Belgien

Flandern würdigt zwei Nazi-Kollaborateure

Mitglieder der 1. SS-Panzerdivision im deutschsprachigen Teil Belgiens Foto: imago images/Everett Collection

Den 50. Jahrestag seines Bestehens wollte das flämische Regionalparlament standesgemäß begehen. In einer 90.000-Euro-teuren niederländischsprachigen Beilage, die anlässlich des Jubiläums dem Magazin »Newsweek« in Belgien beigelegt wurde, werden 14 Persönlichkeiten für ihren Beitrag zur »sprachlichen und volklichen Emanzipation« Flanderns hervorgehoben. In der Broschüre vertreten sind auch zwei bekannte NS-Kollaborateure der flämischen Unabhängigkeitsbewegung: August Borms und Staf De Clercq.

TODESURTEILE Borms arbeitete bereits im Ersten Weltkrieg so eng mit den deutschen Besatzern zusammen. Nach Kriegsende wurde er zunächst zum Tode verurteilt, später aber begnadigt. Borms gründete die Frontpartei, für die er 1928 auch ins belgische Parlament gewählt wurde. Seinen Sitz konnte er aber wegen seiner Vorstrafe nicht einnehmen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Während des Zweiten Weltkriegs kollaborierte er eng mit dem Nazi-Regime und erhielt sogar eine finanzielle Entschädigung für seine Kollaboration während des Ersten Weltkriegs. Nach Kriegsende wurde August Borms erneut zum Tode verurteilt. Im April 1946 wurde das Urteil schließlich vollstreckt. In der Broschüre wird der Politaktivist als »Lehrer und Galionsfigur des Aktivismus während des Ersten Weltkriegs« beschrieben.

Auch Staf de Clercq war in der Frontpartei aktiv. 1932 wurde er deren Vorsitzender, rückte sie stark nach rechts, und wandelte sie 1933 in den Flämischen Nationalverband (VNV) um. Bei Wahlen 1936 und 1939 erreichte der VNV zweistellige Ergebnisse. De Clercq begrüßte die deutsche Besatzung Belgiens ab 1940 und unterstützte diese aktiv auch bei der Identifizierung und dem Aufspüren von belgischen Juden. Staf De Clerq verstarb unerwartet im Jahr 1942.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Während des Krieges dienten Zehntausende Flamen in NS-Unterorganisationen wie der Waffen SS, der Organisation Todt und anderen Verbänden. Nach De Clercqs Tod versuchte dessen Nachfolger Hendrik Elias, den VNV wieder auf eine gemäßigtere Linie zu bringen, und verbot jegliche Zusammenarbeit mit den Nazi-Besatzern.

Seit der Staatsreform 1971 hat Flandern ein eigenes Parlament. Aktuell stellen dort die gemäßigten Nationalisten der N-VA die größte Fraktion, gefolgt vom rechtsradikalen Vlaams Belang, dem ehemaligen Vlaams Blok (VB). Beide streben seit langem einen von Belgien unabhängigen Staat Flandern an. Während die N-VA die Regierungskoalition in Belgiens größter Region anführt, drückt der Vlaams Belang auf der Oppositionsbank.

SKANDAL Der Politikwissenschaftler Pascal Dewit sagte, es sei »schwer zu verstehen«, dass in der Beilage des Regionalparlaments ausgerechnet zwei Nazi-Kollaborateure für ihren Beitrag zur flämischen Emanzipationsbewegung geehrt würden. De Clercq und Borms hätten einen Beitrag »zu den schlimmsten Ausschreitungen des Nationalsozialismus« in Belgien geleistet – »insbesondere gegenüber der jüdischen Gemeinschaft«. Und sie hätten dem Ruf der flämischen Unabhängigkeitsbewegung schweren Schaden zugefügt, schrieb Dewit auf seiner Facebook-Seite.

Auch das Koordinationskomitee der belgisch-jüdischen Organisationen (CCOJB), zeigte sich empört über die staatlich geförderte Broschüre. In dem Heft werde zwar eingeräumt, dass beide Nazi-Kollaborateure gewesen seien, man könne aber, so CCOJB-Präsident Yohan Benizri, »nicht wirksam gegen Hassrede vorgehen und gleichzeitig so ein schändliches Erbe feiern.« mth

Berlin

Scholz: »Der Terror der Hamas muss enden«

Der Bundeskanzler appelliert an die palästinensische Terrororganisation, ihre Waffen »ein für alle Mal« niederzulegen

 17.01.2025

Bitburger Gespräche

Schuster für härtere Strafen gegen Antisemitismus im Netz

Antisemitismus gelte inzwischen als eine Art »Aufnahmeritual« in bestimmten Gruppen, warnt Zentralratspräsident Josef Schuster. Er sieht die Politik dazu aufgefordert, »Strafbarkeitslücken« zu schließen

von Matthias Jöran Berntsen  17.01.2025

Washington D.C.

Trump will Israel im Fall einer neuen Gaza-Operation unterstützen

Der künftige Präsident will zudem das Momentum des Waffenruheabkommens nutzen, um die Abraham Accords wiederzubeleben

 17.01.2025

Meinung

Die linke Tour der Alice Weidel

Mit ihren Aussagen zu Adolf Hitler im Gespräch mit Elon Musk hat die AfD-Chefin erneut ihre Inkompetenz bewiesen

von Michael Thaidigsmann  17.01.2025

Kommentar

Warum bejubelt ihr den Terror, statt euch über Frieden zu freuen?

Ein Kommentar von JA-Chefredakteur Philipp Peyman Engel über die israelfeindlichen Demonstrationen in Berlin-Neukölln nach Verkündung der Gaza-Waffenruhe

von Philipp Peyman Engel  16.01.2025

Düsseldorf

Jüdische Zukunft: Panel-Diskussion mit Charlotte Knobloch

Auf dem Podium sitzen auch Philipp Peyman Engel, Hetty Berg und Armin Nassehi

 16.01.2025

Meinung

Die Kürzung der Fördermittel für antizionistische Vereine ist richtig

Unterstützung für Menschenrechtsorganisationen darf nicht bedeuten, dass man am Ende Hass und Hetze unterstützt

von Olga Deutsch  16.01.2025

Reaktionen auf das Abkommen

»Ein Gefühl der Freude in den Adern des jüdischen Volkes«

Politiker und jüdische Organisationen weltweit haben mit Freude auf das Abkommen zur Freilassung der Geiseln reagiert – Donald Trump lobte sich selbst

 15.01.2025

Gazakrieg

Scholz: Waffenruhe Chance für dauerhaftes Kriegsende

Der Bundeskanzler reagiert erleichtert auf eine Einigung über einen Geisel-Deal zwischen Israel und der Hamas

 15.01.2025