Erfurt

Centrum Judaicum mit Buber-Rosenzweig-Medaille geehrt

Im Rahmen der Eröffnung der »Woche der Brüderlichkeit«hat die »Stiftung Neue Synagoge Berlin - Centrum Judaicum« am Sonntag in Erfurt die Buber-Rosenzweig-Medaille erhalten. Der Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit erklärte, mit der Auszeichnung werde der Beitrag der Stiftung zur Berliner Stadtgeschichte und zu einer friedlichen und pluralen Gesellschaft geehrt.  

Der jüdische Präsident des Koordinierungsrats, Andreas Nachama, nannte das Zentrum bei der Verleihung einen »Leuchtturm jüdischen Lebens«. Es sei nicht nur ein jüdisches Museum und Archiv vergangener Zeiten, sondern ein Ort der Gegenwart und Zukunft. Das vor 33 Jahren wieder eingeweihte Zentrum »steht allen offen, auch wenn es rund um die Uhr polizeilich geschützt werden muss«. Dort sei erneut ein »Mittelpunkt jüdischen Lebens« entstanden.  

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) betonte bei dem Festakt die bleibende Verantwortung für Verbrechen der NS-Zeit. »Wir müssen wachsam sein«, sagte er vor dem Hintergrund von anhaltendem Antisemitismus. Die Verbrennungsöfen des Konzentrationslagers Auschwitz stammten aus Erfurt, so Ramelow. Er wies überdies auf das evangelische »Entjudungsinstitut« hin, das zwischen 1939 und 1945 in Eisenach bestand.

Thorarolle Als Beispiel für Versöhnungsbemühungen nannte er die handgeschriebene Thorarolle, welche die evangelische und die katholische Kirche in Erfurt der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen schenkten.  

Der Erfurter Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) betonte, Judenverfolgung habe es in Erfurt bereits im Mittelalter gegeben. Bei dem Brand der bis heute erhaltenen ältesten Synagoge Deutschlands im Jahr 1341 sei »jüdisches Leben in wenigen Stunden ausgelöscht« worden. Erfurt verfüge dennoch über eine »reiche jüdische Geschichte«.  

Die Direktorin der Stiftung, Anja Siegemund, betonte, das Centrum Judaicum wolle Begegnungen zwischen Menschen und Kulturen ermöglichen. Sie zitierte ihren Vorgänger Hermann Simon mit dem Aufruf, die jüdische Gemeinschaft nach innen zu stärken, um diese weniger angreifbar zu machen.  

Debatten Die katholische Präsidentin des Koordinierungsrats, Margaretha Hackermeier, würdigte die Bildungsprogramme der Stiftung. Damit vermittle sie jüdische Kulturen und Identitäten. Gleichzeitig greife sie regelmäßig gesellschaftliche Debatten auf.  

Die Buber-Rosenzweig-Medaille ist nach den jüdischen Philosophen Martin Buber (1878-1965) und Franz Rosenzweig (1886-1929) benannt. Sie wird seit 1968 jährlich an Personen, Institutionen oder Initiativen vergeben, die sich für die Verständigung zwischen Christen und Juden einsetzen. Frühere Preisträger waren unter anderem die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der Sänger Peter Maffay.

Die Stiftung »Neue Synagoge Berlin - Centrum Judaicum« war 1988 zum 50. Jahrestag der Reichspogromnacht noch auf Initiative des Ministerrates der DDR gegründet worden. Sie verfolgte das Ziel, das bei den Novemberpogromen in Brand gesetzte und bei einem späteren Luftangriff zerstörte Gebäude in Teilen wieder aufzubauen und Dokumente zum jüdischen Leben in Berlin zu sammeln.

Verteidigung

Bundeswehr nimmt Raketenwehrsystem Arrow 3 in Betrieb

Deutschland baut als Reaktion auf die Bedrohung durch Russland die Luftverteidigung aus und hat ein System in Israel beschafft. Es soll feindliche Flugkörper schon in größter Höhe zerstören können

von Carsten Hoffmann  03.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  03.12.2025 Aktualisiert

Medien

»Antisemitische Narrative«: Vereine üben scharfe Kritik an Preis für Sophie von der Tann

Die Tel-Aviv-Korrespondentin der ARD soll mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt werden

 03.12.2025

Prozess

Opfer des Attentats am Holocaust-Mahnmal hörte »Allahu akbar«-Ruf

Dem spanischen Touristen Iker M. wurde im Februar von einem 19-jährigen Syrer beim Besuch des Berliner Holocaust-Mahnmals mit einem Messer in die Kehle geschnitten. Vor Gericht berichtete er von Angstzuständen, die er seitdem hat

 03.12.2025

Nach Eklats

Präsidentin der TU Berlin abgewählt

Sie war einst im Beraterkreis des damaligen Kanzlers Olaf Scholz und sorgte immer wieder für Kontroversen. Nun ist Geraldine Rauch als TU-Präsidentin abgewählt. Ihre Nachfolgerin ist keine Unbekannte

 03.12.2025

Ehrung

»Ahmad Mansour kämpft nicht gegen Symptome, sondern gegen Ursachen«

Der Islamismusexperte Ahmad Mansour wurde mit dem Hanns-Martin-Schleyer-Preis ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Wir dokumentieren die Rede

von Josef Schuster  03.12.2025

Analyse

Der Kanzler in Israel: Antritt mit Spannung

Friedrich Merz besucht am Samstag Israel. Die Beziehungen beider Länder sind so strapaziert wie selten zuvor. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die Reise des Bundeskanzlers

von Joshua Schultheis  03.12.2025

Berlin

Prozess um Attentat am Holocaust-Mahnmal fortgesetzt

Das überlebende Opfer, der 31-jährige spanische Tourist Iker M., wollte am Mittwoch persönlich vor dem Kammergericht aussagen

 03.12.2025

Verteidigung

Merz und Pistorius nicht bei Einführung von »Arrow 3«

Die Bundesregierung hatte immer wieder betont, wie wichtig das israelische Raketenabwehrsystem für Deutschlands Sicherheit sei

 03.12.2025