Diskussion

Bestseller Hitler?

Die Urheberrechte laufen Ende 2015 aus. Foto: dpa

Am 31. Dezember 2015 laufen die Urheberrechte für Adolf Hitlers Mein Kampf aus. Dann darf nach derzeitiger Rechtslage jeder das Buch unkommentiert in Umlauf bringen. Mein Kampf als Geschenkausgabe – das ist etwas, worauf Nazis und Antisemiten schon lange warten.

So macht man sich bereits jetzt Gedanken darüber, was 2016 werden soll. Dass dann die Sachbuch-Bestsellerlisten von Mein Kampf angeführt werden könnten, ist für die meisten deutschen Politiker eine schlimme Vorstellung. Der Freistaat Bayern, der derzeit die Rechte besitzt, möchte beispielsweise bald eine kommentierte Ausgabe des Buches für den Gebrauch in Schulen erstellen lassen – wohl auch, um die spätere Neugier auf die dann frei verbreitbare Schrift in Grenzen zu halten.

Der bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband hält indes nur wenig von der Idee des Kultusministers Ludwig Spaenle (CSU), wie sein Präsident Klaus Wenzel betont. Die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit werde durch die Beschäftigung mit Hitlers Propagandawerk nicht verbessert, im Gegenteil bestehe eher die Gefahr, dass das Interesse an rechten Gedanken gefördert werde.

Auszüge Auch Charlotte Knobloch, die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden, möchte die kommentierte Verbreitung von Mein Kampf verhindern, wie sie der taz erklärte. Sie werde allerdings »die Veröffentlichung bestimmter Auszüge mit wissenschaftlicher, philologisch-historischer Kommentierung mittragen,« sagte sie.

So sieht das auch Klaus Peukert, Beisitzer im Bundesvorstand der Piraten. Die Partei war gerade erst in die Schlagzeilen geraten, weil das niedersächische Mitglied Carsten Schulz auf dem Landesparteitag in Celle letzte Woche den Antrag gestellt hatte, das Buch zur Pflichtlektüre an den Schulen zu machen. Schulz ist kein Unbekannter: Zuvor hatte er beim Bundesparteitag bereits eine – wie sein jüngster Vorstoß einstimmig abgeschmetterte – Initiative eingebracht, wonach Holocaustleugnung künftig straffrei sein solle.

Carsten Sawosch, Mitglied im Pressesprecherteam der Piraten Niedersachsen, sagte der Jüdischen Allgemeinen, Schulz sei »mit dieser Forderung in der Partei isoliert«. Gleichwohl nutze das Noch-Mitglied jede Möglichkeit, öffentlichkeitswirksam Redezeit für seine abstrusen Forderungen in Anspruch zu nehmen, »das ist schon reine Provokation von ihm«.

Klaus Peukert wird sogar noch deutlicher: »Herr Schulz ist merkbefreit genug, um trotz totaler Isolation innerhalb der Partei wieder und wieder seine kruden Thesen zu verbreiten.« Schulz befinde »sich um Lichtjahre außerhalb des Wertefundaments der Piraten«. Er sei sicher, dass Schulz der Partei »zeitnah nicht mehr angehören wird«. In der Tat gibt es Hinweise darauf, dass ein Parteiausschlussverfahren gegen Schulz läuft.

Gedenkstätten

70 Länder auf neuem Gedenkstein in Neuengamme

Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes und der Befreiung der Häftlinge wird da Gedenkzeichen am Sonntag eingeweiht

 02.05.2025

80 Jahre Befreiung

Ende und Anfang: Der 8. Mai und die Deutschen

Der von Deutschland entfachte Zweite Weltkrieg endete 1945 mit der Kapitulation. Morden und Diktatur waren vorbei. Warum tun sich bis heute so viele schwer damit?

von Verena Schmitt-Roschmann  02.05.2025

Berlin

Pressefreiheit-Rangliste: Deutschland nicht mehr in Top Ten

In der Bundesrepublik sind insbesondere Journalisten gefährdet, die sich mit rechtsextremen Milieus beschäftigten

 02.05.2025

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  01.05.2025

Deutschland

Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette und der angebliche »Völkermord an der palästinensischen Bevölkerung«

Lange lebte die frühere RAF-Terroristin Klette im Untergrund, ehe sie in Berlin verhaftet wurde. Am 1. Mai ist sie in Gedanken wieder in ihrer Kreuzberger Community

 01.05.2025

Justiz

100 Jahre alter früherer KZ-Wachmann gestorben

Dem Mann sollte möglicherweise der Prozess wegen Beihilfe zum Mord im KZ Sachsenhausen gemacht werden

 01.05.2025

Besuch

Tel Aviv und Berlin unterzeichnen bald Städtepartnerschaft

Am Montag wird der Bürgermeister der israelischen Metropole, Ron Huldai, im Roten Rathaus erwartet

 01.05.2025

Nahost

Heftige Gefechte in Syrien: Erneut mehrere Tote. Jetzt schaltet sich Israel ein

Eine Tonaufnahme löst in Syrien erneut eine Welle der Gewalt aus. Mehrere Menschen werden getötet

von Amira Rajab, Nehal ElSherif  30.04.2025

Bergen-Belsen

Die Lebenden und die Toten

Das Lager war ein Ort des Sterbens, doch hier wurden auch Menschen geboren. Überlebende, Angehörige und sogenannte DP-Babys trafen sich nun zum gemeinsamen Gedenken. Unsere Autorin war dabei

von Amie Liebowitz  30.04.2025