Meinung

Francesca Albanese ist bei der UN von Gleichgesinnten umgeben

Oops, she did it again. Francesca Albanese hat schon wieder Israel in die Nähe des Nationalsozialismus gerückt. Die UN-Sonderberichterstatterin für die besetzten Gebiete Palästinas kommentierte am Donnerstag auf X eine Bildcollage, auf der Adolf Hitler und der israelische Premier Benjamin Netanjahu zusammengeschnitten sind, mit dem Satz: »Das ist genau das, was ich heute auch gedacht habe.«

Dass Albanese so denkt – und zwar nicht nur »heute«, sondern vermutlich jeden Tag –, ist eigentlich längst bekannt. Immer wieder setzt die italienische Menschenrechtsanwältin die Handlungen von Militär und Regierung Israels mit denen der Nazis gleich. Stellt die »Nakba«, Flucht und Vertreibung Hunderttausender Palästinenser im Zuge eines von arabischen Staaten begonnen Krieges, mit der Schoa, dem Völkermord an sechs Millionen Juden, auf eine Stufe.

Die UN sind mehrheitlich Israel feindlich gesinnt

Für Albanese ist das freilich kein Antisemitismus. Ein Vorwurf, gegen den sie sich vehement verwahrt – und gegen den sie gerne auch mal die Hamas in Schutz nimmt. Denn der 7. Oktober, das größte Massaker an Juden seit der Schoa, sei keineswegs antisemitisch motiviert gewesen, weiß Albanese. Es war einzig und allein eine »Reaktion auf die Unterdrückung durch Israel«, schrieb die UN-Berichterstatterin im Februar auf X.

Nur einmal musste selbst sie zurückrudern: In einem offenen Brief von 2014 hatte sie geschrieben, dass die USA »von der jüdischen Lobby unterworfen« seien. Eine unglückliche Wortwahl, gestand sie später zu, besser wäre »Israel-Lobby« gewesen.

Lesen Sie auch

Nach Albaneses neuester Einordnung Israels in die Riege der schlimmsten Verbrecher-Regime der Menschheitsgeschichte stellt sich erneut die Frage, ob sie wirklich die Richtige für ihren Job ist. Laut Verhaltenskodex müssen die Sonderberichterstatter nämlich neutral sein. Albanese aber ist eine israelfeindliche Aktivistin.

Nun sind die Vereinten Nationen jedoch nicht viel besser als die Summe ihrer Mitgliedsstaaten – und die sind in ihrer Mehrheit Israel feindlich gesinnt. Das gilt ganz besonders für das Gremium, das Albanese 2022 in ihr Amt gehoben hat. Der UN-Menschenrechtsrat hat seit seinem Bestehen Israel häufiger in Resolutionen verurteilt als alle anderen Länder der Erde zusammen. Das Vorurteil gegen den jüdischen Staat dürfte hier kein Hindernis für eine Ernennung zur Sonderberichterstatterin sein, sondern die Voraussetzung.

Forderungen nach Albaneses Entlassung sind aussichtslos

So richtig nun die Forderungen sind, Albanese endlich zu entlassen, so aussichtslos wirken sie angesichts der Kräfteverhältnisse in der UN. Es ist unwahrscheinlich, dass ihr ausgerechnet diese neueste Nazi-Israel-Gleichsetzung zum Verhängnis wird. Im Umfeld der Vereinten Nationen ist sie von Gleichgesinnten umgeben. Auch der Urheber der Hitler-Collage gibt in seinem X-Profil an, früher einmal für die UN gearbeitet zu haben.

In Deutschland richten viele ihren Blick jetzt auf das Auswärtige Amt: Annalena Baerbock müsse den Druck auf den UN-Menschenrechtsrat erhöhen. Bisher kam weder von ihr noch ihrem Ministerium eine aktuelle Stellungnahme zu Albanese. Ohne Frage würde es der grünen Ministerin gut zu Gesicht stehen, noch einmal deutlich zu machen, wie wenig eine israelhassende UN-Berichterstatterin den Wünschen der Bundesregierung entspricht. Doch würde das ein vorzeitiges Ende von Albaneses Amtszeit bewirken können? Wohl kaum.

schultheis@juedische-allgemeine.de

Bildung

Im Land der Täter

Bis März soll die Entscheidung fallen, wo die Dependance der Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland angesiedelt wird

von Michael Thaidigsmann  27.11.2025

München

Uschi Glas: Christen müssen jüdische Mitbürger schützen

Uschi Glas mahnt Christen zum Schutz von Juden. Sie warnt vor neuer Ausgrenzung und erinnert an eigene Erfahrungen nach dem Krieg. Was sie besonders bewegt und warum sie sich Charlotte Knobloch verbunden fühlt

von Hannah Krewer  27.11.2025

Entscheidung

Uni Jena lehnt Prüfung von Kontakten mit israelischen Hochschulen ab

Die Friedrich-Schiller-Universität Jena wird Kooperationen mit israelischen Hochschulen nicht auf mögliche Verbindungen zum Militär überprüfen. Der Senat lehnte einen entsprechenden Antrag von Teilen der Professorenschaft ab

 27.11.2025

Berlin

Der falsche Konsens

Der israelische Militärhistoriker Danny Orbach stellt im Bundestag eine Studie und aktuelle Erkenntnisse zum angeblichen Genozid im Gazastreifen vor – und beklagt eine einseitige Positionierung von UN-Organisationen, Wissenschaft und Medien

 27.11.2025

Berlin

Prozess um Angriff am Holocaust-Mahnmal: »Tat zugegeben«

Polizisten berichten von der Begegnung mit dem Angeklagten wenige Stunden nach der Tat

 27.11.2025

Debatte um Hamas-Nähe

Mitglieder des ZDF-Kontrollgremiums fordern Konsequenzen

Nachdem ein mutmaßlicher Terrorist über eine Partnerfirma an Produktionen des öffentlich-rechtlichen Senders mitgewirkt hat, soll der Fall nun parlamentarisch aufgearbeitet werden

 27.11.2025

Berlin

Späte Gerechtigkeit? Neue Schiedsgerichte zur NS-Raubkunst

Jahrzehnte nach Ende der Nazi-Zeit kämpfen Erben jüdischer Opfer immer noch um die Rückgabe geraubter Kunstwerke. Ab dem 1. Dezember soll es leichter werden, die Streitfälle zu klären. Funktioniert das?

von Cordula Dieckmann, Dorothea Hülsmeier, Verena Schmitt-Roschmann  27.11.2025

USA

Staatsanwaltschaft rollt den Fall Etan Patz neu auf

Der jüdische Junge Etan Patz verschwindet am 25. Mai 1979 auf dem Weg zur Schule. Jahre später wird er für tot erklärt

 26.11.2025

Urteil

Verbot des Berliner Palästina-Kongresses war rechtswidrig

Das Berliner Verwaltungsgericht hat das Verbot eines Palästina-Kongresses nachträglich für rechtswidrig erklärt

 26.11.2025