Meinung

Bundeswehr nach Bergen-Hohne

Michael Fürst Foto: dpa

Meinung

Bundeswehr nach Bergen-Hohne

Ein früheres DP-Camp wird auch vom deutschen Militär genutzt. Das ist in Ordnung, denn es gehört zum demokratischen Rechtsstaat

von Michael Fürst  27.04.2015 23:03 Uhr

Bundeswehr statt britischer Soldaten! Reflexartig, kaum anders zu erwarten, werden jüdische Stimmen laut, wenn der Begriff »Bundeswehr« auftaucht. Dieser ist für viele immer noch negativ besetzt. Dabei ist die Bundeswehr heute fester Bestandteil der deutschen Demokratie, europäischer und weltweiter Militärstrategien.

Doch nun verlassen die britischen Truppen die Garnison Bergen-Hohne, sehr zum Bedauern der Bevölkerung, und das dafür zuständige Bundesverteidigungsministerium muss eine Nachnutzung für dieses riesige Areal finden. Die Kaserne ist ein Teil dieses riesigen Militärgebiets. Der weitere Teil ist der Schießplatz Bergen-Hohne, auf dem nicht nur Panzersoldaten der NATO tagtäglich ihre großen Schießübungen und Manöver durchführen. Diese Übungen stören den Ablauf einer Gedenkstätte viel mehr, sind ethisch-moralisch viel irritierender als das einige Kilometer daneben liegende Kasernengelände.

schulung Aber die Neuverwendung der Kasernen zum Anlass für die Forderung zu nehmen, deutsche Soldaten dort in Genozid-Fragen zu schulen, das kann nur jemandem einfallen, der sich über die finanziellen Notwendigkeiten keine Gedanken macht. Das gilt auch für die Forderung, Hunderttausende Quadratmeter Kasernenflächen und sonstige Gebäude als Museum zu nutzen. Das Gelände ist so groß, dass wir sämtliche deutsche Museen dort unterbringen könnten. Und die Bundeswehrsoldaten haben keine Sonderschulung nötig!

Die von der Bundesverteidigungsministerin geplante Neuordnung der Garnison führt auch für die Gedenkstätte Bergen-Belsen zu einer Win-win-Situation. Die beiden wichtigen Friedhöfe für die Gedenkstättenarbeit, der sogenannte Kapo-Friedhof und der Zelttheaterfriedhof, werden in Zukunft nicht mehr im Sicherheitsbereich der britischen Kaserne liegen, dies gilt auch für die ein bis zwei Kasernenblöcke, die von der Bundeswehr im Rahmen einer Nutzungsvereinbarung für pädagogische und Ausbildungszwecke zur Verfügung gestellt werden.

Die Kaserne, nun mit einem deutschen Panzerbataillon belegt, wird auch weiterhin das bleiben, was sie vorher war. Unabhängig davon, ob deutsche oder britische Soldaten die Kasernen bewohnen, bleibt die Garnison natürlich das ehemalige DP-Camp und ist Symbol der Wiedergeburt des Judentums nach der Schoa.

Der Autor ist Präsident des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen.

Extremismus

BSW-Chefin Wagenknecht will Brandmauer zur AfD einreißen 

Gespräche zwischen BSW und AfD? Landespolitiker in Thüringen haben es vorgemacht. Selbstverständlich sei das auch auf Bundesebene möglich, sagen beide Seiten

von Torsten Holtz  04.07.2025

Medien

Eurovision künftig ohne Israel?

Die Regierung droht mit der Schließung des öffentlich-rechtlichen Senders Kan. Das könnte das Aus für die Teilnahme am weltgrößten Gesangswettbewerb sein

von Sabine Brandes  04.07.2025

Berlin

Russland steuert Hetzkampagne gegen Nicholas Potter

Das Propaganda-Portal »Red« ist Treiber der Diffamierungskampagne gegen den Journalisten. Das Auswärtige Amt ist sich nun sicher, dass Russland hinter dem Portal steht

 04.07.2025

USA

Edan Alexander bedankt sich bei Donald Trump

Die freigelassene Geisel Edan Alexander trifft erstmals US-Präsident Trump. Um sich zu bedanken und auch, um darauf zu drängen, alle verbleibenden Geiseln so schnell wie möglich nach Hause zu holen

 04.07.2025

Rassistischer Polizist bleibt im Dienst

Gericht »nicht auf rechtem Auge blind«

Der Verwaltungsgerichtshof München steht in der Kritik, weil er einen ehemaligen Personenschützer von Charlotte Knobloch im Dienst belassen hat - obwohl dieser Juden in KZs wünschte. Jetzt wehrt sich das Gericht

 04.07.2025 Aktualisiert

Berlin

Wie viel Migration verträgt das Klassenzimmer – und sind Grenzen nötig?

Bundesbildungsministerin Prien hält eine Obergrenze für Schüler mit Migrationshintergrund für denkbar

 04.07.2025

Österreich

Hitler-Geburtsort Braunau benennt Straßennamen mit NS-Bezug um

Ausgerechnet in Adolf Hitlers Geburtsort gibt es bis dato nach Nationalsozialisten benannte Straßen. Das soll sich ändern - und trifft bei einigen Politikern auf Widerstand

 03.07.2025

Hamburg

Hamas-Anhänger tritt bei staatlich gefördertem Verein auf

Das Bündnis Islamischer Gemeinden in Norddeutschland wird durch das Programm »Demokratie leben« gefördert und lud einen Mann ein, der Sinwar als »Märtyrer« bezeichnet hat

 03.07.2025

«Stimme der verstummten Millionen»

Anita Lasker-Wallfisch blickt ernüchtert auf die Welt

Sie gehörte dem Mädchen-Orchester von Auschwitz an, überlebte das Lager und später das KZ Bergen-Belsen. Am 17. Juli wird die Cellistin Anita Lasker-Wallfisch 100. Und ist verzweifelt angesichts von Antisemitismus, Rechtsruck und Krieg, sagt ihre Tochter

von Karen Miether  03.07.2025