Medien

Arte gibt nach

Während des Gaza-Kriegs im Sommer 2014: Der Hass auf Israel richtet sich auch gegen Juden in Europa. Foto: dpa

Nach ARD und WDR wird nun auch der TV-Sender Arte an diesem Mittwochabend die bislang zurückgehaltene Antisemitismus-Dokumentation Auserwählt und ausgegrenzt –Der Hass auf Juden in Europa von Joachim Schroeder und Sophie Hafner ausstrahlen – allerdings eine Dreiviertelstunde später.

Man habe die TV-Doku wegen einer Abweichung vom ursprünglichen Sendekonzept zunächst nicht zeigen wollen, teilte Arte am Dienstag in Straßburg mit. Entgegen des Auftrags hätten die Filmemacher den Fokus nicht auf den Antisemitismus in Europa, sondern im Nahen Osten gelegt. Nachdem sich aber der WDR, bei dem die Ausstrahlungsrechte liegen, entschlossen hat, den Beitrag zu senden, wolle Arte ihn dem französischen Publikum nicht vorenthalten.

Sandra Maischberger Zuvor hatte die ARD am Wochenende mitgeteilt, sie werde die umstrittene Dokumentation am Mittwoch um 22.15 Uhr senden. Im Anschluss wird eine Diskussionssendung bei Sandra Maischberger das Thema aufgreifen. Als Diskussionsteilnehmer sind der Historiker Michael Wolffsohn, der CDU-Politiker Norbert Blüm, der Psychologe
Ahmad Mansour, die Journalistin Gemma Pörzgen und der Psychologieprofessor Rolf Verleger eingeladen. Der WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn moderiert.

Wie Arte am Dienstag bekannt gab, wird der Sender das im Ersten ausgestrahlte Programm am Mittwoch übernehmen und ab 23 Uhr zeitversetzt zeigen, um einen identischen Kenntnisstand des Arte-Publikums in Deutschland und Frankreich zu ermöglichen.

Zuvor hatte der WDR-Intendant Tom Buhrow am Freitagabend mitgeteilt: »Wir haben den Film intensiv geprüft, und ich habe entschieden, die Dokumentation und unsere handwerklichen Fragezeichen dazu transparent zur Diskussion zu stellen.«

prüfung Bei einer internen Prüfung durch ein halbes Dutzend Rechercheure sind nach Angaben des WDR »journalistisch-handwerkliche Mängel« festgestellt worden. So enthalte der Film Tatsachenbehauptungen, für die es keine ausreichenden Belege gebe. Auch seien Betroffene mit den im Film gegen sie erhobenen Vorwürfen nicht konfrontiert worden.

An der Vorgehensweise von Arte und WDR gab es zunehmende Kritik. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hatte sich in einem Schreiben an Arte, WDR und ZDF verwundert gezeigt, dass die Dokumentation nicht wie geplant gesendet werden soll. Historiker wie Michael Wolffsohn und Götz Aly lobten den Film. »Bild.de« hatte die Dokumentation am vergangenen Dienstag für 24 Stunden gezeigt. epd/ag

Jerusalem

Netanjahu entlässt Verteidigungsminister wegen Kritik an Justizreform 

Der Politiker hatte die eigene Regierung zum Dialog mit Kritikern aufgerufen

 26.03.2023

Nahost

Emirate lässt zum Tode verurteilte Israelin frei

Kurz nachdem die Emirate und Israel ihre Beziehungen normalisiert hatten, war die Frau mit etwa 500 Gramm Kokain festgenommen worden. Nun gibt es eine Wende

 26.03.2023

USA

USA: Zahl antisemitischer Zwischenfälle steigt sprunghaft an

Auch die judenfeindliche Gewalt eskaliert in den Vereinigten Staaten

 24.03.2023

USA

Trump, Soros und die Verschwörungstheorien

Der Philanthrop George Soros ist mit seinem liberalen Engagement vielen Konservativen in den USA ein Dorn im Auge. Jetzt machen ihn Trump-Anhänger sogar für die drohende Anklage gegen den Ex-Präsidenten mitverantwortlich

 24.03.2023

Drittes Reich

»Etappensieg auf dem Weg zur totalen Macht«

Feierlichkeiten in Potsdam und Terror in Oranienburg: Vor genau 90 Jahren gab Hitler am »Tag von Potsdam« in der Garnisonkirche eine Regierungserklärung ab. Am selben Tag wurden die ersten Häftlinge in das KZ Oranienburg verschleppt

von Yvonne Jennerjahn  24.03.2023

Großbritannien

Treffen in der Downing Street

Begleitet von Protesten ist Israels Premier zu Gesprächen mit Rishi Sunak in London eingetroffen

von Christoph Meyer  24.03.2023

Konferenz

Vertreter jüdischer Organisationen tagen in Berlin

Auf dem »Fifth Summit of European Jewish Leaders« wird auch der israelische Diaspora-Minister Amichai Chikli erwartet

von Imanuel Marcus  23.03.2023

90. Jahrestag

Ermächtigungsgesetz war »Totenschein der ersten deutschen Demokratie«

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt vor »einer Politik der Lügen« und ruft zu gegenseitigem Respekt auf

 23.03.2023

Diplomatie

Nein, danke

Warum die Regierung in Jerusalem vom EU-Außenbeauftragten Josep Borrell zurzeit nichts wissen will

von Michael Thaidigsman  23.03.2023