Augsburger Friedensfest

Zentralrat der Juden hält geplante Nachholung für »problematisch«

Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress

Nach Kritik am Referenten Jakob Reimann hat der Veranstalter den geplanten Vortrag über den »Rechtsruck in Israel« aus dem Programm des Augsburger Hohen Friedensfestes genommen.

Mit diesem Schritt wolle man »Schaden von der Friedensstadt Augsburg« abwenden, erklärte Klaus Stampfer, Sprecher der Augsburger Friedensinitiative (AFI), in einer Stellungnahme. Die AFI hatte zusammen mit weiteren Organisationen den freien Journalisten Reimann eingeladen. Dessen Vortrag solle nun »zu einem späteren Zeitpunkt« stattfinden.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Gleichzeitig verteidigte die AFI ihre Einladung Reimanns. Man betrachte ihn als einen »Kenner der israelischen Regierungspolitik« und eine »kritische Stimme« zu dem Thema, sagte der AFI-Sprecher dieser Zeitung. »Eine ernsthafte und weiterführende politische Diskussion verlangt keine gleichgeschaltete Propaganda, sondern einen konstruktiven Streit.« Reimanns Ansichten betrachte die AFI als »im Einklang mit unseren Prinzipien«.

Die Stadt Augsburg betonte in einer Stellungnahme, nicht der Veranstalter des Vortrags gewesen zu sein. »Das kulturelle Rahmenprogramm zum Friedensfest entsteht partizipativ gemeinsam mit den verschiedensten zivilgesellschaftlichen Initiativen der Stadtgesellschaft.« Die Stadt distanziere sich »ausdrücklich von Antisemitismus und Rassismus«.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, begrüßte die vorläufige Absage des Vortrags. »Die Stadt zeigt Verantwortung, die Werte des Friedensfestes nicht auszuhöhlen und somit Schaden von dieser wertvollen Tradition abzuwenden«, heißt es in einer Stellungnahme.

»Wer Israel dämonisiert kann aus meiner Sicht keinen Beitrag zu dieser Debatte liefern.«

zentralratspräsident josef schuster

Dass der Vortrag nachgeholt werden soll sei jedoch »problematisch«, so Schuster, der zugleich auch Präsident des Landesverbands Israelitischer Kultusgemeinden in Bayern ist. Kontroverse Debatten über Israel gehörten zur Demokratie dazu. »Wer aber Israel dämonisiert, historische Grundlagen außer Acht lässt und eine Terrororganisation wie die Hisbollah sowie das Terrorregime im Iran nicht nur verharmlost, sondern noch rechtfertigt, kann aus meiner Sicht keinen Beitrag zu dieser Debatte liefern.«

Hintergrund Reimann wurde von der Israelitische Kultusgemeinde Schwaben-Augsburg, dem Präsidenten der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, und von der Augsburger FDP kritisiert. Unter anderem wurde Reimann Hetze gegen Israel vorgeworfen.

Die Geschichte des Augsburger Hohen Friedensfestes, das jährlich am 8. August begangen wird, geht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Das begleitende Kulturprogramm, dessen Inhalte dezentral organisiert werden, gehört zu den wichtigsten Ereignissen im Kalender der Stadt Augsburg. In diesem Jahr steht das Friedensfest unter dem Motto »Zusammenhalt«. js

Berlin

Verleihung von Bundesverdienstkreuz an Margot Friedländer verschoben

Erst vor einem Monat erhielt die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer den Preis des Westfälischen Friedens. Die Verleihung einer weiteren hohen Auszeichnung findet kurzfristig jedoch nicht stat

 09.05.2025

Berlin

»Jetzt lebt es sich besser in diesem Land«

Lea Rosh hat sich jahrelang für das Denkmal für die ermordeten Juden Europas eingesetzt. Ist das ihr Lebenswerk? Darauf antwortet sie im Interview

von Verena Schmitt-Roschmann  09.05.2025

Meinung

Die 8. Mai und die falschen Konsequenzen

Es ist schwer, Menschen zu kritisieren, die traumatische Erfahrungen gemacht haben, aber auch Schoa-Überlebende können irren. Aber einen Bogen von der industriellen Vernichtung der Juden zum Krieg in Gaza zu ziehen, ist falsch

von Daniel Neumann  09.05.2025

Berlin

Zentralrat der Juden: Neuer Papst steht für Nächstenliebe und Frieden

Leo XIV. hat die Nachfolge von Papst Franziskus angetreten

 09.05.2025

Vatikan

Robert Francis Prevost ist neuer Papst

Er ist der erste Amerikaner in diesem Amt und hat sich den Namen Leo XIV. gegeben

von Philipp Znidar, Sabina Crisan  09.05.2025 Aktualisiert

Gedenken

Steinmeier: »Flüchten wir nicht aus unserer Geschichte«

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach bei der Gedenkstunde im Bundestag zum Ende des Zweiten Weltkriegs über Gefahren für die Demokratie

 08.05.2025

Gericht

AfD rechtsextrem? Verfassungsschutz gibt Stillhaltezusage ab

Damit können die Verfassungsschützer die AfD nicht beobachten, bis das Verwaltungsgericht Köln ein Urteil gefällt hat

 08.05.2025

Kommentar

Die Menschen in Gaza brauchen schnell Hilfe

Eine Demokratie wie Israel sollte sich nicht auf schmutzige Kriegstaktiken wie die Blockade von Hilfsgütern einlassen, auch wenn es sich bei der Hamas um skrupellose, abgrundtief böse Terroristen handelt

von Nils Kottmann  08.05.2025

Kommentar

Ulrike Eifler, die Linkspartei und die Auslöschung Israels

Ein hochrangiges Mitglied der Partei delegitimiert auf X Israel. Die Linke muss sich klar davon distanzieren, wenn sie glaubwürdig für Menschenrechte eintreten will

von Andreas Büttner  08.05.2025