Berlin

Gedenken am »Gleis 17«

Kranzniederlegung am Mahnmal »Gleis 17« Foto: dpa

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Bundesaußenminister Guido Westerwelle haben am Donnerstagnachmittag am Mahnmal »Gleis 17« in Berlin-Grunewald der von den Nationalsozialisten deportierten Juden gedacht. Beide Politiker mahnten, dass sich Verbrechen gegen die Menschlichkeit wie der Holocaust nie wieder ereignen dürften.

Westerwelle sagte, dass die Gleise des früheren Güterbahnhofs für das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte stünden. Es sei verstörend und bedrückend, an jenem Ort zu stehen, von wo aus über 55.000 Juden deportiert worden waren. »Wer hier steht, weiß: Die deutsche Verantwortung für das Menschheitsverbrechen der Schoa hat kein Verfallsdatum.« Nie wieder, so Westerwelle, würden »Tod und Zerstörung von Deutschland ausgehen«.

Versprechen Westerwelle unterstrich zudem, dass Deutschland gegen Antisemitismus jeder Art entschieden eintrete. »Wir dulden keinen Antisemitismus. Nicht den lauten, aber auch nicht den leisen, der unterschwellig daherkommt.« Verantwortung für die Geschichte zu übernehmen, bedeute auch, dass die Existenz und die Sicherheit Israels nicht verhandelbar seien, so Westerwelle. An Netanjahu gewandt, sagte er: »Dies versichern wir Ihnen hiermit ausdrücklich.« Israel und Deutschland seien durch die Geschichte miteinander verbunden, bildeten aber auch eine Wertegemeinschaft der Demokratie.

Netanjahu erinnerte an die sechs Millionen Juden, die während der Schoa ermordet wurden, »ein Drittel unseres Volkes«. Es habe eine Welle der physischen und verbalen Bedrohung sowie Verleumdungen durch die Nazis gegeben. »Wir waren machtlos damals, niemand konnte uns schützen«, so Netanjahu.

Die Tatsache, dass er heute am Gleis 17 stehe, symbolisiere aber auch einen Sieg des jüdischen Volkes, erklärte Netanjahu. Heute seien Juden in der Lage, sich gegen ihre Gegner zu wehren. Netanjahu erklärte: »Aus der Asche der Schoa haben wir zwei Lehren gezogen: Wir brauchen den Staat Israel und eine starke Armee zu dessen Schutz.«

Kaddisch Zu Beginn der Zeremonie sprach Rabbiner Yehuda Teichtal das Totengebet El Male Rachamim. Nach den beiden Gedenkreden legten Netanjahu und Westerwelle an den Gleisen der Erinnerungsstätte Kränze nieder. Während Israels Wissenschaftsminister Daniel Hershkowitz aus dem Tanach zitierte, entzündeten Netanjahu und seine Frau Sara im Gedenken an die Opfer der Schoa zwei Kerzen. Zum Abschluss sprach der Berliner Gemeinderabbiner Yitshak Ehrenberg das Kaddisch.

Die Gedenkzeremonie am »Gleis 17« fand im Rahmen der 4. Deutsch-Israelischen Regierungskonsultationen statt. Gegenstand des zweitägigen Treffens unter Leitung der beiden Regierungschefs sind unter anderem die aktuelle politische Situation im Nahen Osten sowie die Zusammenarbeit beider Länder in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur.

Genf

Entscheidung gefällt: Israel bleibt im Eurovision Song Contest

Eine Mehrheit der 56 Mitgliedsländer in der European Broadcasting Union stellte sich am Donnerstag gegen den Ausschluss Israels. Nun wollen Länder wie Irland, Spanien und die Niederlande den Musikwettbewerb boykottieren

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann wird heute mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt. Bislang schwieg sie zur scharfen Kritik an ihrer Arbeit. Doch jetzt antwortete die ARD-Journalistin ihren Kritikern

 04.12.2025

Karlsruhe/München

Mutmaßlicher Huthi-Terrorist angeklagt

Ein Mann soll für die Terrororganisation im Jemen gekämpft haben. Deutschlands oberste Anklagebehörde will ihn vor Gericht sehen

 04.12.2025

Antisemitismus

Litauen: Chef von Regierungspartei wegen Antisemitismus verurteilt

In Litauen ist der Chef einer Regierungspartei mehrfach durch antisemitische Aussagen aufgefallen. Dafür musste er sich vor Gericht verantworten. Nun haben die Richter ihr Urteil gefällt

 04.12.2025

Berlin

Verfassungsschutz nimmt neue AfD-Jugend ins Blickfeld

Ist auch die »Generation Deutschland« rechtsextremistisch? Sie rückt bereits in den Fokus des Bundesamts für Verfassungsschutz

 04.12.2025

Berlin

Merz und Wegner nennen Lübcke-Statue geschmacklos

Auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) äußerte Unmut: Das Schicksal eines von einem Rechtsradikalen ermordeten Politiker zu instrumentalisieren, sei an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten

 04.12.2025

Bayern

Landtag wirbt für Yad Vashem-Außenstelle in München

Ein fraktionsübergreifenden Antrag – ohne Beteiligung der AfD - für eine Außenstelle der israelischen Gedenkstätte im Freistaat liegt vor

 04.12.2025

Ehrung

»Ahmad Mansour kämpft nicht gegen Symptome, sondern gegen Ursachen«

Der Islamismusexperte Ahmad Mansour wurde mit dem Hanns-Martin-Schleyer-Preis ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Wir dokumentieren die Rede

von Josef Schuster  04.12.2025

Graz

Verharmlosung von NS-Verbrechen: Haft für Deutschen in Österreich

Lange Haftstrafe für einen Publizisten: Was steckt hinter dem Urteil, und wie stufen Extremismusforscher seine bereits eingestellte Zeitschrift ein?

 04.12.2025