Beim Mayors’ Summit on Antisemitism, einer Tagung für Bürgermeister zum Thema Antisemitismus in Paris, hat der Präsident des European Jewish Congress (EJC), Moshe Kantor, eindringlich vor der zunehmenden Bedeutung sozialer Netzwerke für die Radikalisierung junger Menschen gewarnt. Das digitale Umfeld sei zu einem »Brutkasten für Antisemitismus« geworden, sagte Kantor. Verschwörungserzählungen über angebliche jüdische Kontrolle globaler Finanzen oder Medien verbreiteten sich dort rasant. »Hass ist viral gegangen«, so Kantor.
Der Kongress brachte Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus aller Welt zusammen, dazu Expertinnen, Vertreter von Regierungen und der Zivilgesellschaft. Der Anstieg antisemitischer Vorfälle seit dem Massaker der palästinensischen Terrororganisation Hamas am 7. Oktober – bei dem 1200 Israelis ermordet und Hunderte verschleppt wurden – prägte viele Beiträge.
Kantor warnte, digitale Technologien wie künstliche Intelligenz und Deepfakes seien zunehmend »Instrumente des Hasses und der Diskriminierung«. Er forderte, benachteiligte Jugendliche gezielt zu erreichen: »Es braucht positive Gegen-Erzählungen – und Zugang zu Wohnraum, Bildung und Arbeit.« Nur so lasse sich verhindern, dass sich Frustration und Orientierungslosigkeit in Online-Radikalisierung verwandelten.
Paris’ Bürgermeisterin Anne Hidalgo bekräftigte in ihrem Grußwort die Verantwortung ihrer Stadt: »Wir werden unsere jüdische Gemeinschaft weiter unterstützen. Sie ist Teil der Seele von Paris.« Es gehe darum, ein Europa zu schaffen, »in dem jüdische Familien in Sicherheit leben und gleiche Chancen haben«.
Auch der Präsident des Dachverbands der französischen Juden (CRIF), Yonatan Arfi, warnte vor den Folgen eines gesellschaftlichen Wegsehens: »Antisemitismus beginnt immer bei den Juden, aber endet nie bei ihnen. Ihn zu bekämpfen ist ein universeller Auftrag.«
Im Rahmen der Veranstaltung erhielt die EU-Koordinatorin für den Kampf gegen Antisemitismus, Katharina von Schnurbein, eine Auszeichnung für ihr Engagement. Kantor hob die Rolle der kommunalen Ebene hervor: »Der eigentliche Kampf gegen Antisemitismus findet nicht nur national statt, sondern auf den Straßen und in den Gemeinden. Wir müssen die Verantwortung stärker auf die Städte verteilen und Bürgermeister befähigen, konkrete Maßnahmen zu ergreifen.« ja