Meinung

Deutliche Worte aus Berlin

Die strategische Situation Israels hat sich 2011 erheblich verschlechtert. Der Arabische Frühling bringt in mehreren Nachbarländern Akteure an die Macht, die Israel weitaus unfreundlicher gegenüberstehen als die autoritären Regime, mit denen sich meist ein modus vivendi finden ließ. Zudem verdichten sich Hinweise, dass der Iran schon bald eigene Atomwaffen produzieren könnte und damit eine direkte Gefahr für Israel darstellt.

In einer solchen Situation wäre es nur folgerichtig, wenn die israelische Regierung mit Hochdruck an einem Ausgleich mit den Palästinensern arbeitete, um zumindest dieses so naheliegende Problem zu entschärfen. Dies umso mehr, als mit der Palästinensischen Autonomiebehörde und ihrem Präsidenten Mahmud Abbas ein Partner bereit steht, der sein Interesse an einer Friedenslösung durchaus glaubwürdig vertritt.
Stattdessen nutzt die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu jede Gelegenheit, den Siedlungsbau im Westjordanland und in Jerusalem voranzutreiben, zuletzt als Reaktion auf den Antrag der Palästinenser auf Aufnahme in die Vereinten Nationen im September 2011. Dies lässt nur den Schluss zu, dass sie eine einvernehmliche Zweistaatenlösung bewusst zu hintertreiben sucht.

Die israelische Vorgehensweise hat auch Auswirkungen auf die deutsche Israelpolitik. Bisher folgte die Bundeskanzlerin einer Doppelstrategie: Während sie und ihre Regierung öffentliche Kritik an der israelischen Politik vermieden, wurden strittige Fragen intern diskutiert. In den letzten Monaten gelangten jedoch immer häufiger Berichte über Auseinandersetzungen zwischen deutschen und israelischen Stellen an die Öffentlichkeit. Vor allem die Siedlungspolitik wird von deutscher Seite auch öffentlich immer schärfer kritisiert und als wichtigstes Hindernis auf dem Weg zu einer Friedenslösung gesehen. Die Hoffnung der Bundesregierung, auf die israelische Politik einwirken und zu einem Ausgleich zwischen Israelis und Palästinensern beitragen zu können, erfüllt sich so nicht. Deshalb ist es an der Zeit, die deutsche Israelpolitik insgesamt zu überdenken.

Die bisherige machte nur Sinn, solange auch die israelische Regierung an einer Friedenslösung mit den Palästinensern interessiert war. Die Bundesregierung sollte daher noch deutlicher als bisher auf ein Ende des Siedlungsbaus in den besetzten Gebieten, einschließlich Jerusalems, drängen. Sie sollte auch dem Antrag der Palästinenser auf Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen nicht im Wege stehen. Ansonsten bleibt nur die Hoffnung, dass die Regierung Netanjahu bald durch eine ersetzt wird, die mutig auf die Herausforderungen des Arabischen Frühlings reagiert.

Der Autor arbeitet in der Forschungsgruppe »Naher und Mittlerer Osten und Afrika« der Stiftung Wissenschaft und Politik.

Niedersachsen

Moscheen in Hannover mit »Israel«-Schriftzügen besprüht

Unbekannte haben »Israel«-Schriftzüge auf mehrere Moscheen in Hannover geschmiert. Niedersachsens Antisemitismus-Beauftragter und die jüdische Gemeinde reagieren entsetzt

 11.12.2025

Berlin

Erstmals Chanukka-Feier im Bundestag

Zur Feier werden unter anderem der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein und Zentralrats-Geschäftsführer Daniel Botmann erwartet

 11.12.2025

Block-Prozess

Mutmaßlicher Entführer-Chef: Aussage gegen sicheres Geleit

Hat Christina Block den Auftrag erteilt, ihre Kinder aus Dänemark zu entführen? Der mutmaßliche Chef der Entführer äußert sich dazu als Zeuge vor Gericht

 11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Parteien

Justiz prüft Äußerungen nach Neugründung von AfD-Jugend 

Nach einer Rede beim AfD-Jugendtreffen prüft die Staatsanwaltschaft Gießen mögliche Straftatbestände

von Janet Ben Hassin  10.12.2025

Debatte

Merz, Trump und die Kritik an der Migration

Deutschlands Bundeskanzler reagiert auf die Vorwürfe des US-Präsidenten

von Jörg Blank  10.12.2025

Debatte

Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Der Sänger kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorfälle, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

von Stefanie Järkel, Jonas-Erik Schmidt  10.12.2025

Initiative

Bayerns Landtag will Yad-Vashem-Bildungszentrum in Freistaat holen

Die Idee hatte die Ampel-Koalition von Olaf Scholz: Eine Außenstelle der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland. Der Bayerische Landtag hat sich nun für einen Standort im Freistaat ausgesprochen

von Barbara Just  10.12.2025

Paris/Brüssel

EU-Gaza-Hilfe: Französischer Politiker hat »große Bedenken«

Benjamin Haddad, Frankreichs Staatssekretär für Europafragen, hat die Europäische Kommission aufgefordert, ihre Zahlungen an NGOs, die im Gazastreifen operieren, besser zu überwachen

 10.12.2025