Herr Bürgermeister Huldai, welche Erwartungen haben Sie an die neue Städtepartnerschaft mit Berlin?
Die Unterzeichnung eines Partnerschaftsabkommens zwischen zwei Städten ist immer nur der Anfang. Wie sich daraus eine langfristige Verbindung entwickelt, hängt von beiden Seiten ab. Wir pflegen bereits langjährige, erfolgreiche Partnerschaften, etwa mit Frankfurt oder Köln. Solche Verbindungen dienen dazu, gemeinsame Interessen zu bündeln und Prozesse in Bereichen wie Kultur, Bildung und Hightech zu stärken. Ich hoffe sehr, dass sich auch diese neue Partnerschaft in diese Richtung entwickelt. In diesen Tagen ist das besonders wichtig.
Was bedeutet diese Partnerschaft vor dem Hintergrund der Geschichte?
Diese Geschichte ist immer Teil unserer Gegenwart. Schon 1952 wurde das Wiedergutmachungsabkommen unterzeichnet, sieben Jahre nach Ende der Schoa. Das war eine klare Botschaft beider Seiten: Was war, bleibt Teil der Geschichte, aber jetzt schauen wir, wie wir gemeinsam eine andere Zukunft aufbauen können. Beide Seiten hatten ein Interesse daran. Ich denke, es ist für uns heute besonders wichtig, jede bestehende Freundschaft zu pflegen und zu stärken.

Könnte diese Partnerschaft auch im Kampf gegen den wachsenden Antisemitismus in Deutschland eine Rolle spielen?
Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, aber ich weiß, was wir versuchen. Ich hoffe, dass dies dazu beiträgt, dass die Spannungen, die sich nach dem traumatischen 7. Oktober aufgebaut haben, nachlassen. Ich hoffe, dass Menschen, wenn sie sehen, wie wir miteinander sprechen, und wenn sie diese Zeremonie hier beobachten, erkennen, dass da etwas ist, das sagt: Trotz allem – wir stehen zusammen.
Die neue Partnerschaft macht in Berlin Schlagzeilen. Glauben Sie, dass die Tel Aviver Bevölkerung in dieser schwierigen Zeit überhaupt Kenntnis davon nimmt?
Ich glaube nicht, dass es für die meisten Menschen in Tel Aviv ein besonderer Grund zum Feiern ist. Aber es ist dennoch ein wichtiges Zeichen – gerade in schwierigen Zeiten braucht es solche Gesten der Zusammenarbeit. Das ist ermutigend.
Wäre es als politisches Signal nicht besser gewesen, Berlin wäre eine Städtepartnerschaft mit Jerusalem eingegangen – von Hauptstadt zu Hauptstadt?
Diese Frage müssten Sie dem Regierenden Bürgermeister von Berlin stellen.
Mit dem Bürgermeister von Tel Aviv sprach Detlef David Kauschke.