Nach dem Tod von vier AfD-Kandidaten vor den anstehenden Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen sprießen im Internet Spekulationen. Es wird in den Raum gestellt, in Deutschland sei man zu politischen Morden übergegangen. Selbst AfD-Chefin Alice Weidel teilt auf X einen Post, in dem es heißt, das sei »statistisch fast unmöglich«.
Bewertung
Falsch. Die Polizei klärt auf: In keinem der Todesfälle gibt es Hinweise auf ein Fremdverschulden.
Fakten
Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) schließen die jeweiligen Polizeibehörden in allen vier Fällen Fremdverschulden aus:
Im Fall von Stefan Berendes, AfD-Kandidat für den Stadtrat in Bad Lippspringe, teilt die Polizei in Paderborn mit, es gebe keine Anzeichen für ein Fremdverschulden und deswegen auch keine weiteren Ermittlungen. Zur genauen Todesursache halte man sich aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen bedeckt – wie in anderen Fällen auch.
Im Fall von Wolfgang Seitz aus Rheinberg, der im Alter von 59 Jahren gestorben war, hatte die Polizei ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet. »Das ist aber nichts Besonderes, sondern Standard, wenn die Todesursache zunächst unklar ist«, erläutert ein Polizeisprecher in Wesel. Bei dem Verfahren hätten sich dann keine Hinweise auf eine Straftat oder ein Fremdverschulden ergeben. Mit Hinweis auf das Persönlichkeitsrecht und Rücksicht auf die Angehörigen des Verstorbenen wird auch hier eine genaue Todesursache nicht genannt.
Bei Wolfgang Klinger (Jahrgang 1953), AfD-Kandidat in Schwerte, teilt die Polizei in Unna mit, der Kommunalwahlkandidat sei eines natürlichen Todes verstorben. In eindeutigen Fällen wie diesem werde kein Todesermittlungsverfahren eingeleitet.
Im Fall von Ralph Lange (Jahrgang 1958), AfD-Kandidat in Blomberg, teilt die Polizei in Bielefeld mit, es liege eine natürliche Todesursache vor. Entsprechend sei kein Todesermittlungsverfahren eingeleitet worden.
Anstatt der Gestorbenen wird die AfD nun Ersatzkandidaten aufstellen, die zur Wahl am 14. September 2025 antreten.
Auch Kandidaten anderer Parteien gestorben
In einem Bundesland wie Nordrhein-Westfalen mit mehr als 18 Millionen Einwohnern werden für eine Kommunalwahl, bei der Bürgermeister, Stadt- und Kreistage sowie Landräte gewählt werden, Tausende Kandidaten aufgestellt.
Das NRW-Innenministerium teilte auf Anfrage mit, auch Kandidaten anderer Parteien und Wählervereinigungen seien nach ihrer Aufstellung zu den Wahlen gestorben. In Hellenthal in der Eifel starb Kommunalwahlkandidat Karl Reger von den Grünen. In Bad Münstereifel kann SPD-Kandidatin Eleonore Jüssen nicht mehr zur Wahl antreten, wie die Stadt mitteilt.
Die Todesfälle haben Auswirkungen auf die Wahl: Stimmzettel müssen kurzfristig neu gedruckt werden und Briefwähler müssen neu wählen. Die in dem betroffenen Wahlbezirk bereits ausgestellten Wahlscheine verlieren ihre Gültigkeit. dpa/ja