Meinung

Draußenminister Lieberman

Der Biberman ist tot. Es lebe der Biberman. Schon kurz nach ihrer Ausrufung gerät die Kooperation zwischen Benjamin »Bibi« Netanjahu und Avigdor Lieberman heftig ins Wanken. Vor wenigen Wochen erst hatten die Regierungspartei Likud und Liebermans Israel Beiteinu lauthals ihre Verbrüderung für die anstehenden Knesset-Wahlen gepriesen. Selbst in den eigenen Reihen gefiel nicht jedem die »Biberman-Union«.

Nun, nur 39 Tage bevor die Israelis in die Wahllokale gehen, steckt Lieberman auch noch richtig in der Klemme. Denn nach 16 Jahren der Ermittlungen entschied Generalstaatsanwalt Jehuda Weinstein, den Außenminister wegen Betrugs und Vertrauensbruchs anzuklagen. Daraufhin legte Lieberman sein Amt nieder.

Geldwäsche Dabei hatte die Staatsanwaltschaft sogar die hauptsächlichen Anklagepunkte Geldwäsche und Bestechung fallen lassen. Trotzdem wird einem beim Lesen von Weinsteins Bericht fast schwindelig ob der vermutlich windigen Geschäfte und des Gebahrens des einstigen Ministers. Von einem »komplexen Netz« ist die Rede, das Lieberman wahrscheinlich gewebt habe, um neben dem Ausüben seiner öffentlichen Ämter weiter Gelder aus verschiedenen Quellen in seine Richtung fließen zu lassen. Alles scheint undurchsichtig und verworren.

Es werde nur ein temporärer Abschied sein, hatte Lieberman bei seinem Rücktritt verkündet. Und niemand, der ihn kennt, zweifelt auch nur einen Moment lang an seinen Worten. Dennoch gibt es viele Menschen in Israel, die dem ehemals höchsten Diplomaten ihres Landes keine Träne nachweinen. Bekannt für seine extremistische Politik, seine Äußerungen, die oft mehr als nur an Rassismus grenzen, und sein gnadenloses Gepoltere auf den politischen Parketten dieser Welt hat er mehr Schaden als Gutes für Israel gebracht.

So wünschen sich nicht wenige Politiker wie Wähler ein Nimmerwiedersehen. Doch die Chancen dafür stehen schlecht. Denn wie bei seinen Geschäften wird er auch in der Politik irgendeine krumme Gabelung nehmen, ein Schlupfloch finden, das ihn zurück in die Knesset bringt. Und die Generalstaatsanwaltschaft hat ihm mit der abgeschwächten Anklage den Weg dafür geebnet. Es ist schade, doch es kann bald heißen: Dreh dich nicht um, der Biberman geht um!

Die Autorin ist Israel-Korrespondentin der Jüdischen Allgemeinen.

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Faktencheck

Berichte über israelischen Pass Selenskyjs sind Fälschung

Ukrainische Behörden ermitteln wegen hochrangiger Korruption. Doch unter diesen Fakten mischen sich Fälschungen: So ist erfunden, dass bei einer Razzia ein israelischer Pass Selenskyjs gefunden wurde

 20.12.2025

Analyse

Ankaras Machtspiele

Manche befürchten schon einen »neuen Iran«. Warum Israel die Türkei zunehmend als Bedrohung wahrnimmt

von Ralf Balke  20.12.2025

Bundestag

Zentralrat verteidigt Weimers Gedenkstättenkonzept

Der Ausschuss für Kultur und Medien hörte Experten zu der Frage an, ob über den Holocaust hinaus auch andere Verbrechen Teil der deutschen Erinnerungskultur sein sollen

 19.12.2025

Frankreich

Drei Jahre Haft für antisemitisches Kindermädchen

Ein französisches Gericht hat eine Algerierin zur einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil sie einer jüdischen Familie Reinigungsmittel ins Essen, Trinken und die Kosmetika mischte

 19.12.2025

Berlin

Bericht über Missbrauch internationaler Hilfe durch Hamas im Bundestag vorgestellt

Olga Deutsch von der Organisation NGO Monitor sagt, während die Bundesregierung über Beiträge zum Wiederaufbau Gazas berate, sei es entscheidend, auf bestehende Risiken hinzuweisen

von Imanuel Marcus  19.12.2025

Meinung

Heute Juden, morgen Christen

Judenhass führt konsequent zum Mord. Dafür darf es kein Alibi geben

von Rafael Seligmann  19.12.2025

Tel Aviv/Berlin

Israel unterzeichnet weiteren Vertrag mit Deutschland über Raketenabwehr

Es handelt sich um das größte Rüstungsgeschäft in der Geschichte des jüdischen Staates

 19.12.2025

Sydney/Canberra

Nach Terroranschlag von Bondi Beach: Australien plant nationalen Trauertag

Die Regierung kündigt zudem umfassende Maßnahmen an. Dazu gehört eine landesweite Rückkaufaktion für Schusswaffen

 19.12.2025