Berlin

»Ein Makel«

Ronald S. Lauder: »Es ist nicht rechtens, wissentlich gestohlenes Eigentum zu behalten, und das sollte gesetzlich auch klargestellt werden.« Foto: Gregor Zielke

Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC), Ronald S. Lauder, hat Deutschland für seinen Umgang mit sogenannter NS-Raubkunst kritisiert. Die Bundesrepublik habe Lösungen gefunden für Fragen der Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern oder den Umgang mit »namenlosen Bankkonten« und Versicherungspolicen. »Ich möchte Deutschland deswegen ermutigen, in gleicher Weise mit dem Problem der Raubkunst umzugehen«, so Lauder. Man dürfe nicht immer nur abwarten, bis Ansprüche geltend gemacht werden, und insgeheim hoffen, dass sich über alles der Mantel des Vergessens breiten werde.

Lauder sagte bei seinem Vortrag in den Räumen der Berliner Topographie des Terrors am Donnerstagabend, dass es in Deutschland Museen gebe, die wissentlich von den Nazis geraubte Kunst in ihrem Besitz haben: »Es ist nicht rechtens, wissentlich gestohlenes Eigentum zu behalten, und das sollte gesetzlich auch klargestellt werden.« Es sei ein großer Fehler, dass Museen nicht die gebotene Transparenz gezeigt und ihre Sammlungen, Forschungsergebnisse und Archive offengelegt haben. Dies sei nicht nur ein Fehler, sondern auch unmoralisch, »und deshalb haftet ein Makel an dem ansonsten guten Ruf Deutschlands«.

Kommission Der WJC-Präsident forderte von der Bundesregierung und den Ländern die Einsetzung einer internationalen Kommission, die Klarheit darüber schaffen soll, was an Raubkunst in den Depots deutscher Museen lagert. Die Kommission und ihre Mitglieder sollten von internationalem Rang sein, für sie sollten die weltweit führenden Provenienzforscher sowie weitere Experten arbeiten.

Lauder sprach im Rahmen einer Veranstaltung, zu der das Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien und die Stiftung Topographie des Terrors eingeladen hatten.

Kunstraub Topographie-Direktor Andreas Nachama verwies dabei auf den 81. Jahrestag der sogenannten Machtergreifung der Nationalsozialisten und erinnerte daran, dass Juden bereits 1933 ihrer Existenzgrundlage beraubt wurden und schon damals Willkür und Terror ausgesetzt waren. Anders als die Zeichen einer heute beispielhaften Erinnerungskultur seien die Antworten auf Fragen der Raubkunstdebatte immer noch nicht überzeugend, sagte Nachama. Der Umgang mit den Folgen des damals staatlich sanktionierten Kunstraubes sei alles andere als zufriedenstellend.

Der Direktor des Moses Mendelssohn Zentrums, Julius H. Schoeps, erneuerte seine Forderung nach einem bundesdeutschen Rückgabegesetz für NS-Raubkunst. Ein solches Restitutionsgesetz existiere bereits in Österreich. Dort würden etwa als Raubkunst identifizierte Stücke auf dem Kunstmarkt verkauft. Der Erlös komme entsprechenden Opfern oder Opfereinrichtungen zugute.

Interview

»Diskrepanzen zwischen warmen Worten und konkreten Maßnahmen«

Nach dem Massaker von Sydney fragen sich nicht nur viele Juden: Wie kann es sein, dass es immer wieder zu Anschlägen kommt? Auch der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, sieht Defizite

von Leticia Witte  22.12.2025

Washington D.C.

Kritik an fehlenden Epstein-Dateien: Minister erklärt sich

Am Freitag begann das US-Justizministerium mit der Veröffentlichung von Epstein-Akten. Keine 24 Stunden später fehlen plötzlich mehrere Dateien - angeblich aus einem bestimmten Grund

von Khang Mischke  22.12.2025

Australien

Behörden entfernen Blumenmeer für die Opfer von Bondi Beach

Die Regierung von New South Wales erklärt, man habe sich vor dem Abtransport der Blumen eng mit der jüdischen Gemeinde abgestimmt

 22.12.2025

Sydney

Attentäter warfen Sprengsätze auf Teilnehmer der Chanukka-Feier

Die mutmaßlichen Attentäter Naveed und Sajid Akram bereiteten sich auf das Massaker vor. Ihre Bomben explodierten nicht

 22.12.2025

New York

Tucker Carlson ist »Antisemit des Jahres«

Die Organisation StopAntisemitism erklärt, ausschlaggebend seien Beiträge, in denen er erklärten Judenhassern, Holocaustleugnern und extremistischen Ideologen eine große Bühne geboten habe

 22.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025

Gaza

Das Problem mit der Entwaffnung

Die Hamas weigert sich strikt, die Waffen niederzulegen. Was Zustimmung in der palästinensischen Bevölkerung findet und den Friedensplan stocken lässt

 21.12.2025 Aktualisiert

Interview

»Die Zustände für Juden sind unhaltbar. Es braucht einen Aufstand der Anständigen«

Zentralratspräsident Josef Schuster über den islamistischen Anschlag von Sydney und das jüdische Leben in Deutschland nach dem 7. Oktober

 21.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025