Die dänische Zeitung Politiken hat einen Vergleich mit etwa 8.000 Nachfahren Mohammeds geschlossen und sich dafür entschuldigt, dass das Blatt durch den Abdruck der Mohammed-Karikaturen des Zeichners Kurt Westergaard die Gefühle von Muslimen verletzt haben könnte. Libyens Staatschef Muammar Gaddafi erklärt der Schweiz den Dschihad, weil man sich dort per Volksabstimmung gegen den Bau von Minaretten entschieden hat. Baronin Ashton, die »Außenministerin« der EU, mochte das nur mit britischem Understatement kommentieren. Einen »Heiligen Krieg« zu erklären, sei in der Sprachwahl doch ein wenig »befremdlich«.
Spinner Ganz offensichtlich ist im Umgang Europas mit dem Islam kein rechtes Maß zu finden. Da gibt es einerseits ein Minarettverbot und die Warnung vor der Islamisierung des Kontinents. Andererseits wird unterwürfigst geschleimt, dass man sich nur fremdschämen kann. Was fehlt, ist der selbstbewusste, aber nicht auftrumpfende Ton, mit dem einem bekannten Spinner wie Gaddafi klargemacht wird, dass man ein Anti-Minarett-Votum für beschränkt halten kann, aber dass der »Heilige Krieg« mit Sicherheit keine Antwort ist.
Noch peinlicher ist die Entschuldigung der Zeitung Politiken. Wofür eigentlich? Dass sie ihrer Informationspflicht nachgekommen ist und gezeigt hat, worüber sich in der islamischen Welt so viele künstlich erzürnt haben? Da gibt es doch nur eine Antwort: Wer – wie gerade die arabische Welt – immer wieder einfordert, ernst genommen zu werden, hat sich auch dementsprechend aufzuführen. Botschaften abzufackeln, gehört jedenfalls nicht zu den akzeptablen Mitteln, Verärgerung zu zeigen.
Dabei gibt es in der Karikaturen-Angelegenheit durchaus etwas, worüber man sich nicht genug empören kann und muss: dass der Zeichner Kurt Westergaard wegen einiger läppischer Bilder seit Jahren mit dem Tod bedroht wird. Das wäre – mindestens – eine Entschuldigung wert.
Die Autorin ist Chefredakteurin der Zeitschrift »Internationale Politik«.