Bayern

Freie Wähler-Politiker entschuldigt sich für antisemitische Kommentare

Ein Wahlplakat der Freien Wähler in Bayern Foto: picture alliance / Goldmann

Markus Saller, der Direktkandidat der Freien Wähler im bayerischen Wahlkreis Mühldorf am Inn, hat einen neuen Antisemitismus-Skandal ausgelöst. Dies geschah mit Kommentaren auf der Internetplattform X (ehemals Twitter).

Der erste davon erschien unter einem Foto, das Karl Lauterbach (SPD) gepostet hatte. Es zeigte ihn mit seinem Doktorvater Amartya Sen, den der Bundesgesundheitsminister als Vorbild bezeichnete, und dessen Frau Emma Rothschild. Der Politiker der Freien Wähler kommentierte das Bild folgendermaßen: »Rothschild?«

Lange Liste Der Kommentar ist zumindest fragwürdig, denn der Name Rothschild wird bei Nazis und anderen Antisemiten als Codewort für »Jude« verwendet. Zudem reiht er sich zugleich in eine lange Liste an von »Querdenkern«, anderen Verschwörungstheoretikern und Judenhassern verfassten Kommentaren ein.

Lauterbach selbst kommentierte sein Bild folgendermaßen: »Viele «Querdenker» scheinen auch antisemitische «Gedanken» zu haben.« Er ist seit seiner Übernahme des Gesundheitsministeriums von Jens Spahn (CDU) eines der zentralen Feindbilder der »Querdenker«-Bewegung, die die vorsichtige Coronapolitik sowohl der früheren Regierung Merkel, als auch der aktuellen Ampelkoalition von Bundeskanzler Scholz ablehnt.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Nur wenige Tage zuvor hatte Saller ebenfalls einen problematischen Kommentar auf X hinterlassen. Dabei ging es um den »Great Reset«, eine seit den ersten Monaten der Coronapandemie verbreitete Verschwörungstheorie, wonach eine Finanzelite (weiteres Antisemiten-Codewort für »Juden«) nach der Krise eine Neuordnung der Weltwirtschaft implementieren will. Den »Big Players« sei beim »Great Reset« ein Logenplatz versprochen worden, schrieb Saller.

Gelöschtes Konto Nachdem seine Kommentare scharf kritisiert wurden, löschte sie der Freie Wähler-Kandidat für die am 8. Oktober erfolgende Landtagswahl mitsamt seinem kompletten X-Konto.

Gegenüber dem »Spiegel« erklärte er, er distanziere sich von jeglicher Form des Antisemitismus. Ihm sei weder bewusst gewesen, dass es bei »Rothschild« einen jüdischen Hintergrund gebe, noch dass der Begriff »Great Reset« ebenfalls antisemitisch ist. Markus Saller entschuldigte sich bei allen, deren Gefühle er verletzt haben könnte.

Erst kürzlich hatte ein Skandal um ein antisemitisches Flugblatt den Chef der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, in Bedrängnis gebracht. Dabei ging es in erster Linie um eine nur halbherzige Entschuldigung und eine Strategie, die als Täter-Opfer-Umkehr kritisiert wurde. im

Philosophie

Hannah Arendt und die Freiheit des Denkens

Die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts waren ihr Lebensthema. Sie sah ihre Aufgabe als politische Denkerin darin, die Welt und die Menschen zu verstehen. Die politische Theoretikerin starb vor 50 Jahren

von Jürgen Prause  02.12.2025

Verteidigung

Deutschland stellt Arrow 3 in Dienst

Erstmals kommt das Raketenabwehrsystem außerhalb Israels zum Einsatz

 02.12.2025 Aktualisiert

Interview

»Die Altersarmut bleibt«

Aron Schuster über das Ende des Härtefallfonds, Einmalzahlungen und Gerechtigkeit für jüdische Rentner

von Mascha Malburg  02.12.2025

Meinung

Die neue AfD-Jugendpartei ist kein bisschen weniger extrem

Die »Junge Alternative« wurde durch die »Generation Deutschland« abgelöst. Doch die Neuordnung der AfD-Jugendorganisation diente keineswegs ihrer Entradikalisierung

von Ruben Gerczikow  02.12.2025

Berlin

Zentrum für Politische Schönheit errichtet »Walter Lübcke Memorial« vor CDU-Zentrale

Am Freitag soll außerdem eine Gedenkveranstaltung mit Michel Friedman durchgeführt werden

 02.12.2025

Berlin

Israel-Flagge vor Rotem Rathaus eingeholt

Nach mehr als zwei Jahren wurde die Fahne am Dienstag vom Mast geholt. Die Hintergründe

 02.12.2025

Berlin

Steinmeier erinnert an Stiftungsgründung für NS-Zwangsarbeiter

Im Jahr 2000 gründeten die deutsche Wirtschaft und der Bund nach langem Vorlauf die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft. Millionen NS-Opfer erhielten zumindest einen symbolischen Betrag

 02.12.2025

Rechtsextremismus

Fragezeichen nach skurriler Rede bei AfD-Jugendkongress 

Wer steckt hinter dem mysteriösen Auftritt des Mannes, der mit einer Rede im Hitler-Stil den Gründungskongress der AfD-Jugend aufmischte? Ihm droht der Parteiausschluss

von Jörg Ratzsch  01.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert