Meinung

Die unmoralische Republik

Es ist derzeit oft die Rede von »Peinlichkeiten« in Deutschland. Etwa, als der Bundestag beschloss, die Rente für Ghettoarbeiter nicht rückwirkend ab 1997 auszuzahlen. Aber das ist nicht »peinlich«, das ist unmoralisch und obszön. Und es hat inzwischen Tradition. Bis heute spielt die deutsche Nachkriegsrepublik auf Zeit, wenn es darum geht, den Schoa-Überlebenden ein Zeichen der Anerkennung zu geben.

Denen Respekt zu erweisen, die vor 80 Jahren und danach systematisch gedemütigt wurden, die meisten von ihnen bis zum Tod, dazu sieht sich diese Nachkriegsrepublik wohl bis heute nicht in der Pflicht. Die Serie an Würdelosigkeiten, für die meist das Wort »Peinlichkeit« verwendet wird, reicht bis in die Zeiten Adenauers und seines Staatssekretärs Globke zurück, der die »Nürnberger Gesetze« federführend kommentierte. Offensichtlich wurde hier die geistige Grundlage dafür gelegt, dass bis heute auf allen Ebenen von Staat und Gesellschaft ein würdeloses Spiel mit denjenigen getrieben wird, die unter nationalsozialistischer Herrschaft gedemütigt wurden.

Schoa-Überlebende Nun hat der neue israelische Finanzminister Yair Lapid als eine seiner ersten Amtshandlungen dringend benötigte Mittel freigegeben. Er macht es aus dem eigenen Haushalt, nicht mit Geldern, die aus Deutschland erwartet werden. Das geschieht, damit die inzwischen hochbetagten Schoa-Überlebenden endlich Pflegemaßnahmen erhalten, die ihnen wenigstens kurz vor dem Lebensende ein bisschen Würde geben können.

In Deutschland hingegen ist es so, dass die »tüchtigen Beamten« den Anschein erwecken, bei den Pflegemaßnahmen für diese Menschen ginge es um so etwas wie einen neuen Euro-Rettungsschirm. Amtlich scheint Würde für sie damit abgetan zu sein, wenn an den sich häufenden »runden« Jahrestagen Gedenkstunden abgehalten und Kränze abgeworfen werden.

Offensichtlich hat die Berliner Republik ihre moralische Kälte aus Bonner Zeiten ungebrochen übernommen. Wenn es dann »Pannen« und »Peinlichkeiten« gibt, schiebt einer dem anderen die Verantwortung dafür zu. Werden aber Verantwortung und Moral voneinander getrennt und dazu noch auf andere abgewälzt, geht es würdelos weiter. So zahlt der israelische Steuerzahler auch für deutsche Würde. Von dieser Stelle aus dafür Dank und Hochachtung.

Der Autor ist Rabbiner der Budge-Stiftung in Frankfurt und betreut Schoa-Überlebende.

Nahost

Israels Außenminister fordert »klaren Kurs« der Bundesregierung

Deutschland solle sich nicht nur zu Israels Sicherheit bekennen, sondern auch so handeln, sagt Gideon Sa’ar im Interview mit der »Welt am Sonntag«

 14.02.2025

Google

Google Calendar streicht den Internationalen Holocaust-Gedenktag

Neben anderen Gedenktagen sind im Google Calendar auch die mit jüdischem Bezug verschwunden. Das Unternehmen dementiert, dass man damit den Anti-Diversitäts-Vorgaben der Trump-Regierung gehorche

 14.02.2025

Faktencheck

Szene aus »Markus Lanz«-Sendung mit Robert Habeck weiter abrufbar

In der Debatte um Verschärfungen in der Migrationspolitik war Robert Habeck in einer TV-Sendung zu Gast. Nun teilen Nutzer eine Aussage, die nachträglich gelöscht worden sei. Doch das stimmt nicht

 14.02.2025

Frankfurt am Main

Haya Schulmann widerspricht Gutachten zu antisemitischem Vorfall beim Hessischen Rundfunk

Ein Gutachten kommt zu dem Schluss, dass kein Fehlverhalten vorgelegen habe. Die betroffene Informatikprofessorin bleibt jedoch bei ihrer Darstellung

von Imanuel Marcus  14.02.2025

Anstieg

Rechtsextreme Straftaten 2024 auf Rekordhoch

Immer mehr rechtsextreme Straftaten in Deutschland - Nach 2023 reißt 2024 erneut die Höchstmarke mit weit über 41.000 Delikten, wie die »taz« berichtet. Die Zahlen sind allerdings noch vorläufig

 14.02.2025

Bundestagswahl 2025

Meinungsforscher Güllner: Merz stabilisiert AfD mit forscher Art

CDU-Anhänger fühlen sich »natürlich eher bestärkt« durch Merz‹ Agieren - »die wandern nicht ab«, so Güllner

von Susanne Rochholz  14.02.2025

EU / Gaza

EU-Parlamentspräsidentin Metsola besucht Gaza

Die Präsidentin des Europaparlaments macht sich persönlich ein Bild von der Lage in Gaza. Im Gepäck hat sie ein Versprechen

 14.02.2025

Washington D.C./Gaza

Rubio ruft arabische Länder zu Gaza-Vorschlag auf

»Wenn sie also einen besseren Plan haben, ist jetzt die Zeit, ihn zu präsentieren«, sagt der US-Außenminister

 14.02.2025

Debatte

Großer Wirbel: Israelisches Team von Turnier in Stuttgart ausgeladen

Ein israelisches Sportteam darf bei einem Turnier in Deutschland nicht starten. Die Organisatoren betonen, dass Sicherheitsgründe keine Rolle spielen und man auch nicht voreingenommen sei

 13.02.2025 Aktualisiert