Türkei

Erdoğan: »Möge Allah das zionistische Israel zerstören«

Türkeis Präsident Recep Tayyip Erdoğan Foto: picture alliance / Anadolu

In einer Istanbuler Moschee hat Recep Tayyip Erdoğan eine ebenso israelfeindliche wie antisemitische Aussage getätigt: »Möge Allah das zionistische Israel zerstören«, sagte er während des Eidgebetes, das auch als Videodatei verbreitet wurde. Damit löste er einen heftigen Streit mit Israel aus.

In Jerusalem bezeichnete Außenminister Gideon Sa’ar den türkischen Präsidenten als »gefährlichen antisemitischen Tyrannen«.

»Erdoğan, der Tyrann, hat sein antisemitisches Gesicht gezeigt«, erklärte Sa’ar. »Erdoğan ist eine Gefahr für die Region und für sein eigenes Volk, wie sich gerade in den letzten Tagen gezeigt hat. Wir hoffen, dass die Mitglieder des NATO-Bündnisses dies begreifen werden – je früher, desto besser.«

»Respektlos und unbegründet«

Das türkische Außenministerium wies die »ungeheuerliche Aussage« zurück. Die »respektlosen und unbegründeten Anschuldigungen« stellten Teil eines Versuchs dar, »die von Netanjahu und seinen Partnern begangenen Verbrechen zu vertuschen«. Gemeint war Gaza, wo sich Israel seit Jahren gegen den palästinensischen Terror wehrt, um seine Bevölkerung zu schützen.

»Die Propagandabemühungen israelischer Beamter werden niemals die unerschütterliche Verpflichtung der Türkei untergraben, die Wahrheit zu sagen«, hieß es.

Existenz und Sicherheit

Jerusalem reagierte auch darauf. Die Türkei müsse »die Worte des Diktators« jetzt klarstellen, indem sie sage, dass Erdoğan kein Antisemit und kein obsessiver Hasser des jüdischen Staates sei. »Jeder weiß, was Erdoğan den Nationen und Völkern in der Region angetan hat - von Zypern bis Syrien.«

Lesen Sie auch

Schon Ende 2023 war es zu einem öffentlichen Streit zwischen Erdoğan und dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu gekommen, nachdem der türkische Präsident ihn bezichtigt hatte, sich nicht von Adolf Hitler zu unterscheiden. Auch hatte er Israels Angriffe gegen den Terror in Gaza mit der Behandlung des jüdischen Volkes durch die Nazis verglichen.

»Botschafter einbestellen«

Das jüngste Statement von Erdoğan wurde auch in der Bundesrepublik kommentiert. Volker Beck, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG), sagte, die Rede des türkischen Präsidenten greife Israels Existenz und Sicherheit unmittelbar an.

»Seine Aufforderung zur Zerstörung Israels legitimiert Terror und einen Angriffskrieg«, so Beck. »Es gibt alle Gründe, um alarmiert zu sein. Dies stellt einen direkten Angriff auf den Gedanken der Völkerverständigung dar und darf für Deutschlands Diplomatie nicht ohne Konsequenzen bleiben.«

Das Auswärtige Amt müsse den türkischen Botschafter unverzüglich einbestellen, forderte Beck. »Die Legitimierung von Angriffen auf Israel ist ein absolutes No-Go. Eine deutliche deutsche Reaktion schulden wir der deutschen Staatsräson.«

Die geschäftsführende Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) solle hierzu »gegebenenfalls« das Einvernehmen mit den Parteivorsitzenden der voraussichtlichen Koalition in der 21. Legislaturperiode, Friedrich Merz, Markus Söder, Lars Klingbeil und Saskia Esken suchen.

Laut Beck kann nicht ausgeschlossen werden, »dass Erdoğans Worte seine Anhänger zu Anschlägen auf israelische Einrichtungen motivieren«. Organisationen in Deutschland, die unmittelbar unter Erdogans Einfluss stünden, wie etwa die Union Internationaler Demokraten (UID) sowie die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e. V. (DITIB) und ihre Mitglieder müssten »intensiv durch den Verfassungsschutz beobachtet werden«. im

USA

Staatsanwaltschaft rollt den Fall Etan Patz neu auf

Der jüdische Junge Etan Patz verschwindet am 25. Mai 1979 auf dem Weg zur Schule. Jahre später wird er für tot erklärt

 26.11.2025

Urteil

Verbot des Berliner Palästina-Kongresses war rechtswidrig

Das Berliner Verwaltungsgericht hat das Verbot eines Palästina-Kongresses nachträglich für rechtswidrig erklärt

 26.11.2025

Hans-Jürgen Papier

»Es ist sehr viel Zeit verloren gegangen«

Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts zieht eine Bilanz seiner Arbeit an der Spitze der »Beratenden Kommission NS-Raubgut«, die jetzt abgewickelt und durch Schiedsgerichte ersetzt wird

von Michael Thaidigsmann  26.11.2025

Wehrpflicht

Freiheit gemeinsam verteidigen

Russlands Angriffskrieg unterstreicht die Notwendigkeit einer starken Bundeswehr. Wenn die Situation es erfordert, dann müssen auch wir Juden bereit sein, unseren Beitrag zu leisten

von Josef Schuster  26.11.2025

Verhandlung

Verbot israelfeindlicher Proteste: Berlin mit Klagen konfrontiert

Das Verwaltungsgericht prüft zwei unterschiedlich gelagerte Klagen von Veranstaltern einer Demonstration im Dezember 2023 und des sogenannten Palästina-Kongresses im April 2024

 26.11.2025

Potsdam

BSW vor Zerreißprobe: Dorst stellt Parteiverbleib infrage

Die jüngsten Ereignisse haben Implikationen für die Landesregierung. Bei nur zwei Stimmen Mehrheit im Landtag könnte jeder Bruch in der BSW-Fraktion ihr Ende bedeuten

 26.11.2025

Buenos Aires

Milei will 2026 Botschaft in Jerusalem eröffnen

Israels Außenminister Sa’ar erklärte in der argentinischen Hauptstadt, »im April oder Mai« werde die Eröffnung erfolgen

 26.11.2025

Montréal

Air Canada prüft Beschwerde über Palästina-Anstecker in der Form Israels

Der Passagier Israel Ellis beschwert sich über das israelfeindliche Symbol an der Jacke einer Stewardess. Sie habe ihn zudem angeschrien, als sie seine Davidstern-Kette gesehen habe

 26.11.2025

Berlin

Friedrich Merz besucht Israel

Als Kanzler ist es sein erster Aufenthalt im jüdischen Staat. Die Beziehungen hatten zuletzt unter Druck gestanden

 25.11.2025