Einspruch

Frieden ohne Engel

Hat er oder hat er nicht? Auch Tage nach der Audienz geht die Diskussion weiter, ob Papst Franziskus Palästinenserpräsident Mahmud Abbas wirklich als »Friedensengel« bezeichnet hat. Namhafte Nachrichtenagenturen meldeten dies. Dagegen berichtet die italienische Zeitung La Stampa, der Papst habe lediglich der Hoffnung Ausdruck verliehen, Abbas möge zum »Friedensengel« werden.

Der Sprecher des Vatikans, Frederico Lombardi, der beim Treffen im Apotolischen Palast zugegen war, sagt, er habe den genauen Wortlaut nicht vernommen. Pater Lombardi betont aber, dass Franziskus seinen Gast wohl eher ermutigen wollte, sich dem Frieden zu verschreiben.

Anerkennung Thema bei der Zusammenkunft im Vatikan war auf jeden Fall auch der Grundlagenvertrag zwischen der römisch-katholischen Kirche und den Palästinensern, der bald unterzeichnet werden soll. Damit erkennt der Vatikan Palästina de facto als Staat an. Das wird in Israel mit Bedauern registriert, aber überrascht hat es nicht. Und es wird wohl kaum Folgen haben. Die Anerkennung durch Schweden oder andere europäische Staaten war da viel gewichtiger.

Der Druck auf Israel nimmt zu. Da ist das päpstliche Wort nur ein Akzent. Die EU drängt zur Wiederaufnahme von Verhandlungen. Frankreich, Jordanien und Neuseeland arbeiten an einer Resolution, mit der der UN-Sicherheitsrat Israel zum Rückzug aus dem Westjordanland zwingen soll. Auch Washington macht Jerusalem seine Präferenz für eine Zweistaatenlösung deutlich. Dort hat sich gerade Israels 34. Regierung zusammengefunden. Es ist die erste in 20 Jahren, bei der nicht einmal das Wort »Friedensverhandlungen« in den Koalitionsvereinbarungen auftaucht.

Aber: Bisher waren es meist die Hardliner, die wirklich bedeutende Schritte zum Frieden unternommen haben, wenn auch manchmal unter Druck von außen: Ende der 70er Menachem Begin, Itzhak Shamir in den frühen 90ern. Warum nicht 2015 Benjamin Netanjahu? Es muss ja nicht immer ein Engel sein.

Der Autor ist Korrespondent der Onlinezeitung »The Times of Israel«.

Berlin

Mehr Demonstrationen mit Nahost-Bezug

Auf den Straßen der Hauptstadt ist 2025 weniger demonstriert worden, die Kundgebungen mit Bezug zum Nahen Osten haben jedoch zugenommen

 28.12.2025

Berlin

»Jeder sollte sich überlegen, ob er mit dem Teufel ins Bett geht«

Der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, hält Koalitionen mit der AfD auf Länderebene für gefährlich

 27.12.2025

Genua

Italien geht gegen mutmaßliches Hamas-Netzwerk vor

Die Ermittler decken ein Netzwerk zur Unterstützung der islamistischen Terrororganisation auf

 27.12.2025

Berlin

Wadephul: Keine deutsche Beteiligung an Gaza-Stabilisierungstruppe

Er sei dafür, »dass Deutschland eine vermittelnde Rolle einnimmt, um der Sicherheit Israels Rechnung zu tragen«, so der Außenminister

 26.12.2025

Istanbul

Türkei nimmt 115 mutmaßliche IS-Mitglieder fest

Die Verdächtigen sollen Anschläge während der Weihnachts- und Neujahrszeit geplant haben

 25.12.2025

Australien

Mann solidarisiert sich mit Sydney-Attentätern – Festnahme

Bei dem Verdächtigen wurden Einkaufslisten für den Bau einer Bombe und Munition gefunden. Es erging bereits Anklage

 24.12.2025

Washington

US-Regierung nimmt deutsche Organisation HateAid ins Visier

Die beiden Leiterinnen wurden wegen angeblicher Zensur amerikanischer Online-Plattformen mit Einreiseverboten belegt. Die Bundesregierung protestiert

 24.12.2025

Großbritannien

Israelfeindlicher Protest: Greta Thunberg festgenommen

In London treffen sich Mitglieder der verbotenen Gruppe Palestine Action zu einer Protestaktion. Auch die schwedische Aktivistin ist dabei. Die Polizei schreitet ein

 23.12.2025

Stockholm

Was bleibt von den Mahnungen der Überlebenden?

Der Schoa-Überlebende Leon Weintraub warnt vor der AfD und Fanatismus weltweit. Was für eine Zukunft hat die deutsche Erinnerungskultur?

von Michael Brandt  23.12.2025