Berlin

Besetzung an der Freien Universität: Jüdische Studierende aus dem Hörsaal gedrängt

Foto: picture alliance / Schoening

Am Donnerstag haben Mitglieder der Gruppe »Students for Free Palestine« an der Freien Universität Berlin (FU) einen großen Hörsaal besetzt. Gegen Mittag hängten sie Plakate mit propalästinensischen und teils antisemitischen Botschaften auf. Darauf die Apartheid-Lüge und der Vorwurf des Genozids. Auch der Slogan »Free Palestine from German Guilt« wurde auf eine Leinwand projiziert.

Dann begannen die Besetzer damit, Reden zu halten, bei denen antisemitische Narrative bedient und Lügen über Israel verbreitet wurden. Laut einem Augenzeugen wurden auch die Verbrechen des Massakers am 7. Oktober verharmlost. Die Leitung der Universität verbot die Besatzung erst nicht. Augenzeugen zufolge kam die Diversitätsbeauftragte der FU in den Saal und sprach mit den Besetzern, ohne dass es Konsequenzen gab. Erst ab 16 Uhr ließ die Unileitung dann die Besatzung von der Polizei räumen. Auf einem Video ist zu sehen, wie die scheinbar aus dem Saal gedrängten Studierenden anschließend über den Campus laufen. Sie skandieren: »Zionisten sind Faschisten – töten Kinder und Zivilisten.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Es gab aber auch Gegenprotest. Einige Studierende demonstrierten mit einer Israel-Fahne gegen die Besetzung. Beim Versuch, ein Plakat mit dem Foto einer von der Hamas entführten Geisel aufzuhängen, wurde ein jüdischer Student bedrängt. Sein Plakat wurde innerhalb von Sekunden wieder abgerissen. Die Besetzer schrien: »Das ist unsere Uni!« Jüdische Studierende sind offenbar damit nicht gemeint.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Wen die Organisatoren für Juden oder Unterstützer Israels hielten, wurde von der Veranstaltung ausgeschlossen. Ordner, von denen einige sogenannte Palästinensertücher trugen, setzten diese Regel um, die an Zutrittsverbote für Juden im Nazi-Deutschland der späten 30er-Jahre erinnert.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.


Ein jüdischer Student, der es trotzdem in den Hörsaal geschafft hatte, wurde Augenzeugen zufolge vom Saalmikrofon aus als »Zionist« ausgerufen und ausgebuht. Auch ist auf einem Video zu sehen, dass ihm sein Handy von einem Mann im Palästinensertuch weggenommen wurde. Laut der Berliner Polizei sind nach den Rangeleien vor und im Hörsaal mehrere Anzeigen wegen Körperverletzung gestellt worden.

Für Freitag um 14 Uhr hat »Fridays for Israel«, eine Initiative der Jungen Union, zu einem stillen Protest vor dem Hörsaal eingeladen. Auch die Jüdische Studierendenunion unterstützt den Protest. Vorstandsmitglied Noam Petri sagte am Abend: »Dies ist leider nicht der erste antisemitische Vorfall an der FU, aber bislang wohl der Heftigste« Jüdische Studierende hätten ihn verzweifelt angerufen. Bisher habe es von der Unileitung keine Konsequenzen für antisemitische Studierende gegeben.

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  02.05.2025

Meinung

Noch Zweifel?

Auch vor der Einstufung der AfD als gesichert rechtsextrem war ihre antidemokratische Haltung offenkundig. Jetzt muss das Verbotsverfahren gegen die Partei endlich in die Wege geleitet werden

von Monty Ott  02.05.2025

München

Anschlag auf jüdisches Zentrum 1970: Rechtsextremer unter Verdacht

Laut »Der Spiegel« führt die Spur zu einem inzwischen verstorbenen Deutschen aus dem kriminellen Milieu Münchens

 02.05.2025

Meinung

Israelfeinde gegen Pressefreiheit

Journalisten sind immer häufiger Anfeindungen von »propalästinensischen« Aktivisten ausgesetzt. Das ist auch ein Angriff auf das Fundament unserer Gesellschaft

von Erica Zingher  02.05.2025

Interview

»Deutschlands Vorbildrolle steht radikal infrage«

Oliver von Wrochem über 80 Jahre Kriegsende, eine stärker werdende AfD und NS-Gedenkstätten als gesellschaftspolitische Akteure

von Sebastian Beer  02.05.2025

Auszeichnung

Margot Friedländer erhält Großes Verdienstkreuz

Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer erhält das große Verdienstkreuz der Bundesrepublik. Steinmeier würdigt ihr Lebenswerk als moralische Instanz

 02.05.2025

Berlin

Was bedeutet die neue Einstufung für die AfD?

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Schritt des Verfassungsschutzes, die gesamte Partei als gesichert rechtsextrem einzustufen

von Anne-Beatrice Clasmann  02.05.2025

Deutschland

Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette und der angebliche »Völkermord an der palästinensischen Bevölkerung«

Lange lebte die frühere RAF-Terroristin Klette im Untergrund, ehe sie in Berlin verhaftet wurde. Am 1. Mai ist sie in Gedanken wieder in ihrer Kreuzberger Community

 02.05.2025

Josef Schuster

Zentralrat der Juden fordert mehr Klarheit im Umgang mit der AfD

Vertreter der Partei dürften nie »in staatstragende Funktionen gelangen«, so der Zentralratspräsident. Zuvor hatte der Verfassungsschutz die gesamte AfD als gesichert rechtsextrem eingestuft

 02.05.2025