Der Leiter des Polizeieinsatzes nach dem antisemitischen Anschlag von Halle hat Schwächen der Polizei beim Opferschutz eingeräumt. Überlebende hatten das Verhalten nach dem Anschlag unter anderem als unsensibel und respektlos kritisiert.
»Ich hoffe inständig, dass es der Polizei in unserem Land gelingt, recht zeitnah Schlüsse daraus zu ziehen«, sagte der Einsatzleiter vom Tag des Anschlags, Frank Michler, am Freitag im Untersuchungsausschuss des Landtags. »Wir können uns verbessern, wir müssen uns verbessern und wir sind auf einem guten Weg.«
Michler nahm die Kollegen jedoch auch in Schutz, sie hätten in einer unübersichtlichen Ausnahmesituation gehandelt. »Es gibt Zeiten, da ist die Polizei kommunikativ und erklärt alles und dann gibt es Zeiten, in denen die Polizei stringent sein muss und handeln muss«, sagte Michler. »Dass das nicht sehr empathisch wirkt, das weiß ich auch« sagte der Polizist.
Am 9. Oktober 2019 hatte ein schwerbewaffneter Terrorist versucht, am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur in die Synagoge von Halle einzudringen und ein Massaker anzurichten. Er gelangte jedoch nicht in das Gotteshaus, erschoss dann die 40-jährige Passantin Jana L. und später in einem Döner-Imbiss den 20-Jährigen Kevin S. Auf der Flucht verletzte er weitere Menschen und lieferte sich einen Schusswechsel mit der Polizei, bevor er festgenommen wurde.
Das Oberlandesgericht Naumburg verurteilte den Mann zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung und stellte die besondere Schwere der Schuld fest. Vor Gericht hatte er die Tat mit antisemitischen und rassistischen Verschwörungstheorien begründet.
Überlebende hatten vor Gericht und im Ausschuss der Polizei unter anderem vorgeworfen, die jüdische Liturgie missachtet und die Opfer nicht ausreichend vor den Blicken der Presse geschützt zu haben. dpa