Einspruch

Die Wahrheit von Auschwitz

Leon Schwarzbaum Foto: dpa

Einspruch

Die Wahrheit von Auschwitz

Leon Schwarzbaum über seine Erwartungen an den Detmolder Prozess

von Leon Schwarzbaum  15.02.2016 19:08 Uhr

Ich habe im Auschwitz-Prozess, der gerade in Detmold stattfindet, ausgesagt. 18 Minuten lang habe ich gesprochen, und am Ende meiner Erklärung bin ich aufgestanden und habe den Angeklagten, den früheren SS-Mann Reinhold Hanning, direkt angesprochen. Die SS war grausam und sadistisch, habe ich ihm gesagt, und dass die Nazis mein Leben zerstört haben. 35 meiner Familienangehörigen sind ermordet worden, auch meine Eltern. Und dann habe ich ihm persönlich gesagt, dass ich von ihm verlange, dass er endlich die Wahrheit sagt.

Das ist meine Erwartung an diesen Prozess. Das ist der Grund, warum ich bald noch einmal nach Detmold fahren werde, um an der Verhandlung teilzunehmen. Das ist auch meine Motivation, warum ich in Detmold und kurze Zeit später bei einem anderen Auschwitz-Prozess in Hanau als Nebenkläger auftrete.

schuld Für mich persönlich ist es gar nicht so bedeutend, ob Hanning und die anderen Menschen, die in KZs ihren mörderischen Dienst taten, ins Gefängnis kommen. Hanning ist so alt, vermutlich wird man ihn ohnehin nicht inhaftieren. Wichtig ist mir, dass Hanning und die anderen sich öffentlich zu dem bekennen, was damals passiert ist, wobei sie mitgewirkt haben und welche Schuld sie tragen. Es geht mir um nichts geringeres als die Wahrheit von Auschwitz.

Ich war in Auschwitz der Läufer des Lagerältesten. Das heißt, dass ich wirklich alles gesehen habe. Und dass ich wirklich weiß, wie und was dort alles passiert ist. Wir Überlebende kennen die Wahrheit von Auschwitz, und Männer wie Hanning kennen sie auch. Aber ich spreche darüber, gehe in Schulen, berichte, was ich erleben und erleiden musste. Das mache ich im Namen meiner Eltern.

Als ich meine Aussage in Detmold zu Ende vorgetragen hatte, sagte Hannings Verteidiger, sein Mandant, der bislang geschwiegen hat, werde bald aussagen und die Wahrheit sagen. Ich weiß nicht, ob er es tun wird. Aber es wäre mir wichtig.

Der Autor ist 95 Jahre alt und Überlebender des Vernichtungslagers Auschwitz.

Deutschland

Rechtsextremismus beunruhigt Deutsche stärker als Zuwanderer

Antisemitische Vorurteile nehmen bei Türkeistämmigen zu, während die Angst vor Rechtsextremismus bei Deutschen ohne Migrationshintergrund besonders hoch ist. Was verrät die neue KAS-Studie noch?

 09.12.2025

Medien

Äußerst ungewöhnlicher Schritt: Irans Staatssender gesteht Fehler bei Kriegsberichterstattung ein

Nach dem Krieg gegen Israel gesteht der Präsident des iranischen Staatssenders eine Falschmeldung ein. Die Hintergründe

 09.12.2025

Umfrage

KAS-Studie: Antisemitische Vorurteile nehmen bei Türkeistämmigen zu

Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat eine neue Studie zum Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft vorgelegt. Dabei wurden auch Einstellungen zu Juden abgefragt

 09.12.2025

Naher Osten

Bericht: Keine Rolle für Tony Blair bei Gaza-Friedensrat

Anstelle Blairs ist der bulgarische Diplomat und ehemalige Nahostgesandte Nickolay Mladenov im Gespräch, wie die »Financial Times« vermeldete

 09.12.2025

Frankfurt am Main

Lufthansa Cargo stoppt Militärtransporte nach Israel

Während die politischen Beziehungen zwischen Berlin und Jerusalem eine Annäherung erleben, ist dies im Luftfahrt-Bereich nicht der Fall. Warum?

 08.12.2025

Berlin

Presseschau zum Israel-Besuch von Kanzler Friedrich Merz

Wie bewerten deutsche Leit- und Regionalmedien Merz‘ Antrittsbesuch bei Ministerpräsident Benjamin Netanjahu?

 08.12.2025

Toronto

Miriam Mattova aus Uber geworfen, weil sie Jüdin ist

»Was passiert ist, ist nicht nur ein unangenehmer Moment. Es ist eine Erinnerung daran, warum es wichtig ist, sich zu äußern«, sagt das Model

 08.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  08.12.2025

Jerusalem

Ein neuer Sound?

Unterwegs mit Bundeskanzler Friedrich Merz bei seiner Antrittsreise in Israel

von Philipp Peyman Engel  07.12.2025