Im Zuge der Entwaffnungskampagne im Libanon hat die Armee erstmals in einem palästinensischen Flüchtlingslager leichte Waffen eingesammelt. Ein Lastwagen habe Burdsch al-Baradschne nahe der Hauptstadt Beirut am frühen Abend mit abgedeckten Waffen verlassen, meldete die libanesische Staatsagentur NNA. Zwischenfälle habe es nicht gegeben, hieß es weiter.
Libanons Ministerpräsident Nauaf Salam begrüßte den »Beginn des palästinensischen Waffenübergabeprozesses«. Die erste Ladung sei in die Obhut der libanesischen Armee gegeben worden, schrieb er auf X. In den kommenden Wochen würden weitere Übergaben folgen.
Die libanesische Regierung steht unter Druck, die Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz durchzusetzen. Dazu gehört auch die Monopolisierung aller Waffen im Land unter staatlicher Kontrolle. Palästinensische Flüchtlingslager im Land werden von verschiedenen Gruppierungen kontrolliert. In der Vergangenheit wurden von dort aus immer wieder Angriffe geplant.
Das Büro des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas bestätigte, eine Vereinbarung mit dem Libanon zum Beginn der Waffenabgaben getroffen zu haben. Auch Präsidentensprecher Nabil Abu Rudeineh bestätigte, weitere Transfers aus anderen Lagern würden folgen.
»Interne Angelegenheit«
Zu leichten Waffen zählen unter anderem auch Maschinengewehre, tragbare Panzer- und Luftabwehrwaffen oder auch tragbare Raketenwerfer.
Abbas hatte sich bei einem Besuch in Beirut im Mai beim libanesischen Präsidenten Joseph Aoun bereits für ein Ende aller bewaffneten Aktivitäten außerhalb staatlicher Kontrolle im Libanon ausgesprochen. Abbas vertritt allerdings nicht alle palästinensischen Gruppierungen im Libanon. Rivalisierende Gruppen wie die Hamas, der Islamische Dschihad und andere vertreten oft andere Positionen als die von ihm angeführte Palästinensische Autonomiebehörde.
In einer Erklärung palästinensischer Fraktionen im Libanon hieß es dazu: Was sich in Burdsch al-Baradschne abspiele, habe in keiner Weise etwas mit dem Thema der palästinensischen Waffen in den Lagern zu tun. Es handle sich um eine interne Angelegenheit der Fatah, der Organisation von Abbas.
»Historischer Schritt«
Der US-Gesandte Tom Barrack gratulierte der libanesischen Regierung und der Fatah zu ihrer »Vereinbarung über die freiwillige Entwaffnung in den Flüchtlingslagern in Beirut«. Es sei ein historischer Schritt in Richtung Einheit und Stabilität, schrieb er auf X.
Die Monopolisierung der Waffen - und damit auch die Entwaffnung der mächtigen Hisbollah - gehören zu einer der zentralen Forderungen Israels und seinem Verbündeten den USA. Trotz Waffenruhe greift das israelische Militär daher weiter im Libanon an. Dabei kommen immer wieder Menschen ums Leben.