Der deutsch-französische Politologe Alfred Grosser sorgt sich nach den Ausschreitungen in Chemnitz um die Demokratie in Deutschland.
»Die Auswüchse von Chemnitz sind eine Katastrophe. Die Ausländerfeindlichkeit, die sich hier ausdrückt, ist beängstigend«, sagte der 93-Jährige der »Heilbronner Stimme«. Es sei eine »neue, schreckliche Entwicklung«, dass Menschen angegriffen würden, nur weil sie Ausländer sind.
Widerspruch »Die Zivilgesellschaft muss lauter werden gegen rechts. Ich würde mir ein sehr deutliches Widersprechen wünschen, um zu zeigen, dass man da nicht mitmacht. Bislang höre ich aber viel zu wenig«, betonte Grosser. Außerdem sollten sich alle demokratischen Politiker deutlich von solchen Hetzjagden distanzieren. Das hätten bislang noch nicht alle getan.
»Wenn wir unsere Grundwerte missachten, dann ist die Demokratie in Gefahr«, mahnte der Publizist und Politikwissenschaftler. »Die in der Französischen Revolution erkämpften Werte Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit müssen bewahrt werden.«
In Chemnitz war in der Nacht zum Sonntag am Rand des Stadtfestes ein 35-jähriger Deutscher erstochen worden. Zwei weitere Männer wurden zum Teil schwer verletzt.
Der Vorfall löste zum Teil gewaltsame Demonstrationen aus dem rechten Spektrum aus. Am Sonntag kam es zu Hetzjagden auf ausländisch aussehende Menschen. Am Montag mobilisierten zum Teil gewaltbereite Rechte rund 6000 Demonstranten. epd