Meinung

Die judenfreundliche Rechtspartei

Fragt man die AfD ganz naiv, ob sie antisemitisch ist, kriegt man das Übliche zu hören. Nein, natürlich nicht, eine absurde Unterstellung. »Die AfD bekennt sich uneingeschränkt zur Glaubensfreiheit«, heißt es im Programm, nur »islamischer Glaubenspraxis« trete sie entgegen, solange diese sich »gegen die jüdisch-christlichen und humanistischen Grundlagen unserer Kultur richtet«.

Der Glaube mag, zumindest wenn er im bei der AfD so beliebten Begriffspaket »jüdisch-christlich« daherkommt, akzeptiert sein, die Praxis ist es definitiv nicht. Erst jüngst verabschiedeten Sprecher der neun AfD-Landtagsfraktionen eine »Potsdamer Erklärung«, in der sich die Partei erneut scharf gegen das Schächten ausspricht – bekanntlich jüdische und islamische Glaubenspraxis.

Frauke Petry
Und die Beschneidung, ein anderer wesentlicher Ritus dieser Weltreligionen, steht nur derzeit nicht im Verbotskatalog; noch vor einem Jahr wurde ein Verbot von der Parteivorsitzenden Frauke Petry als »Abwägung zwischen körperlicher Unversehrtheit gesunder Kleinkinder und der Religionsfreiheit« verteidigt. Als fordere das Judentum kranke Kinder!

Wie vertragen sich die Bekenntnisse gegen Antisemitismus mit diesen antijüdischen Forderungen? Objektiv betrachtet: gar nicht. Und subjektiv? Wunderbar! Die Partei glaubt ja besser zu wissen, was für Juden gut ist, als diese selbst. Das Schächten etwa gehöre doch gar nicht wirklich zum Judentum, hat etwa der AfD-Vordenker Alexander Gauland formuliert. »Das heißt, jüdisches Leben stirbt nicht dadurch, dass wir oder unsere Mitglieder auf dem Parteitag gegen das Schächten aufgestanden sind.«

bevormundung Es kommt eine Einstellung zum Tragen, die man höflichstenfalls als paternalistisch und bevormundend beschreiben kann. Das Judentum wird als Folie gebraucht, genauer: missbraucht. Eigene Interessen, gar einen originären religiösen Ritus ge- steht die AfD ihm erst einmal nicht zu. Eventuell ist sie bereit, ihn generös zu billigen.

Solange die AfD glaubt, Juden und den jüdischen Staat instrumentalisieren zu können – etwa als vermeintliches Bollwerk gegen den Islam –, spielt sie sich als Freund und Förderer auf. Sobald aber Juden und das Judentum selbstständig handeln, ist Schluss mit freundlich.

Meinung

Die »Staatsräson« mit neuem Leben füllen

Umfragen zeigen, dass Israel hierzulande alles andere als beliebt ist. Dabei sollte allen Deutschen das Schicksal des jüdischen Staates am Herzen liegen - gerade angesichts der Bedrohung aus dem Iran

von Nikolas Lelle  16.06.2025

Terror

Sorge vor Anschlägen auf jüdische Einrichtungen

Die Auswirkungen des Kriegs gegen den Iran könnten auch in Deutschland zu spüren sein, warnt Felix Klein. Auch Thüringens Verfassungsschutzchef Stephan Kramer rechnet mit erhöhter Terrorgefahr

von Christoph Arens  16.06.2025

Luftfahrtmesse

Frankreich schließt israelische Stände

Die Betreiber sollen entgegen der Auflagen Angriffswaffen ausgestellt haben

 16.06.2025

Krieg gegen Iran

Exodus aus Teheran

Der Krieg gegen das iranische Regime und dessen Atom- und Raketenprogramm treibt Bewohner der Hauptstadt in die Flucht

von Aref Taherkenareh, Arne Bänsch  16.06.2025

Urteil

Sicherungsverwahrung nach Brandanschlag auf Oldenburger Synagoge

Der Mann hatte die Tat eingeräumt und von »Stimmen« berichtet, die ihn zu dem Brandanschlag aufgefordert hatten

von Jörg Nielsen  16.06.2025

Brüssel

EU-Chefdiplomatin organisiert Krisenschalte zu Nahost-Krieg

Kann die EU einen Beitrag zur Deeskalation des Konflikts zwischen Israel und dem Iran leisten? Am Dienstag soll es eine Videokonferenz der zuständigen Außenminister geben

 16.06.2025

Nahost

Krieg gegen Iran: EU will mit USA Energiemarkt sichern

Seit dem Angriff Israels auf das iranische Atomprogramm steigen die Rohölpreise und in der Folge die Sprit- und Heizölpreise. Die EU und die USA sind alarmiert - und wollen notfalls handeln

 16.06.2025

Berlin

Karin Prien: »Ich gestatte mir keine Ängstlichkeit«

Die Bundesbildungsministerin spricht in einem Interview über ihre jüdischen Wurzeln. Und geht bei manchen Themen auf Distanz zu ihrem Parteivorsitzenden

von Alexander Missal  16.06.2025

Iran

Iran: Geheimdienstchef der Revolutionsgarden und sein Vize getötet

Israel hat seit Beginn des Krieges mit dem Iran bereits etliche führende Militärs getötet. Nun sind bei einem weiteren Angriff Geheimdienstvertreter der nationalen Eliteeinheit getötet worden

 15.06.2025