Meinung

Das bisschen Gurlitt

Foto: Gregor Zielke

Außer Spesen nichts gewesen? Die »Taskforce Schwabinger Kunstfund«, eine vom Bund und dem Land Bayern eingesetzte Expertenkommission, hat ihre Arbeit eingestellt, doch ihr Abschlussbericht ist alles andere als zufriedenstellend: Bei der Untersuchung von 499 Werken aus der Gurlitt-Sammlung wurde bei gerade einmal vier Bildern ein »NS-verfolgungsbedingter Entzug« definitiv festgestellt.

Der Verdacht besteht (»sehr konkrete Anhaltspunkte«), dass es sich bei weiteren 117 Werken in der Sammlung ebenfalls um Raubkunst handelt. Bei 152 Werken konnten nur »geringe«, bei 143 gar »keine Provenienznachweise« ermittelt werden. Was heißt das?

Beschlagnahmung Das vorgestellte Ergebnis vermittelt den Eindruck, als hätte man zwar viel gearbeitet, aber mehr wäre eben nicht zu leisten gewesen. Doch dabei stellt sich der Verdacht ein, dass das Ganze ein Ablenkungsmanöver ist, dass nämlich die rechtlich durchaus problematische Beschlagnahmung der Gurlitt-Sammlung der Welt zeigen soll, dass sich »Deutschland seiner historischen Verantwortung stellt«, wie es Staatsministerin Monika Grütters formuliert.

Das ist sicherlich ein gut gemeintes Statement, aber das eigentliche Problem ist doch nicht so sehr die Gurlitt-Sammlung, sondern die Frage, wie sich das heutige Deutschland zur Rückgabe von Raubkunst im Prinzip stellt. Man sagt zwar, dass man alles Menschenmögliche tun will, aber die geübte Praxis ist alles andere als vielversprechend.

Raubkunst So manches könnte sich sehr viel einfacher gestalten, wenn sich Deutschland, oder sagen wir besser: wenn sich die Politiker entschlössen, nach österreichischem Vorbild ein Restitutionsgesetz auf den Weg zu bringen, in dem der gut- beziehungsweise bösgläubige Erwerb von Raubkunst klärend thematisiert wird. Dem Vernehmen nach liegt ein solcher Entwurf im Bundesjustizministerium vor.

Hoffen wir, dass es nun nicht nur bei Beratungen hinter verschlossenen Türen bleibt, sondern dass es tatsächlich zur Verabschiedung eines solchen Gesetzes kommt. Das würde die Rückgabeprobleme zwar nicht grundsätzlich lösen, aber allemal ein Stück Rechtssicherheit für die Holocaust-Opfer und ihre Erben schaffen.

Judenhass

AJC Berlin: »pro-palästinensische« Demos erinnern an Querdenker

Israelfeindliche Demonstranten und Querdenker? Aus Sicht des Direktors des American Jewish Committee gibt es da durchaus Gemeinsamkeiten. Was er jetzt von der deutschen Zivilgesellschaft erwartet

von Johannes Peter Senk  14.07.2025

Berlin

Lahav Shapira verklagt FU: Prozess beginnt Dienstag

Der attackierte Student wirft seiner Universität vor, zu wenig gegen Antisemitismus auf dem Campus getan zu haben

 14.07.2025 Aktualisiert

Berlin

Israelfeindliches Protestcamp im Regierungsviertel muss umziehen

Als Alternativstandorte wurden den etwa 60 Bewohnerinnen und Bewohnern der Washingtonplatz vor dem Berliner Hauptbahnhof oder eine Wiese im Tiergarten hinter dem Haus der Kulturen der Welt angeboten

 14.07.2025

München

Im Herzen ist sie immer ein »Münchner Kindl« geblieben

Seit 40 Jahren ist Charlotte Knobloch Präsidentin der IKG München. Sie hat eine Ära geprägt und das Judentum wieder in die Mitte der Gesellschaft gerückt

von Christiane Ried  14.07.2025

Jubiläum

Münchner Kultusgemeinde feiert Wiedergründung vor 80 Jahren

Zum Festakt werden prominente Gäste aus Politik und Gesellschaft erwartet

 14.07.2025

Dänemark

Mullah-Spion nach Deutschland überstellt

Der 53-jährige Däne mit afghanischen Wurzeln soll für den Iran jüdische und pro-israelische Ziele in Berlin ausspioniert haben

 14.07.2025

Essay

Wie es zur Katastrophe von Srebrenica kam

Vor 30 Jahren wurden 8372 Bosniaken ermordet - es war der erste Genozid in Europa seit der Schoa

von Alexander Rhotert  14.07.2025

Baden-Württemberg

Schoa-Relativierung vor Kirche in Langenau

Weil ein Pfarrer die Massaker vom 7. Oktober verurteilte, steht er im Visier israelfeindlicher Aktivisten. Zur jüngsten Kundgebung reiste auch Melanie Schweizer an

von Michael Thaidigsmann  14.07.2025

Berlin

Linke und Wegner streiten um israelische Flagge vor Rotem Rathaus

Die Linken-Fraktion im Bezirk Mitte fordert den Senat auf, die israelische Nationalflagge abzuhängen. Der Regierende Bürgermeister weigert sich und erhebt Vorwürfe gegen Die Linke

 14.07.2025