Gedenken

Deutschland hält inne für die Opfer der Pandemie

Foto: dpa

Mitten in der dritten Corona-Welle hat die Bundesrepublik Deutschland heute bundesweit der Toten in der Pandemie gedacht. An vielen Orten sollte es ein Moment des Innehaltens und des Mitgefühls werden.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Vor allem aber der nationale Trauerakt und ein Gottesdienst in Berlin sollten den Toten und Angehörigen ein Gesicht und eine Stimme geben - um an die vielen Schicksale hinter den täglich vermeldeten Zahlen zu erinnern. Beides fand zwar pandemiebedingt nur im kleinsten Kreis mit der Staatsspitze und stellvertretend ausgewählten Hinterbliebenen statt, wurde aber live übertragen.

An dem Gottesdienst am Sonntamorgen in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche wirkten unter anderem Avitall Gerstetter, Kantorin der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, die Berliner Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein und Esnaf Begic‹, Vorsitzender des Islamkolleg Deutschland e.V. (IKD), Osnabrück, mit.

Fast 80.000 an oder mit dem Coronavirus Gestorbene in Deutschland und rund drei Millionen weltweit - das ist die traurige Zwischenbilanz nach mehr als einem Jahr Pandemie. Hinzu kommen viele Menschen, die zwar nicht an dem Virus gestorben sind, aber aufgrund der Kontaktbeschränkungen dennoch in Einsamkeit.

Die Gedenkstunden gaben vor allem den Angehörigen Raum.

Auch an sie wollte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erinnern, der zu dem zentralen Gedenken eingeladen hatte. Stellvertretend wurden dabei auch Fotos von rund 120 Verstorbenen aus ganz Deutschland gezeigt.

In seiner Rede im Konzerthaus Berlin sagte der Bundespräsident, das Leiden und Sterben sei in der Öffentlichkeit oft unsichtbar geblieben. Zugleich warnte der Bundespräsident: »Eine Gesellschaft, die dieses Leid verdrängt, wird als ganze Schaden nehmen.«

Und so gab Steinmeier vor allem den Angehörigen Raum. Anita Schedel aus Passau etwa erinnerte an ihren Mann, der als Arzt vor einem Jahr an Covid-19 gestorben war. Zehntausende seien alleingelassen mit der Trauer, weil selbst tröstende Rituale wegen der Pandemie unmöglich seien. Immer noch würden Menschen sterben. Mittlerweile sei bekannt, wie richtig und wichtig die Einhaltung der Hygieneregeln sei.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Angesichts zunehmender Corona-Müdigkeit appellierte Schedel: »Halten Sie durch. Es kommt auf jeden Einzelnen an.« Niemand könne ihr ihren Mann zurückbringen. Aber jeder Einzelne, dem ihr Schicksal und das der Angehörigen und Freunde der 80.000 Corona-Toten in Deutschland erspart bleibe, sei es wert. »Bleiben Sie stark und zuversichtlich, ich versuche es auch zu sein.« Andere Angehörige dankten Steinmeier für dessen Initiative, die Kraft und Trost gebe.

»Halten Sie durch. Es kommt auf jeden Einzelnen an. Bleiben Sie stark und zuversichtlich, ich versuche es auch zu sein.«

Anita Schedel, deren Mann vor einem Jahr an Covid-19 starb.

An das vielfache Leid, das die Pandemie auch über den Tod hinaus verursacht, wurde in Berlin ebenfalls erinnert. Im Gottesdienst beklagten stellvertretend ein im vergangenen Jahr lebensgefährlich an Covid-19 Erkrankter, ein Intensivpfleger und eine Sopranistin die weitreichenden Folgen.

Und auch Steinmeier sprach beim Gedenkakt über jene, die in wirtschaftliche Not geraten sind, sowie jene, »die seelisch krank geworden sind vor Einsamkeit und Enge«, und über Menschen, die in der Pandemie zu Hause Gewalt erlitten haben.

Die Pandemie, die zum Abstand zwingt, darf nicht auch noch die Gesellschaft auseinandertreiben, betont Steinmeier.

Der Zeitpunkt des Gedenkens hatte schon im Vorfeld durchaus auch Kritik hervorgerufen. Es käme zu früh, da das Ende der Pandemie noch nicht absehbar sei und die Intensivstationen sich wieder füllten, hatte es zum Beispiel geheißen. Dem setzte Steinmeier die Hoffnung auf Gemeinschaft entgegen.

Der Bundespräsident appellierte daran, über Schmerz, Leid und Wut zu sprechen, sich aber nicht in Schuldzuweisungen und im Blick zurück zu verlieren: »Sammeln wir noch einmal Kraft für den Weg nach vorn, den Weg heraus aus der Pandemie, den wir gehen wollen und gehen werden, wenn wir ihn gemeinsam gehen.« Die Pandemie, die zum Abstand zwinge, dürfe nicht auch noch die Gesellschaft auseinandertreiben.

Justiz

Höcke wegen SA-Parole vor Gericht: So war der erste Prozesstag  

Schon mehrfach testete der AfD-Politiker die Grenzen des Sagbaren - nun muss er sich vor Gericht verantworten. Er sagte am ersten Prozesstag nicht aus. Seine Anwälte scheiterten mit Anträgen

von Stefan Hantzschmann  18.04.2024

München

Schoa-Verharmlosung: Amtsgericht verurteilt Ex-Grünen-Stadtrat

Bernd Schreyer wurde vom Amtsgericht München wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe verurteilt

von Michael Thaidigsmann  18.04.2024

Sachsen

Gedenken an Opfer der Todesmärsche 1945

Ein Zeichen für Demokratie, Frieden und Menschlichkeit wird so gesetzt

 18.04.2024

US-Repräsentantenhaus

»From the river to the sea, Palestine will be free« als antisemitisch verurteilt

Die Parole ruft zur Vernichtung Israels auf, heißt es in der Begründung

 18.04.2024

Berlin

Frau beleidigt und verletzt

Der Täter soll ein judenfeindliches Lied gesungen haben

 18.04.2024

Capri

Baerbock: Iran muss weiter isoliert werden

»Zugleich darf es zu keiner weiteren Eskalation kommen«, sagt die Außenministerin

 18.04.2024

Kunstbiennale

Yael Bartana: »Wir haben so viel zerstört«

»Es ist eine messianische Zeit, in der wir leben«, so die israelische Künstlerin

 18.04.2024

Brandenburg

Keine Einigung auf Antisemitismusbeauftragten

Nun sollen sich die jüdischen Verbände auf Personalvorschläge einigen

 18.04.2024

Internet

Antisemitismus im Netz: Forscher sehen »riesige Dunkelziffer«

Aber in kodierter Sprache ist Judenhass in Online-Kommentarspalten weit verbreitet

 18.04.2024