Bundestag

»Ein wichtiger Schritt«

Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer Foto: imago images/Christian Spicker

Von einem »wahrlich historischen Schritt« sprach Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) Ende vergangener Woche im Bundestag. In erster Lesung beriet das Parlament einen Ende 2019 unterzeichneten Vertrag zwischen der Bundesrepublik und dem Zentralrat der Juden in Deutschland zur Einführung einer jüdischen Seelsorge bei der Bundeswehr.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Noch in diesem Jahr soll demnach ein Militärrabbinat in Berlin eingerichtet werden – mit 48 hauptamtlichen Mitarbeitern. Knapp 4,7 Millionen Euro sind für die neue Behörde im Bundeshaushalt vorgesehen. Die jüdischen Seelsorger sollen noch 2020 ihre Arbeit aufnehmen. In der Erfüllung ihres Dienstes werden sie, wie auch ihre christlichen Kollegen, von den Weisungen anderer staatlicher Würdenträger unabhängig sein.

STRUKTUR An der Spitze der neuen Struktur wird ein Militärbundesrabbiner stehen; er wird vom Zentralrat der Juden bestimmt. Auch der Dienststellenleiter des neuen Bundesamtes soll jüdisch sein. Aufgabe der jüdischen Seelsorger wird laut Vertrag »die Lehre der Halacha (jüdisches Recht), die Entscheidung religiöser Fragen, die Sicherstellung der Einhaltung der Mizwot (jüdische Gebote) und die Seelsorge im In- und Ausland sowie im Rahmen einer Begleitung von Auslandseinsätzen und Übungen« sein.

Kramp-Karrenbauer formulierte es so: »Sie werden Trost spenden, Kraft geben, Wege aufzeigen, Verständnis schaffen, zum Beispiel mit gemeinsamen Gebeten und Gottesdiensten oder im vertrauten und vertraulichen Gespräch, aber auch im Rahmen von Aus- und Fortbildung des Lebenskundlichen Unterrichts.«

Die Ministerin stellte ausdrücklich fest, dass die Militärrabbiner nicht nur für jüdische Soldaten da sein würden. »Ihre Tür steht allen Angehörigen der Bundeswehr offen.« Das neue Angebot in der Armee sei auch ein Beitrag zum Kampf gegen Antisemitismus und Rechtsradikalismus. Man wolle auch nichtjüdische Menschen mit dem Judentum vertraut machen und sensibilisieren, sagte Kramp-Karrenbauer.

Man wolle auch nichtjüdische Menschen mit dem Judentum vertraut machen und sensibilisieren, sagte Kramp-Karrenbauer.

Die SPD-Abgeordnete Katrin Budde betonte, dass es keine Selbstverständlichkeit sei, dass schon bald wieder jüdische Geistliche bei der Bundeswehr tätig sein werden. »Eigentlich müssen wir ›Danke‹ sagen, dass wieder Vertrauen da ist und dass die jüdische Gemeinschaft diesen Schritt gegangen ist – gerade in Anbetracht unserer Geschichte.«

AUSLANDSEINSÄTZE Budde verwies auf den Paragrafen 36 des Soldatengesetzes, in dem es heißt: »Der Soldat hat einen Anspruch auf Seelsorge und ungestörte Religionsausübung.« Das gelte für alle Soldaten, unabhängig von ihrer Konfession. Die Politik müsse allerdings auch das Angebot dafür schaffen, diesen Anspruch wahrzunehmen, betonte sie.

Gerade bei schwierigen Auslandseinsätzen sei es oft der geistliche Beistand, der vonnöten sei – nicht nur für Soldaten, sondern auch für ihre Familienangehörigen seien die Militärseelsorger da, sagte Budde.

Die Oppositionsparteien AfD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen unterstützten einhellig das Vorhaben. Der Grünen-Abgeordnete Tobias Lindner wünschte sich, dass bald auch muslimische Soldaten in der Bundeswehr eine eigene Militärseelsorge bekommen werden. Dies dürfe nicht an einem »bürokratischen Verfahrensstreit« scheitern, sagte er.

VERSCHRÄNKUNG Christine Buchholz (Die Linke) meinte, das Angebot einer jüdischen Seelsorge in der Bundeswehr sei überfällig. Doch kritisierte sie die institutionelle Verschränkung von Militär und Religionsgemeinschaften, wie sie sich in der Finanzierung von Strukturen und der Verbeamtung von Militärseelsorgern ausdrücke.

»Deswegen wollen wir mittelfristig eine vom Militär institutionell unabhängige Soldatenseelsorge für alle Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften, die nicht finanziell vom Staat getragen und auch nicht in militärische Strukturen eingebettet sein darf.«

Berlin

Friedrich Merz besucht Israel

Als Kanzler ist es sein erster Aufenthalt im jüdischen Staat. Die Beziehungen hatten zuletzt unter Druck gestanden

 25.11.2025

TV-Tipp

Ein äußerst untypischer Oligarch: Arte-Doku zeigt Lebensweg des Telegram-Gründers Pawel Durow

Der Dokumentarfilm »Telegram - Das dunkle Imperium von Pawel Durow« erzählt auf Arte und in der ARD-Mediathek die Geschichte der schwer fassbaren Messengerdienst-Plattform-Mischung und ihres Gründers Pawel Durow

von Christian Bartels  25.11.2025

Israel

Antisemitismus-Beauftragter wirft Sophie von der Tann Verharmlosung der Hamas-Massaker vor

Die ARD-Journalistin soll in einem Hintergrundgespräch gesagt haben, dass die Massaker vom 7. Oktober eine »Vorgeschichte« habe, die bis zum Zerfall des Osmanischen Reiches zurückreiche

 25.11.2025

Interview

»Weder die Verwaltung noch die Politik stehen an meiner Seite«

Stefan Hensel hat seinen Rücktritt als Antisemitismusbeauftragter Hamburgs angekündigt. Ein Gespräch über die Folgen des 7. Oktober, den Kampf gegen Windmühlen und kleine Gesten der Solidarität

von Joshua Schultheis  25.11.2025

Ramallah

Nach Hammer-Angriff auf Israeli - mutmaßlicher Täter getötet

Vor mehr als einem Jahr kam ein israelischer Wachmann im Westjordanland bei einem Angriff ums Leben. Seitdem haben israelische Sicherheitskräfte nach dem flüchtigen Täter gesucht

 25.11.2025

Orange Day

Palina Rojinski spricht über Gewalt in früherer Beziehung

Wie viele Frauen hat auch die Moderatorin einst in einer Beziehung Gewalt durch ihren Partner erfahren. Darüber spricht sie nun auf Instagram. Sie will anderen Mut machen, sich Hilfe zu holen

 25.11.2025

Entscheidung

Berlin benennt Platz nach Margot Friedländer

Jahrzehntelang engagierte sich die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer für Aussöhnung. Nun erfährt die Berlinerin nach ihrem Tod eine besondere Ehrung

 25.11.2025

Hanau

Rabbiner antisemitisch beleidigt

Für die Gemeinde ist die Pöbel-Attacke kein Einzelfall

 25.11.2025

Berlin

RIAS: Polizei erfasst antisemitische Taten lückenhaft

Der Bundesverband sagt, es gebe strukturelle Probleme, Unsicherheiten im Umgang mit Betroffenen und ein insgesamt unzureichendes Bild antisemitischer Hasskriminalität in den offiziellen Statistiken

 25.11.2025