Apartheid

Der Richter und die Gehenkten

Richard Goldstone Foto: Reuters

Apartheid

Der Richter und die Gehenkten

Richard Goldstone hat in Südafrika Todesurteile verhängt

von Ulrich Sahm  10.05.2010 16:02 Uhr

Zwei Schwarze ließ er auspeitschen, weil sie ein Videoband mit einer Rede von Nelson Mandela besaßen. Vier Polizeioffiziere sprach er von jeder Schuld frei, nachdem sie in das Haus einer weißen Frau eingebrochen waren, die angeblich Beziehungen mit einem Schwarzen pflegte. In einem anderen Urteil bestand er auf Hinrichtung eines jungen Schwarzen. Der wurde des Mordes an einem Restaurantbesitzer überführt, der auf ihn geschossen hatte. »Nur der Galgen kann vor solchen Verbrechen abschrecken«, schrieb der Richter im Todesurteil. Die Rede ist vom Südafrikaner Richard Goldstone, der im Auftrag der UN-Menschenrechtskommission einen Bericht über Israels angebliche Kriegsverbrechen während des Gazakriegs veröffentlicht hat. Jetzt haben zwei Reporter der israelischen Zeitung Yedioth Ahronoth aufgedeckt, dass Goldstone, der südafrikanische Jude, unter dem Apartheidregime mindestens 28 Todesurteile ausgesprochen hat. Dieser dementierte keineswegs.

empörung Mit den Recherchen konfrontiert, erklärte er, »immer schon gegen die Todesstrafe« gewesen zu sein. Aber er sei Richter in einem »System mit Kapitalstrafe« gewesen. »Mir waren die Hände gebunden.« Er hätte keine mildernden Umstände entdeckt, um Angeklagte vor dem Tode zu retten. »Wir mussten uns an die Gesetze halten«, verteidigte sich Goldstone in der Zeitung Haaretz. »Wir hatten ein moralisches Dilemma, aber ich dachte, es sei besser, das Regime von innen zu bekämpfen.« Im Gespräch mit Haaretz behauptete Goldstone nun, »nur« zwei Menschen zum Tode verurteilt zu haben. In den anderen Fällen sei er einer von mehreren Richtern gewesen. Die Informationen lösten in Israel Empörung aus. »Solche Personen dürfen demokratischen Staaten keine Lehren erteilen«, kommentierte der Knesset-Vorsitzende Reuven Rivlin. »Israel verteidigt sich gegen Terroristen, die keine internationalen Normen der Moral einhalten.«

nürnberg Der amerikanische Bürgerrechtsanwalt Alan M. Dershowitz nennt Goldstone in seinem Blog in der New York Times einen »hanging judge«, einen Henkersrichter. Wenn er sich damit verteidige, dass er nur den Gesetzen gefolgt sei, erinnere das an das feige Verhalten der Angeklagten in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen. Das internationalen Recht habe diese Art Argumentation klar zurückgewiesen.
Außenminister Avigdor Lieberman will den in voller Länge am Freitag erscheinenden Bericht von Yedioth Ahronoth allen israelischen Botschaften schicken, um ihn für PR-Zwecke gegen den Goldstone-Bericht zu benutzen.

Bergen-Belsen

Die Lebenden und die Toten

Das Lager war ein Ort des Sterbens, doch hier wurden auch Menschen geboren. Überlebende, Angehörige und sogenannte DP-Babys trafen sich nun zum gemeinsamen Gedenken. Unsere Autorin war dabei

von Amie Liebowitz  30.04.2025

Joshua Schultheis

Lieber Friedrich Merz!

Der künftige Kanzler steht vor einer historischen Aufgabe im Umgang mit den Juden und mit Israel. Unser Autor hat ihm einen Brief geschrieben

von Joshua Schultheis  30.04.2025

Prozess

Terror-Unterstützerin kommt mit Verwarnung davon

Aitak Barani hatte kurz nach dem 7. Oktober 2023 die Massaker der Hamas als »gelungene Widerstandsaktion« bezeichnet. Dafür bekam sie vom Amtsgericht Frankfurt eine Geldstrafe - die sie aber vorerst nicht zahlen muss

 30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

 30.04.2025

Bern

Schweiz verbietet Terrororganisation Hamas

Deutschland hat die Terrororganisation schon kurz nach dem Angriff vom 7. Oktober 2023 verboten. Die Schweiz zieht jetzt erst nach

 30.04.2025

Den Haag

USA rechtfertigen vor UN-Gericht Israels Blockade humanitärer Hilfe

Israel habe ein berechtigtes Sicherheitsinteresse, sagt der Rechtsvertreter aus Washington D.C.

 30.04.2025

Regierung

Mit Davidstern ins Kabinett

Karin Prien wird Deutschlands erste Bundesministerin mit jüdischen Wurzeln. Erst seit wenigen Jahren spricht die CDU-Politikerin öffentlich über ihre Familiengeschichte

von Michael Thaidigsmann  30.04.2025

Iran

Mullahs lassen angeblichen Mossad-Informanten hinrichten

Die Zahl der Hinrichtungen hat in den vergangenen Jahren drastisch zugelegt

 30.04.2025

Buenos Aires

Argentinien stellt Dokumente über geflohene Nazis online

Viele hochrangige Nationalsozialisten flohen nach dem Zweiten Weltkrieg vor Strafverfolgung – vor allem nach Südamerika. In Argentinien sind Dokumente zu den NS-Tätern nun digital zugänglich

 30.04.2025