Einspruch

Conchita, Dana und Europa

So politisch war der Eurovision Song Contest noch nie – hieß es 1998. Der Grund: Israel hatte in Birmingham die transsexuelle Dana International ins Rennen geschickt, trotz heftiger Proteste ultraorthodoxer Juden im eigenen Land. Dana fuhr trotzdem, gewann mit ihrem Song »Diva« und wurde so zum Gesicht des liberalen, weltoffenen Israel. Damals eine echte Sensation.

16 Jahre nach Danas Sieg ging es beim ESC wieder um Politik. Themen wie Diskriminierung von Homosexuellen und die Ukraine-Krise zeigten Spuren. Den russischen Beitrag quittierten die Fans konsequent mit unüberhörbaren Buhrufen. Dabei galten die Pfiffe weniger den Sängerinnen als dem Land, das sie vertraten. Das hatte es beim ESC noch nicht gegeben.

dragqueen Politisch richtungsweisend war auch die Entscheidung der Österreicher, die Dragqueen Conchita Wurst nach Kopenhagen zu schicken – trotz Zweiflern im eigenen Land und polternder Proteste aus Russland, Weißrussland und Armenien. Glamour und Bond-Song ja, aber gesungen von einer Diva mit Bart? Auch so etwas hatte es beim ESC noch nicht gegeben.

Doch wie Dana International überzeugte auch Conchita Wurst souverän. Und gewann sogar mit dem viertbesten Ergebnis in der Geschichte des Wettbewerbs. Dana sei für sie »Quelle der Inspiration«, hatte die bärtige Drag-Künstlerin noch kurz vor ihrem Auftritt in einem Interview verraten.

halbfinale
Und auch Israel zeigte wieder sein liberales, weltoffenes Gesicht. Nicht etwa mit dem Beitrag von Mei Feingold – sie schied bereits im Halbfinale aus –, sondern mit zwölf Punkten für Conchita Wurst. Höchste Punktzahl aus Israel? So verwunderlich ist das nicht. Immerhin gilt Tel Aviv als eine der beliebtesten Gay-Metropolen der Welt.

Ein politisches Signal ist der Triumph der österreichischen Dragqueen also allemal. Vielleicht sogar ein Einschnitt. Doch so viel ist jetzt schon klar: Toleranz und Vielfalt sind die Werte, denen Europa zwölf Punkte gegeben hat. Länderübergreifend.

Die Autorin ist freie Journalistin in Berlin.

Umbenennung

Yad-Vashem-Straße in Berlin: Wegner will schnelle Umsetzung

Nach der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem soll ein Straßenabschnitt im Herzen von Berlin benannt werden. Der Regierende Bürgermeister hofft auf eine schnelle Umsetzung

von Jonas Grimm  18.12.2025

Kairo

Ägypten: Angeblich Pläne für USA-Reise von Präsident al-Sisi

Seit Beginn des Gaza-Kriegs sollen Israels Premier und Ägyptens Staatschef keinen Kontakt gehabt haben. Wird sich al-Sisi mit Hilfe eines Gas-Deals zu einem Treffen in den USA bewegen lassen?

 18.12.2025

Bildungsministerkonferenz

Publizist Friedman: Leben jüdischer Kinder schlecht wie nie seit 1945

Schulen als Bildungsorte für Demokratie und Menschenrechte, gegen Hass und Antisemitismus: Der Publizist Michel Friedman sieht hier große Defizite in Deutschland

 18.12.2025

Australien

Polizei in Sydney stoppt Verdächtige – Pläne vereitelt?

Nur wenige Tage nach den tödlichen Schüssen an Sydneys weltberühmten Bondi Beach gibt es einen Einsatz von Anti-Terror-Einheiten. Die Verdächtigen sollen auf dem Weg zum Strand gewesen sein

 18.12.2025

Revision

Melanie Müller wehrt sich gegen Urteil zu Hitlergruß

Melanie Müller steht erneut vor Gericht: Die Schlagersängerin wehrt sich gegen das Urteil wegen Zeigens des Hitlergrußes und Drogenbesitzes. Was bisher bekannt ist

 18.12.2025

Thüringen

Klage der rechtsextremen AfD gegen Verfassungsschutzchef teils erfolgreich

In einem Punkt wurde den Klägern recht gegeben, in zwei anderen nicht. Es geht um Äußerungen von Stephan Kramer in einem Medienbericht

 18.12.2025

Verbundenheit

Chanukka und Advent: Licht gegen den Hass

Im Namen der Evangelischen Kirche in Deutschland versichert die Ratsvorsitzende Bischöfin Kirsten Fehr der jüdischen Gemeinschaft ihren Beistand und ihre Solidarität

von Bischöfin Kirsten Fehrs  18.12.2025

Landgericht Berlin

Gericht: »From the River to the Sea« ist Aufruf zur Judenvernichtung

Die 2. Große Strafkammer des LG Berlin I hat einen Mann wegen der Verwendung der Parole zu einer Geldstrafe verurteilt. Nun muss wohl der Bundesgerichtshof ein abschließendes Urteil fällen

 18.12.2025

Tschechien

Prag plant Botschaftsverlegung nach Jerusalem

Der neue Prager Außenminister Petr Macinka sagt, der Schritt sei überfällig

 18.12.2025