Parlament

»Ein Starkes Signal«

Hinter dem Stelenfeld: der Reichstag Foto: imago

Parlament

»Ein Starkes Signal«

Ende der Gaza-Blockade: Der Bundestag verteidigt seinen Beschluss

von Katrin Richter  05.07.2010 17:41 Uhr

Am vergangenen Donnerstag geschah im Bundestag etwas Seltenes: Alle Fraktionen waren sich einig, dass die Gaza-Blockade sofort beendet werden sollte. Und eine Woche nach dem einstimmigen Beschluss freuen sich die Abgeordneten immer noch über ihr Werk. Kerstin Müller, außenpolitische Sprecherin der Grünen, sagt: »Der Antrag, der auf meine Initiative zustande gekommen ist, ist ein starkes Signal nach Eu- ropa.« Für Philipp Mißfelder ist überraschend, dass sich die Linke, die ihren eigenen Antrag nicht zurückgezogen hatte, dem interfraktionellen Beschluss angeschlossen hat: »Das zeigt, dass sie keine einheitliche Position hat«, sagt der außenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion.

Sicherheit Für alle Fraktionen ist klar: Die Blockade Gazas ist »kontraproduktiv und dient den politischen Sicherheitsinteressen Israels letztendlich nicht«. Aber: »Israels legitime Sicherheitsinteressen müssen gewahrt bleiben.« Wie die bei durchlässigen Grenzen garantiert werden können, dafür gibt es unterschiedliche Vorschläge. Rolf Mützenich (SPD) setzt auf Vertrauen: »Israel muss sich auf andere Partner verlassen, wie zum Beispiel die UNIFIL, die Beobachtermission der UN im Libanon.« Man müsse versuchen, ein ordentliches Grenzmanagement zu erreichen. Ansonsten beziehen sich die Abgeordneten auf Punkte aus dem Papier. Der außenpolitische Sprecher der Linken, Wolfgang Gehrcke, fragt, warum man Güter für Gaza beispielsweise nicht in Zypern auf kontrollierte Schiffe umlade – »das ist alles regelbar«. Er betont aber, dass Israel mit der jetzigen Regierung gegen seine eigenen Sicherheitsinteressen handele. Mißfelder und sein Amtskollege in der FDP-Fraktion, Rainer Stinner, sprechen sich dafür aus, zulässige Waren, die in den Gazastreifen transportiert werden sollen, in Aschdod zu kontrollieren und sie von dort aus weiterzugeben. Kerstin Müller betont, dass es »nach wie vor eine Blockade und Grenzkontrollen für Waffen und waffenfähiges Material geben« müsse. Mit Ausnahme von Wirtschaftsgütern, denn sie könne nicht nachvollziehen, »dass die Einfuhr von Koriander oder Spielzeug die Sicherheitsinteressen Israels berührt«.

Kritik, der Beschluss sei eine einseitige Parteinahme gegen Israel, wie der Zentralrat der Juden in Deutschland im Vorfeld des Antrags bemängelte, hält Wolfgang Gehrcke für eine Beleidigung: »Das hat der Zentralrat nicht besonders durchdacht.« Sowohl Palästinenser als auch Israelis würden zu gleichen Teilen mit dem Beschluss in die Verantwortung genommen. In dieser Einschätzung sind sich die Bundestagsabgeordneten wieder ganz einig.

Meinung

Wieder ein Milliarden-Blankoscheck für Palästina?

Europa will den Wiederaufbau Gazas mit 1,6 Milliarden Euro fördern. Glaubt man in Brüssel wirklich, durch Scheckbuchdiplomatie etwas zum Besseren verändern zu können?

von Jacques Abramowicz  07.11.2025

Jerusalem

Bischof Azar bedauert Irritation durch »Völkermord«-Äußerung

Weil er in einem Gottesdienst in Jerusalem von »Völkermord« an den Palästinensern sprach, hat der palästinensische Bischof Azar für Empörung gesorgt. Nun bedauert er, dass seine Worte Irritation ausgelöst haben

von Christine Süß-Demuth  07.11.2025

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten besetzen ZDF-Hauptstadtstudio

Die Polizei musste die Besetzung beenden

 07.11.2025

Medienbericht

Katar soll mutmaßliches Missbrauchsopfer von Karim Khan ausspioniert haben

Das Emirat scheint sich in den Skandal um den Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs eingemischt zu haben, wie Recherchen nun zeigen

 07.11.2025

Berlin

Sarah Wedl-Wilson räumt Defizite bei Fördermittel-Vergabe ein

Wurden Gelder für Projekte gegen Antisemitismus rechtswidrig verteilt? Das werfen Grüne und Linke der Kultursenatorin vor. Nun äußert sie sich

 07.11.2025

Diplomatie

Kasachstan will sich den Abraham-Abkommen anschließen

US-Präsident Donald Trump kündigte den Schritt wenige Tage vor dem Besuch des saudischen Kronprinzen im Weißen Haus. Auch Saudi-Arabien solle seine Beziehungen zu Israel normalisieren, so die Hoffnung des US-Präsidenten

 07.11.2025

Antiisraelischer Beschluss

Linken-Spitze distanziert sich von Parteijugend

Die Linksjugend Solid wirft Israel unter anderem einen »kolonialen und rassistischen Charakter« vor – und löst in der Partei Empörung aus

 06.11.2025

Urteil

Betätigungsverbot für israelfeindlichen Aktivisten war rechtswidrig

Ghassan Abu-Sittah, der der israelischen Armee vorwirft, vorsätzlich Kinder zu töten, hätte auf dem »Palästina-Kongress« sprechen dürfen

 06.11.2025

Terrorismus

Nach Hamas-Festnahme: Waffenfund in Österreich

Der österreichische Verfassungsschutz stellte fünf Faustfeuerwaffen und zehn Magazine sicher

 06.11.2025