Berlin

»taz«-Journalist Nicholas Potter wird erneut mit dem Tode bedroht

Der Autor und Journalist Nicholas Potter Foto: Olga Blackbird

Berlin

»taz«-Journalist Nicholas Potter wird erneut mit dem Tode bedroht

»Eine solche Qualität der Bedrohung ist bislang überwiegend aus dem rechtsextremen Spektrum bekannt«, erklärt die »taz«-Chefredaktion

 16.04.2025 21:53 Uhr

Gegen den »taz«-Journalisten Nicholas Potter ist nach Angaben der Zeitung auf einem Plakat offen zur Gewalt aufgerufen worden. »Eine solche Qualität der Bedrohung ist bislang überwiegend aus dem rechtsextremen Spektrum bekannt«, erklärte die Chefredaktion der »tageszeitung« am Mittwoch in einer Stellungnahme.

Auf dem in Berlin aufgetauchten Plakat stehe unter dem Gesicht Potters, Menschen wie er »bluten wie jeder andere auch und sie können erniedrigt und eliminiert werden«. Potter berichtet häufig zum Nahost-Konflikt.

Zudem sei das Plakat mit der Überschrift »Wanted« und der antiisraelischen Auslöschungs-Parole »From the river to the sea« versehen. Demnach seien die Drohungen auch in englischer und arabischer Sprache verfasst.

»Die Drohungen gegen Nicholas Potter sind, neben der ganz persönlichen Bedrohung des Kollegen, auch ein Angriff auf die Pressefreiheit«, erklärte die »taz«. Die Chefredaktion verwies in dem Zusammenhang auf die 89 Übergriffe gegen Journalistinnen und Journalisten im vergangenen Jahr, die von »Reporter ohne Grenzen« registriert wurden. Das sei eine Verdopplung im Vergleich zum Vorjahr gewesen.

Chefredaktion: »Die taz will und wird das nicht hinnehmen.«

Die »taz« betonte zudem: »Wir stehen hinter unserem Kollegen. Wir unterstützen ihn mit allem, was er braucht, und ergreifen Maßnahmen, um ihn zu schützen.« Und weiter: »Die taz will und wird das nicht hinnehmen. Wir haben uns mit allen journalistischen und juristischen Mitteln dagegen gewehrt und werden dies auch weiter tun.« 

Potter ist bereits seit mehreren Monaten Opfer andauernder Kampagnen auf Social-Media-Plattformen. Erst im vergangenen Monat hatte sich die Chefredaktion der »taz« öffentlich hinter den Journalisten gestellt, so wie auch die Jüdische Allgemeine, für die Potter regelmäßig schreibt.

Wer die Urheber hinter dem neuen Plakat mit dem Gewaltaufruf sind, sei bisher unbekannt. Zur Chefredaktion der »taz« gehören die Journalistinnen Barbara Junge, Ulrike Winkelmann und Katrin Gottschalk.

PEN Berlin solidarisiert sich mit Nicholas Potter

Der Autorenverband PEN sprach von einer neuen Eskalationsstufe. Man sei grundsätzlich dafür, die Grenzen der Meinungsfreiheit so weit wie möglich auszulegen, erklärte PEN-Berlin-Sprecher Deniz Yücel. »Aber bei Morddrohungen gibt es nichts zu diskutieren. Kritik ist kein Verbrechen, Mordaufrufe schon.« 

Yücel weiter: »Wir erwarten, dass auch propalästinensische Stimmen diese Grenze ziehen und die niederträchtige Kampagne gegen Nicholas Potter verurteilen.« Die Sicherheitsbehörden müssten weiterhin alle Anstrengungen unternehmen, um die Sicherheit Potters zu gewährleisten und die Täter zu ermitteln. »Unsere Solidarität gilt dem angefeindeten Kollegen.«

Nicholas Potter ist auch Autor der Jüdischen Allgemeinen. Seine investigative Recherche »Tweets gegen Israel«, in der es um den israelfeindlichen X-Account von »Fridays for Future International« geht, war für den Theodor-Wolff-Preis 2024 nominiert. epd/dpa/ja

Frankfurt am Main

Lufthansa Cargo stoppt Militärtransporte nach Israel

Während die politischen Beziehungen zwischen Berlin und Jerusalem eine Annäherung erleben, ist dies im Luftfahrt-Bereich nicht der Fall. Warum?

 08.12.2025

Berlin

Presseschau zum Israel-Besuch von Kanzler Friedrich Merz

Wie bewerten deutsche Leit- und Regionalmedien Merz‘ Antrittsbesuch bei Ministerpräsident Benjamin Netanjahu?

 08.12.2025

Toronto

Miriam Mattova aus Uber geworfen, weil sie Jüdin ist

»Was passiert ist, ist nicht nur ein unangenehmer Moment. Es ist eine Erinnerung daran, warum es wichtig ist, sich zu äußern«, sagt das Model

 08.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  08.12.2025

Israel

Ein zarter Neuanfang

Bei seinem Antrittsbesuch in Jerusalem wollte Bundeskanzler Friedrich Merz das zuletzt stark belastete Verhältnis zum jüdischen Staat kitten. Ist es ihm gelungen? Eine Analyse

von Philipp Peyman Engel  07.12.2025

Jerusalem

Netanjahu: »Stellen Sie sich vor, jemand würde Deutschland vernichten wollen«

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz lobte der Premierminister Bundeskanzler Merz als verständigen Gesprächspartner und rechtfertigte Israels hartes Vorgehen gegen die Hamas

 08.12.2025 Aktualisiert

Israel

Berichte: Netanjahu traf Blair heimlich zu Gaza-Zukunft

Bei einem Treffen zwischen Netanjahu und Blair soll es um Pläne für die Zukunft des Gazastreifens gegangen sein. Für Blair ist eine Rolle in Trumps »Friedensrat« vorgesehen

 07.12.2025

Justiz

Gericht bestätigt Verbot der Parole »From the river to the sea«

Ein von der Stadt Bremen erlassenes Verbot sei rechtmäßig, entschied nun das Verwaltungsgericht Bremen

 07.12.2025

Yad Vashem

Merz: »Wir werden die Erinnerung lebendig halten«

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche für Kanzler Merz. Der zweite Tag in Israel beginnt für ihn mit dem Besuch eines besonderen Ortes

 07.12.2025