Einspruch

Ein gutes Zeichen

Es gab den FDP-Prominenten Ignatz Bubis. Es gibt den langjährigen CDU-Mann Michel Friedman. Man kennt den Bundestagsabgeordneten Jerzy Montag von Bündnis 90/Die Grünen. Marina Weisband von den Piraten kann man dazu zählen. Und es gibt Peter Feldmann, den Sozialdemokraten.

In allen Parteien finden sich mittlerweile Jüdinnen und Juden. Feldmann aber, der Frankfurter Lokalpolitiker, hat es allen gezeigt: Gestartet als besserer Zählkandidat, hat er dank eines klassischen Straßenwahlkampfs und hartnäckiger Klinkenputzerei überraschend die Wahl zum neuen Oberbürgermeister gewonnen – und ist damit fast in der ersten Liga der Bundespolitik angekommen.

Bedeutung Dass Feldmann Jude ist, hat er selten thematisiert, verschwiegen hat er es aber auch nicht. Ähnlich haben die Medien dieses Thema behandelt. Feldmann wie die Öffentlichkeit sind angenehm selbstverständlich mit seinem Judentum umgegangen. Denn von Bedeutung sollte dies nicht sein – oder wissen Sie, welcher Konfession beispielsweise Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) oder Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sind?

Die Wahl Feldmanns in der Multikulti-Großstadt Frankfurt ist ein gutes Zeichen – für die Toleranz dieser Stadt vor allem, aber auch dafür, dass sich die zweite Generation der Jüdinnen und Juden in Deutschland auf dieses Gemeinwesen immer mehr einlässt. Nach dem sprichwörtlichen Auspacken der Koffer und dem Bau von Gotteshäusern ist dies ein drittes Signal, dass man hier bleiben will.

Dass man dabei in fast allen Parteien landen kann, ist selbstverständlich. Bei nur rund 200.000 Juden in der Bundesrepublik ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine/r von ihnen irgendwann einmal im Kanzleramt landet, zwar nicht so groß. Aber wer hätte noch vor zehn Jahren gewettet, dass es eines Tages eine Kanzlerin und einen Präsidenten aus Ostdeutschland geben würde?

Der Autor ist Reporter bei der Tageszeitung »taz«.

Senat

Mehrere Berliner Abgeordnete verlassen Linkspartei

Wegen eines Antisemitismus-Streits kehren einige Politiker der Linkspartei den Rücken - auch der ehemalige Senator Klaus Lederer

 23.10.2024

Straßburg

Alle Klarheiten beseitigt

Der Streit über EU-Gelder für die Palästinenser und die UNRWA entzweit das Europäische Parlament

von Michael Thaidigsmann  23.10.2024

USA/Israel

FBI übernimmt Ermittlungen nach Geheimdienstleck

Dokumente über Israels Vorbereitungen für einen Angriff gegen den Iran gelangten an die Öffentlichkeit. Wer steckt dahinter?

 23.10.2024

Washington D.C.

Trump wollte »Militärs wie Hitlers Generäle«

Sein ehemaliger Stabschef John Kelly erinnert sich an höchst problematische Aussagen

 23.10.2024

Herta Müller

»Das Wort ›Märtyrer‹ verachtet das Leben schlechthin«

Die Literaturnobelpreisträgerin wurde mit dem Arik-Brauer-Publizistikpreis ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

von Herta Müller  23.10.2024

Dokumentation

»Eine Welt ohne Herta Müllers kompromisslose Literatur ist unvorstellbar«

Herta Müller ist mit dem Arik-Brauer-Publizistikpreis ausgezeichnet worden. Lesen Sie hier die Laudatio von Josef Joffe

von Josef Joffe  23.10.2024

Antisemitismus

Auch in Halle Stolpersteine gestohlen

In Halle wurden ebenfalls Stolpersteine aus dem Boden gebrochen

 22.10.2024

USA

Israelfeindliche Gruppen an Unis werden immer radikaler

Auch an der Columbia University ist die Situation alarmierend

von Imanuel Marcus  22.10.2024

Umfrage

Grüne am ehesten für Waffenexporte nach Israel

Die Mehrheit der Deutschen lehnt Waffenlieferungen an den jüdischen Staat jedoch ab

 22.10.2024