Meinung

Argentinien: Presse auf der Flucht

Sabine Brandes Foto: Marco Limberg

Es sind schwere Zeiten für Journalisten. Kaltblütige Morde an Karikaturisten in Frankreich, brutale Enthauptungen von Reportern durch Terroristen im Irak, Peitschenhiebe und Gefängnisstrafen für einen liberalen Blogger in Saudi-Arabien, und jetzt die Bedrohung eines investigativen Journalisten in Argentinien.

Statt als Schutzschild zu dienen, wird das Wort »Presse« auf Jacken der Berichterstatter zusehends als »frei zum Abschuss« interpretiert. Dass Meinungsfreiheit vielerorts nicht als Notwendigkeit und Bereicherung, sondern als Bedrohung angesehen wird, ist nichts Neues. In Krisengebieten wurden Reporter leider viel zu oft Opfer ihres gefährlichen Jobs. Doch dass Journalisten in vielen Teilen der Erde heute für die bloße Ausübung ihres Berufes zur Zielscheibe werden, ist eine gefährliche Wende.

staatsanwalt Der Zeitungsjournalist Damian Pachter musste aus seiner Heimat Argentinien fliehen, nachdem er über den mysteriösen Tod des Sonderstaatsanwalts Alberto Nisman berichtet hatte und deshalb um sein Leben fürchtete. Besonders verwunderlich ist das nicht, wenn man sich die Vergangenheit des südamerikanischen Landes und dessen Geschichtsaufarbeitung genauer anschaut.

Pachter suchte sich Israel als Ort der Zuflucht aus. Es ist nachvollziehbar, dass der Nahoststaat seine erste Wahl war, schließlich hat er als Jude das Anrecht auf einen israelischen Pass. Und ihm war auch klar, dass im jüdischen Staat sein Leben nicht in Gefahr sein würde, wenn er seinem Beruf nachgeht. Doch Israel ist mehr als das: Der kritische Diskurs gehört hier zum Alltag von Journalisten.

hetze Das heißt nicht, dass es in Israel keine Versuche gibt, Andersdenkende mundtot zu machen. Kritiker der Regierungspolitik, besonders, wenn es um den Einsatz des Militärs geht, werden nicht selten als Nestbeschmutzer oder Verräter beschimpft.

In einigen Parteien und Teilen der Gesellschaft haben vor allem investigative Rechercheure keinen guten Ruf und sind als extreme Linke verschrien. Ein Beispiel für die Hetze gegen Journalisten ist der einstige Präsident und verurteilte Vergewaltiger Mosche Katsav, der, statt Reue zu zeigen, den Medien die alleinige Schuld an seinem Schicksal gab.

Deshalb ist die Flucht des argentinischen Journalisten Damian Pachter nach Tel Aviv für beide Seiten gut: für ihn, weil er sich hier, wie er selbst sagte, völlig sicher fühlen kann. Und für Israel. Denn mutige Journalisten braucht das Land.

Verbundenheit

Chanukka und Advent: Licht gegen den Hass

Im Namen der Evangelischen Kirche in Deutschland erklärt die Ratsvorsitzende Bischöfin Kirsten Fehr der jüdischen Gemeinschaft ihren Beistand und ihre Solidarität

von Bischöfin Kirsten Fehrs  18.12.2025

Landgericht Berlin

Gericht: »From the River to the Sea« ist Aufruf zur Judenvernichtung

Die 2. Große Strafkammer des LG Berlin I hat einen Mann wegen der Verwendung der Parole zu einer Geldstrafe verurteilt. Nun muss wohl der Bundesgerichtshof ein abschließendes Urteil fällen

 18.12.2025

Tschechien

Prag plant Botschaftsverlegung nach Jerusalem

Der neue Prager Außenminister Petr Macinka sagt, der Schritt sei überfällig

 18.12.2025

Berlin

Ehrung von Holocaust-Überlebenden

Die »International Holocaust Survivors Night« ehrt jedes Jahr Überlebende der Schoah. Die virtuelle Veranstaltung hat sich inzwischen zu einer Feier entwickelt, an der Teilnehmende aus fast 20 Ländern mitwirken

 18.12.2025

Umbenennung

Medien: Berlin erhält Yad-Vashem-Straße

Ein neues Holocaust-Gedenken mitten im Berliner Regierungsviertel - Ein Teilabschnitt der Dorotheenstraße soll künftig den Namen der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem tragen. Die zweite Umbenennung in kurzer Zeit

 18.12.2025

Chanukka

Berliner Chanukka-Licht entzündet: Selbstkritik und ein Versprechen

Überschattet vom Terroranschlag in Sydney wurde in Berlin am Mittwoch mit viel Politprominenz das vierte Licht an Europas größtem Chanukka-Leuchter vor dem Brandenburger Tor entzündet

von Markus Geiler  18.12.2025

Bad Arolsen

Floriane Azoulay scheidet als Direktorin der Arolsen Archives aus

Die Amtszeit der Direktorin der Arolsen Archives endet im Dezember. Unter Floriane Azoulay sammelte das Archiv Auszeichnungen, sie selbst war alles andere als unumstritten

 18.12.2025

Canberra

Albanese kündigt schärfere Gesetze gegen antisemitischen Hass an

Nach dem antisemitischen Massaker von Bondi Beach mit 15 Todesopfern will die australische Regierung handeln. Der Premier arbeitet an Reformen

 18.12.2025

London

Neue Polizeiregeln: Festnahmen bei israelfeindlicher Demonstration

Beamte greifen nahezu umgehend ein – kurz nachdem die britische Regierung verschärfte Maßnahmen gegen Pro-Terror-Parolen beschlossen hatte

 18.12.2025