Studie

Frauen und jüdischer Widerstand bei Schulnamen unterrepräsentiert

Die Geschwister-Scholl-Realschule in Emsdetten ist eine von 182 Bildungseinrichtungen in der Bundesrepublik, die nach den Widerständlern benannt ist. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Schulen in Deutschland tragen laut einer aktuellen Studie am häufigsten die Namen der Pädagogen Maria Montessori und Johann Heinrich Pestalozzi. Wie aus einer aktuellen Erhebung hervorgeht, sind in Westdeutschland ein Prozent der knapp 25.000 Schulen nach Montessori benannt, während in Ostdeutschland zwei Prozent der rund 5500 Schulen den Namen Pestalozzi tragen. Beide sind für ihre umfassenden Schulkonzepte bekannt.

Die Studie, vorgestellt von der Arbeitsstelle Holocaustliteratur der Justus-Liebig-Universität Gießen und dem Kinderkanal KiKA am Dienstag in Gießen, untersuchte die Namen von rund 30.500 Schulen. Demnach haben etwa 40 Prozent der Schulen einen Namensgeber, insgesamt 4300 verschiedene Menschen. Neben Montessori (273 Schulen) und Pestalozzi (253 Schulen) gehören die Geschwister Scholl (182 Schulen) als NS-Widerstandskämpfer zu den beliebtesten Namenspatronen.

Auch Schriftsteller wie Astrid Lindgren (173 Schulen) und Erich Kästner (152 Schulen) sowie Dichter und Denker wie Johann Wolfgang von Goethe (138 Schulen) und Friedrich Schiller (136 Schulen) sind häufig vertreten. Religiöse Figuren spielen ebenfalls eine bedeutende Rolle: Viele Schulen sind nach Maria, der Mutter Jesu (158 Schulen), oder dem heiligen Martin (92 Schulen) benannt.

Namen geben Werte mit

Die Namensgebung von Schulen sei ein zentrales Feld der Erinnerungskultur, das laut den Studienautoren bisher kaum systematisch untersucht wurde. »Namen sind eben mehr als Schall und Rauch - die erinnerten Personen geben uns schließlich auch ihre Werte mit«, erklärte Studienleiter Sascha Feuchert. Die Auswahl des Schulnamens sorge mancherorts daher auch für heftige Diskussionen.

Während viele Schulen mit ihrem Namen auch der Opfer des Nationalsozialismus oder der NS-Widerstandskämpfer gedenken, wird jüdischer Widerstand laut Studie nur selten gewürdigt. Weniger als 20 Schulen in Deutschland sind demnach nach jüdischen Widerstandskämpfern wie Else Hirsch oder Max Windmüller benannt. Auch Frauen sind unterrepräsentiert: Obwohl mit Montessori eine Frau die Rangliste anführt, sind nur rund 16 Prozent aller Schulen mit Namenspatron nach einer weiblichen Persönlichkeit benannt.

Parallel zur Studie erzählen eigenen Angaben zufolge mehrere animierte Beiträge des KiKA-Geschichtsformats »Triff…« von den häufigsten Namensgebern deutscher Schulen - im Fernsehen wie auch digital. kna

Meinung

Wieder ein Milliarden-Blankoscheck für Palästina?

Europa will den Wiederaufbau Gazas mit 1,6 Milliarden Euro fördern. Glaubt man in Brüssel wirklich, durch Scheckbuchdiplomatie etwas zum Besseren verändern zu können?

von Jacques Abramowicz  07.11.2025

Jerusalem

Bischof Azar bedauert Irritation durch »Völkermord«-Äußerung

Weil er in einem Gottesdienst in Jerusalem von »Völkermord« an den Palästinensern sprach, hat der palästinensische Bischof Azar für Empörung gesorgt. Nun bedauert er, dass seine Worte Irritation ausgelöst haben

von Christine Süß-Demuth  07.11.2025

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten besetzen ZDF-Hauptstadtstudio

Die Polizei musste die Besetzung beenden

 07.11.2025

Medienbericht

Katar soll mutmaßliches Missbrauchsopfer von Karim Khan ausspioniert haben

Das Emirat scheint sich in den Skandal um den Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs eingemischt zu haben, wie Recherchen nun zeigen

 07.11.2025

9. November

Erinnerung ohne Empathie ist leer

Wenn Deutschland am Sonntag der Pogromnacht gedenkt, darf Erinnerung nicht nur rückwärtsgewandt sein. Sie muss auch die Angst der Juden von heute im Blick haben

von Tobias Kühn  07.11.2025

Berlin

Sarah Wedl-Wilson räumt Defizite bei Fördermittel-Vergabe ein

Wurden Gelder für Projekte gegen Antisemitismus rechtswidrig verteilt? Das werfen Grüne und Linke der Kultursenatorin vor. Nun äußert sie sich

 07.11.2025

Diplomatie

Kasachstan will sich den Abraham-Abkommen anschließen

US-Präsident Donald Trump kündigte den Schritt wenige Tage vor dem Besuch des saudischen Kronprinzen im Weißen Haus. Auch Saudi-Arabien solle seine Beziehungen zu Israel normalisieren, so die Hoffnung des US-Präsidenten

 07.11.2025

Antiisraelischer Beschluss

Linken-Spitze distanziert sich von Parteijugend

Die Linksjugend Solid wirft Israel unter anderem einen »kolonialen und rassistischen Charakter« vor – und löst in der Partei Empörung aus

 06.11.2025

Urteil

Betätigungsverbot für israelfeindlichen Aktivisten war rechtswidrig

Ghassan Abu-Sittah, der der israelischen Armee vorwirft, vorsätzlich Kinder zu töten, hätte auf dem »Palästina-Kongress« sprechen dürfen

 06.11.2025