Meinung

Ein Rahmen für Jüdische Studien

Johannes Heil Foto: Philipp Rothe

Berlin war ein wichtiger jüdischer Ort, jedenfalls in der Zeit zwischen Moses Mendelssohn und Leo Baeck. Und er hat heute alles, um wieder ein solcher zu werden. Es ist also nur gut, wenn die dort vorhandenen Kapazitäten in Jüdischen Studien sinnvoll zusammengeführt werden. Wenn man die Verlautbarungen der vergangenen Monate durchgeht, findet sich da freilich nichts, was auf ein stimmiges Konzept hinweisen könnte.

Ein Zentrum für Jüdische Studien, eine Jüdisch-Theologische Fakultät (die auch »Zentrum« sein soll), eine Hebräische Graduiertenschule von Europa und anderes mehr werden in Stellung gebracht. Und das alles – oder immer das, was Einzelne für wünschenswert halten – am besten sofort. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Es geht nicht darum, etwas der Sache wegen zu verhindern. Die Augenwischerei beginnt aber dort, wo die Projekte in allerlei Verlautbarungen als »europaweit einzigartig« gepriesen werden. Einer hat sogar das Wort »weltweit« in den Mund genommen.

Verbund Mit Verlaub, die Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg, die keine der Berliner und Potsdamer Wunschlisten nennen will, gibt es mittlerweile seit mehr als 30 Jahren. In Heidelberg bestehen an der Hochschule in Trägerschaft des Zentralrats der Juden in Deutschland, die der Wissenschaftsrat (deutschlandweit einzigartig) akkreditiert hat, neun überwiegend aus öffentlichen Mitteln geförderte Lehrstühle (wie nirgendwo sonst), die die Gesamtheit der Jüdischen Studien abdecken und ein abgestimmtes Lehrprogramm vom B.A. bis zur Promotion in klarer Verbindung von Wissenschafts- und Gemeindebezug sicherstellen (dito). Die Ausbildung zum Staatsexamen in Jüdischer Religionslehre oder die denominationenoffene akademische Rahmenausbildung für den Gemeindedienst einschließlich des Rabbinats – das ist tatsächlich einzigartig. Weltweit? Diese Hochschule ist nicht allein auf sich gestellt, sondern ganz im Gegenteil im Verbund mit Partnern weltweit.

Vielleicht kann man in Berlin und Potsdam damit anfangen, einen realistischen Rahmen zu definieren, der nicht gleich die Änderung einer Landesverfassung erzwingt – das wäre bei einer Theologischen Fakultät in Potsdam der Fall. Oder man findet zu einem stimmigen Konzept, das tatsächliche Bedürfnisse abdeckt und nicht wechselseitige Blockaden hervorbringt. Einen Versuch sollte es das wert sein, und daran wirken dann gerne auch Nicht-Brandenburg-Berliner mit.

Der Autor ist Prorektor der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg.

Berlin

Prozess um Angriff am Holocaust-Mahnmal: »Tat zugegeben«

Polizisten berichten von der Begegnung mit dem Angeklagten wenige Stunden nach der Tat

 27.11.2025

Debatte um Hamas-Nähe

Mitglieder des ZDF-Kontrollgremiums fordern Konsequenzen

Nachdem ein mutmaßlicher Terrorist über eine Partnerfirma an Produktionen des öffentlich-rechtlichen Senders mitgewirkt hat, soll der Fall nun parlamentarisch aufgearbeitet werden

 27.11.2025

Berlin

Späte Gerechtigkeit? Neue Schiedsgerichte zur NS-Raubkunst

Jahrzehnte nach Ende der Nazi-Zeit kämpfen Erben jüdischer Opfer immer noch um die Rückgabe geraubter Kunstwerke. Ab dem 1. Dezember soll es leichter werden, die Streitfälle zu klären. Funktioniert das?

von Cordula Dieckmann, Dorothea Hülsmeier, Verena Schmitt-Roschmann  27.11.2025

USA

Staatsanwaltschaft rollt den Fall Etan Patz neu auf

Der jüdische Junge Etan Patz verschwindet am 25. Mai 1979 auf dem Weg zur Schule. Jahre später wird er für tot erklärt

 26.11.2025

Urteil

Verbot des Berliner Palästina-Kongresses war rechtswidrig

Das Berliner Verwaltungsgericht hat das Verbot eines Palästina-Kongresses nachträglich für rechtswidrig erklärt

 26.11.2025

Hans-Jürgen Papier

»Es ist sehr viel Zeit verloren gegangen«

Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts zieht eine Bilanz seiner Arbeit an der Spitze der »Beratenden Kommission NS-Raubgut«, die jetzt abgewickelt und durch Schiedsgerichte ersetzt wird

von Michael Thaidigsmann  26.11.2025

Wehrpflicht

Freiheit gemeinsam verteidigen

Russlands Angriffskrieg unterstreicht die Notwendigkeit einer starken Bundeswehr. Wenn die Situation es erfordert, dann müssen auch wir Juden bereit sein, unseren Beitrag zu leisten

von Josef Schuster  26.11.2025

Verhandlung

Verbot israelfeindlicher Proteste: Berlin mit Klagen konfrontiert

Das Verwaltungsgericht prüft zwei unterschiedlich gelagerte Klagen von Veranstaltern einer Demonstration im Dezember 2023 und des sogenannten Palästina-Kongresses im April 2024

 26.11.2025

Potsdam

BSW vor Zerreißprobe: Dorst stellt Parteiverbleib infrage

Die jüngsten Ereignisse haben Implikationen für die Landesregierung. Bei nur zwei Stimmen Mehrheit im Landtag könnte jeder Bruch in der BSW-Fraktion ihr Ende bedeuten

 26.11.2025