Redezeit

»Die Sicherheit Israels ist nicht verhandelbar«

Philipp Mißfelder Foto: JUNGE UNION DEUTSCHLANDS

Herr Mißfelder, Mitte September werden die Palästinenser bei der UN-Vollversammlung aller Voraussicht nach ihre Anerkennung als Staat beantragen. Wie schätzen Sie die Aussicht auf Erfolg des Antrags ein?
Laut UN-Charta kann nur ein friedliebender Staat Mitglied der Staatengemeinschaft werden – mit der radikal-islamischen Hamas als Regierungspartner sehe ich diese Voraussetzung nicht erfüllt. Ein Antrag auf vollwertige Mitgliedschaft wird im UN-Sicherheitsrat höchstwahrscheinlich abgelehnt werden. Von den USA ist ein Veto zu erwarten. Nach jetzigem Stand wird sich in der Generalversammlung aber eine Mehrheit finden.

Wie stehen Sie zu dem Vorhaben von Autonomiebehörde und Hamas?
Grundsätzlich befürworte ich eine Zwei-Staaten-Lösung, allerdings muss diese am Ende eines Friedensprozesses im Nahen Osten stehen. Die einseitige Ausrufung eines »Staates Palästina« lehne ich deshalb ab. Ich gehe davon aus, dass Deutschland in der Frage der Aufnahme eines Staates Palästina in die Vereinten Nationen sowohl im UN-Sicherheitsrat als auch in der UN-Generalversammlung, wenn es hier zu weiteren politischen Abstimmungen kommen sollte, mit Nein stimmt.

Was genau spricht gegen die einseitige Ausrufung eines Staates Palästina?
Eine unilaterale Ausrufung kann die Streitpunkte zwischen Israel und den Palästinensern nicht lösen. Das können nur Verhandlungen zwischen den beiden Parteien. Es ist eher zu befürchten, dass sich der Konflikt verschärfen wird, wenn sich die Erwartungen der Palästinenser an diese Aktion nicht erfüllen werden. Auch die israelische Position wird sich eher verhärten, wenn es tatsächlich zu einer Annahme der Resolution kommen sollte.

Das scheint die Mehrheit der EU-Staaten anders zu sehen. Frankreich, Großbritannien, Spanien und Italien tendieren dazu, für die Anerkennung Palästinas zu votieren.
Hier wird versucht, Druck auf Israel aufzubauen und die Regierung zur Wiederaufnahme der Verhandlungen zu bewegen. Meiner Meinung nach ist das der falsche Ansatz. Die Bundeskanzlerin hat sich frühzeitig gegen ein »Ja« ausgesprochen und damit signalisiert, dass wir den Weg der Palästinenser für eine Sackgasse halten. Es wäre vielmehr wünschenswert, wenn sich die europäischen Staaten auf eine einheitliche Position verständigen würden.

Wie realistisch ist es, dass es vorher wider Erwarten doch noch zu erneuten Verhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern kommen wird?
Israel hat mehrfach seine Bereitschaft signalisiert, die Friedensgespräche wiederaufzunehmen. Auch der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde Mahmud Abbas wäre zu Kompromissen bereit. Das Problem ist die Blockadehaltung der Hamas. Solange Israel von palästinensischer Seite keine Garantie auf Anerkennung des Existenzrechts hat, werden keine Gespräche stattfinden. Die Sicherheit des israelischen Volkes ist nicht verhandelbar. Das hat die Bundesregierung mehrfach betont, und das ist auch meine feste Überzeugung.

Philipp Mißfelder, 1979 in Gelsenkirchen geboren, absolvierte ein Geschichtsstudium und schloss mit einer Magisterarbeit über den jüdischen Publizisten Maximilian Harden ab. Seit 2002 ist er Bundesvorsitzender der Jungen Union, der Nachwuchsorganisation von CDU und CSU. Als Mitglied des Präsidiums sitzt Mißfelder auch im engsten Führungszirkel der Bundes-CDU. Im Bundestag vertritt er seit 2005 den Ruhrgebiets-Wahlkreis Recklinghausen, Castrop-Rauxel, Waltrop. Er ist zudem außenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion.

Antisemitismus

Konzert-Comeback: Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Xavier Naidoo kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorwürfe, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

von Stefanie Järkel, Jonas-Erik Schmidt  10.12.2025

Initiative

Bayerns Landtag will Yad-Vashem-Bildungszentrum in Freistaat holen

Die Idee hatte die Ampel-Koalition von Olaf Scholz: Eine Außenstelle der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland. Der Bayerische Landtag hat sich nun für einen Standort im Freistaat ausgesprochen

von Barbara Just  10.12.2025

Paris/Brüssel

EU-Gaza-Hilfe: Französischer Politiker hat »große Bedenken«

Benjamin Haddad, Frankreichs Staatssekretär für Europafragen, hat die Europäische Kommission aufgefordert, ihre Zahlungen an NGOs, die im Gazastreifen operieren, besser zu überwachen

 10.12.2025

Aufarbeitung

Französische Entnazifizierungs-Dokumente erstmals online abrufbar

Neue Hinweise zu Leni Riefenstahl und Martin Heidegger in der NS-Zeit: Künftig können Forscher online auf französische Akten zugreifen. Experten erwarten neue Erkenntnisse

von Volker Hasenauer  10.12.2025

Deutschland

Wegen Antisemitismus und AfD: Schauspiellegende Armin Mueller-Stahl (95) denkt ans auswandern

Armin Mueller-Stahl spricht offen über seine Gelassenheit gegenüber dem Tod – und warum aktuelle Entwicklungen ihn dazu bringen, übers Auswandern nachzudenken

 10.12.2025

Justiz

Mutmaßlicher Entführer: Chef eines israelischen Sicherheitsunternehmens packt aus

Die Hintergründe

 10.12.2025

Fußball

Sorge vor Maccabi-Spiel in Stuttgart

Tausende Polizisten, Metalldetektoren beim Einlass, Sorge vor Gewalt: Warum der Besuch von Maccabi Tel Aviv in der Europa League beim VfB aufgrund der politischen Lage kein sportlicher Alltag ist.

 10.12.2025

Brüssel

Keine Nato-Rüstungsaufträge mehr an israelische Firma?

Einem Bericht verschiedener Medien zufolge ist Israels führendes Wehrtechnikunternehmen Elbit Systems wegen Korruptionsverdachts vorläufig von weiteren Vergabeverfahren ausgeschlossen worden

 10.12.2025

Polen

Neun polnische KZ-Opfer werden im Juni seliggesprochen

Die Nationalsozialisten brachten in Dachau und Auschwitz auch Hunderte polnische Priester um. Die katholische Kirche verehrt mehrere von ihnen als Märtyrer. Bald werden neun weitere Geistliche in Krakau seliggesprochen

 10.12.2025