Meinung

Die Antisemiten beim Namen nennen

Ayala Goldmann Foto: Marco Limberg

Auf Berliner Straßen wurde am Wochenende wieder »Juden ins Gas« und »Israel, feiges Schwein« gebrüllt – doch eine »neue Qualität« des Antisemitismus in Deutschland kann Wolfgang Benz, Experte für Antisemitismus, nicht erkennen. Ein »lawinenartiges Anwachsen« gebe es ebenfalls nicht, sagt Benz – während er versichert, deutsche Muslime seien »per saldo« sehr viel weniger anfällig für Antisemitismus als zum Beispiel Muslime in Frankreich.

s-bahn Selten haben mich Expertenmeinungen so wenig beruhigt wie in diesen Tagen. Doch während ich hoffe, dass mein kleiner Sohn kein hebräisches Schabbatlied anstimmt und wir lieber den Waggon wechseln, wenn martialisch in schwarz-weiß-grün-rote Palästina-Montur gekleidete junge Männer, bärtig und frisch inspiriert vom Al-Quds-Tag, in die S-Bahn einsteigen, widmen sich hervorragende Kolumnisten in Berlin deutschen Selbstgesprächen.

»Man muss kein Antisemit sein«, schreibt Harald Martenstein im »Tagesspiegel«, »um auf Israel wütend zu sein.« Damit versucht er zu erklären, dass es nicht unbedingt mit Antisemitismus zu tun haben muss, wenn gegen Israel mehr demonstriert wird als gegen andere Staaten. Hat er keine anderen Sorgen – an einem solchen Wochenende? Und was sollen die immer gleichen Mediendebatten über die sattsam beantwortete Frage, ob es legitim sei, Israel zu kritisieren? Wer es noch nicht begriffen hat: Es geht in diesen Tagen nicht um die deutsche Seelenlage. Es geht auch nicht darum, ob der Antisemitismus »konstant« bei 20, 22 oder 25 Prozent der deutschen Bevölkerung liegt. Und schon gar nicht geht es um »Islamophobie«.

islam Es geht um Antisemitismus von Muslimen, es geht um Judenhass, der immer stärker religiös motiviert ist. Er stammt aus dem Nahen Osten – aus dem Gazastreifen, aus dem Iran, aus der Türkei. Er wird auch in deutschen Moscheen gepredigt und von Eltern an Kinder weitergegeben. Wir sollten ehrlich sein und die Dinge beim Namen nennen. Falsche Rücksicht hilft da keinem.

Mit mangelnder Integration hat die neue Welle von Antisemitismus, die wir alle gerade deutlich wahrnehmen, wenig zu tun. Es geht um die Wurzeln dieses Hasses, der leider auch bei muslimischen Jugendlichen, deren Familie schon in der zweiten oder dritten Generation hier leben, zu beobachten ist. Antisemitismus muss man bekämpfen, nicht integrieren. Alles andere ist Augenwischerei.

Meinung

Wieder ein Milliarden-Blankoscheck für Palästina?

Europa will den Wiederaufbau Gazas mit 1,6 Milliarden Euro fördern. Glaubt man in Brüssel wirklich, durch Scheckbuchdiplomatie etwas zum Besseren verändern zu können?

von Jacques Abramowicz  07.11.2025

Jerusalem

Bischof Azar bedauert Irritation durch »Völkermord«-Äußerung

Weil er in einem Gottesdienst in Jerusalem von »Völkermord« an den Palästinensern sprach, hat der palästinensische Bischof Azar für Empörung gesorgt. Nun bedauert er, dass seine Worte Irritation ausgelöst haben

von Christine Süß-Demuth  07.11.2025

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten besetzen ZDF-Hauptstadtstudio

Die Polizei ist im Einsatz

 07.11.2025 Aktualisiert

Medienbericht

Katar soll mutmaßliches Missbrauchsopfer von Karim Khan ausspioniert haben

Das Emirat scheint sich in den Skandal um den Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs eingemischt zu haben, wie Recherchen nun zeigen

 07.11.2025

Berlin

Sarah Wedl-Wilson räumt Defizite bei Fördermittel-Vergabe ein

Wurden Gelder für Projekte gegen Antisemitismus rechtswidrig verteilt? Das werfen Grüne und Linke der Kultursenatorin vor. Nun äußert sie sich

 07.11.2025

Diplomatie

Kasachstan will sich den Abraham-Abkommen anschließen

US-Präsident Donald Trump kündigte den Schritt wenige Tage vor dem Besuch des saudischen Kronprinzen im Weißen Haus. Auch Saudi-Arabien solle seine Beziehungen zu Israel normalisieren, so die Hoffnung des US-Präsidenten

 07.11.2025

Antiisraelischer Beschluss

Linken-Spitze distanziert sich von Parteijugend

Die Linksjugend Solid wirft Israel unter anderem einen »kolonialen und rassistischen Charakter« vor – und löst in der Partei Empörung aus

 06.11.2025

Urteil

Betätigungsverbot für israelfeindlichen Aktivisten war rechtswidrig

Ghassan Abu-Sittah, der der israelischen Armee vorwirft, vorsätzlich Kinder zu töten, hätte auf dem »Palästina-Kongress« sprechen dürfen

 06.11.2025

Terrorismus

Nach Hamas-Festnahme: Waffenfund in Österreich

Der österreichische Verfassungsschutz stellte fünf Faustfeuerwaffen und zehn Magazine sicher

 06.11.2025