Twitter

Arbeitsauftrag an die Neue - aber nicht von Musk

Wurde im Mai von Twitter-Eigner Elon Musk (r.) als CEO vorgestellt und ist jetzt im Amt: Linda Yaccarino Foto: IMAGO/ZUMA Wire

Linda Yaccarino, die neue Chefin von Twitter, war erst wenige Stunden im Amt, als in ihrem E-Mail-Postfach bereits eine Nachricht zahlreicher Antisemitismusbeauftragten eintraf. Nach den obligatorischen Glückwünschen an die im Mai von Twitter-Eigentümer Elon Musk zur neuen Vorstandsvorsitzenden der Plattform berufene Yaccarino kamen die 19 Unterzeichner des Schreibens schnell zur Sache.

Man sei »alarmiert« über die jüngsten Berichte über zunehmende antisemitische Inhalte auf Twitter, so ist in dem auf den 7. Juni datierten Schreiben zu lesen. Laut einer Studie habe sich die Zahl judenfeindlicher Posts in den vergangenen neun Monaten, also seit Musks Übernahme von Twitter, im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres mehr als verdoppelt.

sorge »Das ist für uns ein enormer Grund zur Sorge«, schreiben die Antisemitismusbeauftragten, zu denen auch der Bundesbeauftragte für jüdisches Leben, Felix Klein, sowie seine Amtskollegin bei der EU-Kommission in Brüssel, Katharina von Schnurbein, gehören.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Es sei daher höchste Zeit, dass Twitter unter Yaccarinos Führung etwas gegen die Ausbreitung des Antisemitismus auf der Plattform tue, so der Brief. Zu den geforderten Maßnahmen gehören unter anderem die Wiederaufnahme der sogenannten Content-Moderation, »gemäß den in den Gesetzen in den von den Unterzeichnenden repräsentierten Gebieten«.

Kurz nach seiner Übernahme des Unternehmens hatte Elon Musk einen Großteil der Twitter-Beschäftigten auch in Europa entlassen und ganze Abteilungen einfach geschlossen. Davon betroffen waren auch viele Twitter-Mitarbeiter, die sich um illegale Inhalte und Hassrede gekümmert hatten. Gleichzeitig erlaubte Musk zahlreichen, zuvor wegen Hassrede gesperrten Nutzern die Rückkehr auf die Plattform – im Namen der Meinungsfreiheit, wie er selbst mehrfach betonte.

SPERRUNG Auch die von Twitter angewandten Algorithmen und Kriterien für die Löschung oder auch die Hervorhebung von hasserfüllten Inhalten müsse offengelegt worden. Außerdem, so die Antisemitismusbeauftragten in ihrem Brief, müsse Yaccarino dafür sorgen, dass künftig »toxische Inhalte, die zu Hass und Gewalt gegen Juden aufstacheln«, gefiltert und gelöscht sowie die entsprechenden Urheber mit einer Sperrung ihres Accounts belegt würden. Ferner mahnten die Unterzeichner eine bessere Zusammenarbeit zwischen Twitter und den staatlichen Autoritäten an.

Man hoffe auf eine Antwort Yaccarinos, so das Schreiben abschließend. Unterzeichner sind neben Klein und von Schnurbein auch die Antisemitismusbeauftragten der OSZE, Andrew Baker, der kanadische Koordinator Irwin Cotler sowie der britische Antisemitismusbeauftragte John Mann. Die 59-jährige Amerikanerin mit italienischen Wurzeln war zuvor für den Medienkonzern NBC Universal tätig gewesen.

Arlington (Virginia)

USA genehmigen Milliardenauftrag: Neue F-15-Kampfjets für Israel

Der Vertrag umfasst die Entwicklung, Integration, Erprobung, Produktion und Lieferung von zunächst 25 neuen Maschinen

 30.12.2025

Terror

Warum?

Die nichtjüdische Deutsche Carolin Bohl wurde am 7. Oktober 2023 von der Hamas brutal ermordet. Hier nimmt ihre Mutter Abschied von der geliebten Tochter

von Sonja Bohl-Dencker  30.12.2025

Einspruch

Solidarität mit Somaliland

Sabine Brandes findet Israels Anerkennung der Demokratie am Horn von Afrika nicht nur verblüffend, sondern erfrischend

von Sabine Brandes  30.12.2025

Meinung

Für mich ist es Nowy God – und warum ich ihn feiere

Das Neujahrsfest hat mit dem Judentum eigentlich nichts zu tun. Trotzdem habe ich warme Erinnerungen an diesen Feiertag

von Jan Feldmann  30.12.2025

London

Vorwurf gegen Facebook: Beiträge feiern Mord an Juden und bleiben online

»Die Beiträge, die den Anschlag von Bondi feiern, sind schlicht widerwärtig«, sagt Dave Rich von der jüdischen Organisation CST in England

 30.12.2025

Berlin

Tagung »Digitale Horizonte«: Wie sich Erinnerungskultur im digitalen Zeitalter wandelt

Wie verändert die Digitalisierung das kollektive Erinnern? Welche Chancen eröffnen neue Technologien – und wo liegen ihre Grenzen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Konferenz

 30.12.2025

Deutschland

Shahak Shapira »superverbittert« über Antisemitismus

Shahak Shapira spricht offen über seinen Frust angesichts von Antisemitismus in Deutschland – und wie er mit politischer Comedy darauf reagiert

 29.12.2025

Analyse

Warum die Anerkennung Somalilands so viel Aufsehen erregt

Das kleine Land am Horn von Afrika hat plötzlich eine große geopolitische Bedeutung. Dafür gibt es gute Gründe

von Ralf Balke  29.12.2025

Kommentar

Wer Glaubenssymbole angreift, will Gläubige angreifen

Egal ob abgerissene Mesusot, beschmierte Moscheen oder verwüstete Kirchen: Politik und Religion werden zurzeit wieder zu einem hochexplosiven Gemisch. Dabei sollte man beides streng trennen

 29.12.2025