Meinung

Bleibt kritisch!

Evgenij Mrinski Foto: privat

Meinung

Bleibt kritisch!

Journalisten sollten sich nicht zum ahnungslosen Vehikel für israelfeindliche Propaganda machen lassen

von Evgenij Mrinski  06.05.2024 15:37 Uhr

Die »Saarbrücker Zeitung« ist eine anerkannte Publikation im Saarland. Sie besitzt als einzige Tageszeitung in unserem Bundesland ein Monopol. Daraus resultiert eine besondere Verantwortung und Sorgfaltspflicht bei der Berichterstattung. Zumindest sollte sie das. In einem Interview vom 19. April 2024 allerdings wurde diese Verantwortung offenbar nicht ernst genommen.

Was war geschehen? Eine Journalistin interviewte zwei Palästinenser, die im Saarland beziehungsweise in Lothringen leben. Das Interview trägt den Titel »Viele Palästinenser hier sind eingeschüchtert«.

Das Interview enthält eine Vielzahl von Falschaussagen. Keine einzige hat die Journalistin kritisch hinterfragt oder eingeordnet.

Ein Beispiel: Als Antwort auf die Frage, ob die eingewanderte muslimisch-arabische Community in Deutschland genug über den Holocaust und die Schoa weiß, antwortete einer der Interviewten: »Ja natürlich! Das wird in der Schule in Gaza unterrichtet!«

Fakt ist aber: Organisationen wie das Institute for Monitoring Peace and Cultural Tolerance in School Education weisen seit Jahren darauf hin, dass in palästinensischen Schulbüchern Hass und Gewalt gegen Israelis verherrlicht wird.

Ein Buch für Neuntklässler feiert beispielsweise das Verbrennen von Juden durch Molotowcocktails als »Barbecue-Party«. Selbstmordattentäter werden oft als Helden gefeiert, und der Holocaust wird in den palästinensischen Schulbüchern gänzlich verschwiegen.

Oder die Aussage: »In Gaza leben mehrere Religionen, die ihren Glauben frei ausüben dürfen« und »Inzwischen erklärt sie [die Hamas] sich bereit, einen palästinensischen Staat neben dem Staat Israel zu bilden«.

Tatsächlich werden in Gaza Juden verfolgt und getötet, während in Israel Muslime ihren Glauben frei ausleben können. In der aktuellen Charta der Hamas heißt es: »Die Hamas lehnt jede Alternative zu einer kompletten und vollständigen Befreiung Palästinas vom Fluss bis zum Meer ab« (Artikel 20).

Wer bei diesem emotional hoch aufgeladenen Thema bei klar kontrafaktischen und den Staat Israel dämonisierenden Aussagen nicht kritisch nachfragt, dem kann man mindestens Ahnungslosigkeit vorwerfen und im schlimmsten Fall gezieltes Schüren antiisraelischer Ressentiments.

In ihrer Reaktion verweisen die Chefredaktion und der Redaktionsbeirat der »Saarbrücker Zeitung« nach massiver Kritik an dem Interview auf die Grundsätze der Überparteilichkeit und Objektivität. Das ist sachlich korrekt, ist aber keine Entschuldigung für das einseitige und unkritische Führen eines Interviews.

Journalisten sollten sich nicht unter dem Deckmantel der Objektivität in den Dienst von Interviewten stellen und damit im schlimmsten Fall zur Verbreitung israelfeindlicher Propaganda beitragen. Denn auch das gefährdet das Leben von Jüdinnen und Juden im Saarland, weil sie potenzielle Angreifer in ihren Vorurteilen bestärkt. Eine Zeitung mit diesem Ansehen sollte das doch wissen, oder nicht?

Der Autor ist Geschäftsführer der Synagogengemeinde Saar.

Thüringen

Jüdische Landesgemeinde und Erfurt feiern Chanukka

Die Zeremonie markiert den Auftakt der inzwischen 17. öffentlichen Chanukka-Begehung in der Thüringer Landeshauptstadt

 08.12.2025

Frankfurt am Main

Lufthansa Cargo stoppt Militärtransporte nach Israel

Während die politischen Beziehungen zwischen Berlin und Jerusalem eine Annäherung erleben, ist dies im Luftfahrt-Bereich nicht der Fall. Warum?

 08.12.2025

Berlin

Presseschau zum Israel-Besuch von Kanzler Friedrich Merz

Wie bewerten deutsche Leit- und Regionalmedien Merz‘ Antrittsbesuch bei Ministerpräsident Benjamin Netanjahu?

 08.12.2025

Toronto

Miriam Mattova aus Uber geworfen, weil sie Jüdin ist

»Was passiert ist, ist nicht nur ein unangenehmer Moment. Es ist eine Erinnerung daran, warum es wichtig ist, sich zu äußern«, sagt das Model

 08.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  08.12.2025

Jerusalem

Ein neuer Sound?

Unterwegs mit Bundeskanzler Friedrich Merz bei seinem Amtsantritt in Israel

von Philipp Peyman Engel  07.12.2025

Jerusalem

Netanjahu: »Stellen Sie sich vor, jemand würde Deutschland vernichten wollen«

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz lobte der Premierminister Bundeskanzler Merz als verständigen Gesprächspartner und rechtfertigte Israels hartes Vorgehen gegen die Hamas

 08.12.2025 Aktualisiert

Israel

Berichte: Netanjahu traf Blair heimlich zu Gaza-Zukunft

Bei einem Treffen zwischen Netanjahu und Blair soll es um Pläne für die Zukunft des Gazastreifens gegangen sein. Für Blair ist eine Rolle in Trumps »Friedensrat« vorgesehen

 07.12.2025

Justiz

Gericht bestätigt Verbot der Parole »From the river to the sea«

Ein von der Stadt Bremen erlassenes Verbot sei rechtmäßig, entschied nun das Verwaltungsgericht Bremen

 07.12.2025