Einspruch

Demokratie! Demokratie?

Revolution in Tunesien! Der Aufstand im Maghreb, wo das Volk Präsident Ben Ali nach 23 Jahren der Unterdrückung in den vorgezogenen Ruhestand geschickt hat, könnte der Auftakt für ein demokratisches Erwachen in der gesamten arabischen Welt sein. Denn auch in Ägypten, Libyen und Syrien sind verrottete Regime am Ruder. Und auch dort gibt es genug Verarmte, Erniedrigte und Beleidigte, die von Vetternwirtschaft und Diktatur die Nase ge- strichen voll haben. Indessen: Ist das gut für die Juden, oder ist es schlecht für die Juden?

Ich gestehe, dass in meiner Brust zwei Stimmen miteinander streiten. Die eine gehört dem amerikanischen Neokonservativen, der mit George W. Bush einer Meinung ist, dass nur die Ausbreitung der Demokratie uns vor dem Terrorismus retten kann. Die andere Stimme gehört einem skeptischen Israeli.

Meschugge Der Neokonservative in mir ist begeistert: »Endlich!«, ruft er. »Jetzt werden die Bastionen der Tyrannei fallen. Arabische Muslime sollen endlich an den Segnungen der heiligen, unteilbaren Menschenrechte teilhaben; die Freiheit wird sie vom totalitären Wahnsinn kurieren.« Der Israeli in mir hält dagegen: »Bist du meschugge? Demokratie passt für die Araber so gut wie ein Sattel auf eine Kuh. Die stärkste politische Kraft dort ist die Muslimbruderschaft. Mubarak und Konsorten sind beileibe keine feinen Leute. Aber sie sind vermutlich die Einzigen, denen es gelingen könnte, die Kräfte der islamistischen Finsternis in Schach zu halten. Gnade uns Allah, wenn überall auf der arabischen Halbinsel der Revolutionsfunke zündet. Denke an das, was im Iran nach dem Schah kam: der islamische Gottesstaat.«

Wer recht hat, weiß ich nicht. Allerdings ist mir klar, dass die Tage der Despoten so oder so gezählt sind. Und ich hoffe, dass es unter den Arabern genügend wirklich liberale Geister gibt, die sich erinnern, dass die arabisch-islamische Kultur immer nur dann geblüht hat, wenn sie freundschaftliche Kontakte zum jüdischen Volk pflegte.

Debatte

CDU-Landeschef: Was nutzen alle Bekenntnisse zu Israels, wenn wir beim ersten Gegenwind einknicken?

In der CDU rumort es, seit Parteichef und Kanzler Friedrich Merz Waffenlieferungen an Israel vorläufig stoppte

von Jan Brinkhus  21.08.2025

Würzburg

AfD-Mann Halemba wegen Volksverhetzung vor Gericht

Die Staatsanwaltschaft wirft dem bayerischen AfD-Landtagsabgeordneten Halemba auch Geldwäsche und Nötigung vor

von Angelika Resenhoeft, Michael Donhauser  21.08.2025

Washington D.C.

USA verschärfen Druck auf Internationalen Strafgerichtshof

Außenminister Marco Rubio kündigt neue Sanktionen gegen vier weitere Richter und leitende Mitarbeiter der Institution an

 21.08.2025

Berlin

Ahmad Mansour kritisiert Begriff »antimuslimischer Rassismus«

Für den Islamismus-Experten handelt es sich um einen gefährlichen Kampfbegriff. Er tabuisiere Islamkritik und erkläre Muslime zu Opfern. Doch anders als Juden könnten sie in Deutschland sicher leben

von Gottfried Bohl  21.08.2025

Berlin

300 Wissenschaftler fordern Boykott israelischer Universitäten

Auch »Völkermord« wird Israel in dem Schreiben vorgeworfen. Der Terror der Hamas wird hingegen nicht erwähnt

 21.08.2025

Auschwitz-Prozess

Kein einziges menschliches Wort

Vor 60 Jahren fiel das Urteil gegen 20 NS-Verbrecher in Frankfurt. Sie zeigten keine Reue

von Christoph Arens, Mascha Malburg  21.08.2025

Embargo

»Strategischer Fehler«

In der Union gibt es Zweifel an der Führungsfähigkeit des Kanzlers. Lob bekommt Merz von der AfD und dem Iran

von Stefan Laurin  20.08.2025

Analyse

Misstrauische Partner

Russland stellt sich öffentlich an die Seite des Iran. Doch der Kreml verfolgt in Nahost andere Ziele als die Mullahs

von Alexander Friedman  20.08.2025

Weimar

Buchenwald darf Zutritt mit Palästinensertuch verweigern

Die Hintergründe im Überblick

 20.08.2025