Österreich

FPÖ-Politiker wegen Nazi-Liedern in der Kritik

Udo Landbauer, Spitzenkandidat der FPÖ bei der Landtagswahl am 28. Januar in Niederösterreich Foto: dpa

Der Spitzenkandidat der rechtspopulistischen FPÖ für die Landtagswahl in Niederösterreich, Udo Landbauer, steht wegen eines Buchs mit Nazi-Liedern in der Kritik.

Das Wiener Stadtmagazin »Falter« berichtete am Dienstag, Landbauer sei auch der stellvertretende Vorsitzende der Burschenschaft »Germania zu Wiener Neustadt«, die das Liederbuch herausgegeben hat. Lokale Politiker von ÖVP, SPÖ und NEOS forderten unterdessen Landbauers Rücktritt, falls sich die Vorwürfe bewahrheiten.

ben gurion Laut der österreichischen Tageszeitung »Kurier« wird in dem Buch das alte Trinklied »Es lagen die alten Germanen« mit antisemitischen und NS-verherrlichenden Strophen versehen. In einem der Lieder soll es heißen: »Da trat in ihre Mitte der Jude Ben Gurion: ›Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million‹«. David Ben Gurion war der erste Ministerpräsident Israels. Außerdem findet sich laut »Kurier« die Liedzeile: »Da schritt in ihre Mitte ein schlitzäugiger Chines’: Auch wir sind Indogermanen und wollen zur Waffen-SS.«

Landbauer ging noch am Dienstagabend auf Distanz zur »Germania zu Wiener Neustadt«. Der Kurier zitierte ihn mit den Worten, der 31-Jährige sei »auf das Äußerste entsetzt und schockiert über jene Text- und Liedpassagen, die heute zum Gegenstand politischer Diskussionen geworden sind«. Als das Buch gedruckt wurde, sei Landbauer erst elf Jahre alt gewesen: »Ich erhalte zum ersten Mal Kenntnis und ziehe sofort die notwendigen Konsequenzen«, sagte der FPÖ-Mann weiter.

Laut Kurier lässt Udo Landbauer seine Mitgliedschaft in der Burschenschaft umgehend ruhen und fordert »die Einsetzung einer Untersuchungskommission mit allen Konsequenzen«. Die skandalöse Angelegenheit müsse »restlos geklärt werden, gegebenenfalls auch vor Gericht«. Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit seien »etwas sehr Hässliches« und müssten auch in der kleinsten Dosis verurteilt und bekämpft werden.

Bundeskanzler Auch der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) distanzierte sich am Dienstagabend scharf von den Texten. Laut Kurier sagte er: Die publik gewordenen Liedtexte der Burschenschaft Germania seien »rassistisch, antisemitisch und absolut widerwärtig. Dafür darf es in unserem Land keinen Platz geben. Die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden«.

Bereits am Samstag hatte das österreichische Nachrichtenmagazin »profil« berichtet, Landbauer habe 2010, als er bereits Spitzenfunktionär der Freiheitlichen Jugend war, einen rechtsextremen Verein (»Junge Patrioten«) unterstützt. Die FPÖ wertete diese Vorwürfe als »linke Polemik« im Wahlkampf.

Vor der Landtagswahl in Niederösterreich am Sonntag liegt die FPÖ laut Medienberichten in Umfragen mit 16 bis 21 Prozent auf dem dritten Platz. Bei der landesweiten Parlamentswahl Mitte Oktober hatte sie 26 Prozent der Stimmen errungen und sitzt nun in einer Koalitionsregierung mit der ÖVP.

mitglieder Der stellvertretende Obmann der 1917 gegründete Burschenschaft »Germania zu Wiener Neustadt«, Philip Wenninger, sagte unterdessen der österreichischen Nachrichtenagentur APA, man habe das 1997 gedruckte Liederbuch seit Jahren erneuern wollen. Bisher habe es aber am Geld gefehlt. Wie die NS-verherrlichenden Texte in das Liederbuch gekommen seien, müsse nun geklärt werden. Die Burschenschaft hat laut Wenninger rund 70 Mitglieder.

Anfang Januar hatte die Israelitische Kultusgemeinde Wien in einer Sitzung aus dem Jahr 2000 bekräftigt, weiterhin keine Kontakte zu FPÖ-Politikern zu unterhalten. Rund 40 Prozent der FPÖ-Abgeordneten im Nationalrat sind Mitglieder deutschnationaler Burschenschaften.

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  30.04.2025

Nahost

Heftige Gefechte in Syrien: Erneut mehrere Tote. Jetzt schaltet sich Israel ein

Eine Tonaufnahme löst in Syrien erneut eine Welle der Gewalt aus. Mehrere Menschen werden getötet

von Amira Rajab, Nehal ElSherif  30.04.2025

Bergen-Belsen

Die Lebenden und die Toten

Das Lager war ein Ort des Sterbens, doch hier wurden auch Menschen geboren. Überlebende, Angehörige und sogenannte DP-Babys trafen sich nun zum gemeinsamen Gedenken. Unsere Autorin war dabei

von Amie Liebowitz  30.04.2025

Joshua Schultheis

Lieber Friedrich Merz!

Der künftige Kanzler steht vor einer historischen Aufgabe im Umgang mit den Juden und mit Israel. Unser Autor hat ihm einen Brief geschrieben

von Joshua Schultheis  30.04.2025

Prozess

Terror-Unterstützerin kommt mit Verwarnung davon

Aitak Barani hatte kurz nach dem 7. Oktober 2023 die Massaker der Hamas als »gelungene Widerstandsaktion« bezeichnet. Dafür bekam sie vom Amtsgericht Frankfurt eine Geldstrafe - die sie aber vorerst nicht zahlen muss

 30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

von Niklas Hesselmann  30.04.2025

Bern

Schweizer Juden reagieren auf Verbot der Terrororganisation Hamas

Deutschland hat die Terrororganisation schon kurz nach dem Angriff vom 7. Oktober 2023 verboten. Die Schweiz zieht jetzt erst nach

 30.04.2025

Den Haag

USA rechtfertigen vor UN-Gericht Israels Blockade humanitärer Hilfe

Israel habe ein berechtigtes Sicherheitsinteresse, sagt der Rechtsvertreter aus Washington D.C.

 30.04.2025

Regierung

Mit Davidstern ins Kabinett

Karin Prien wird Deutschlands erste Bundesministerin mit jüdischen Wurzeln. Erst seit wenigen Jahren spricht die CDU-Politikerin öffentlich über ihre Familiengeschichte

von Michael Thaidigsmann  30.04.2025