagt

Im Fall der geplanten Auktion von Besitztümern von NS-Opfern hat sich die polnische Regierung eingeschaltet. Auch das Auschwitz-Komitee will die Versteigerung verhindern

 16.11.2025 Aktualisiert

Meinung

Mit Martin Hikel geht einer, der Tacheles redet

Der Neuköllner Bürgermeister will nicht erneut antreten, nachdem ihm die Parteilinke die Unterstützung entzogen hat. Eine fatale Nachricht für alle, die sich gegen Islamismus und Antisemitismus im Bezirk einsetzen

von Joshua Schultheis  16.11.2025

Berlin

Merz verspricht Schutz jüdischen Lebens in Deutschland

Bei der diesjährigen Verleihung des Preises für Verständigung und Toleranz im Jüdischen Museum Berlin an Amy Gutmann und David Zajfman gab Bundeskanzler Friedrich Merz ein klares Versprechen ab

 16.11.2025

Meinung

Die Ukrainer brauchen unsere Hilfe

Die Solidarität mit ukrainischen Geflüchteten in Deutschland nimmt ab. Aus einer jüdischen Perspektive bleibt es jedoch wichtig, auch weiterhin nicht von ihrer Seite abzuweichen

von Rabbinerin Rebecca Blady  16.11.2025

Berlin

Angriff auf Leiter deutsch-arabischer Schule in Neukölln

Al-Mashhadani gilt als Kritiker islamistischer Netzwerke und setzt sich für einen arabisch-israelischen Austausch ein

 15.11.2025

Debatte

»Hitler hatte eine unentdeckte genetische sexuelle Störung«

Eine neue britische Dokumentation über Adolf Hitler sorgt für Diskussionen: Kann die Analyse seiner DNA Aufschluss über die Persönlichkeit des Massenmörders geben?

 15.11.2025

Deutschland

Auschwitz-Komitee: Geplante Auktion ist schamlos 

Ein Neusser Auktionshaus will einen »Judenstern« und Briefe von KZ-Häftlingen und deren Angehörigen versteigern. Das internationale Auschwitz-Komitee reagiert

 15.11.2025

Debatte

Verbot durch US-Präsident Trump: Wie gefährlich ist die »Antifa-Ost« wirklich?

In einem ungewöhnlichen Schritt stuft die Trump-Regierung vier linksextreme Organisationen als Terrorgruppen ein - in Europa. Betroffen ist auch eine Gruppierung in Deutschland

von Luzia Geier  14.11.2025

Nahostkonflikt

Indonesien will 20.000 Soldaten für Gaza-Truppe bereitstellen

Der US-Plan für die Stabilisierung des Küstenstreifens sieht eine internationale Eingreiftruppe vor. Einige Staaten haben bereits Interesse bekundet

 14.11.2025