Einspruch!

Ankara und die Freiheit

Wer, wie wir, die Vorteile von Freiheit und Demokratie genießt, denkt im Alltag oft nicht darüber nach. Und verschließt mitunter die Augen, wenn Fehlentwicklungen sichtbar werden, die Freiheit und Demokratie gefährden. Es wird schon nicht so schlimm werden. Wirklich nicht? Die Geschichte, nicht nur die deutsche, hat uns generell anderes gelehrt.

Nun hat der türkische Staatspräsident der deutschen Politik Nazi-Methoden vorgeworfen. Und sein Justizminister behauptet, Deutschland trete »die deutsche Verfassung und die Menschenrechtsverträge, an die Deutschland gebunden ist, mit Füßen«.

Wahlkampf Die Vorwürfe sind absurd, aber als Versuch, die demokratische Struktur Deutschlands zu verunglimpfen, muss man sie ernst nehmen. Es geht den empörten türkischen Politikern um aus sehr unterschiedlichen Gründen abgesagte Wahlkampfauftritte in Deutschland, und diese Diskussion findet statt vor dem Hintergrund der Verhaftung eines deutschen – und etwa 150 türkischer – Journalisten in der Türkei.

Zur Verfassung, die die deutsche Regierung angeblich mit Füßen tritt, gehört ganz wesentlich die Pressefreiheit. Im Alltag vieler Staaten gibt es Zensur, sind unabhängige Medien Repressalien ausgesetzt, sitzen Journalisten in Gefängnissen, wenn sie nicht gar ermordet werden.

AFD Auch in Deutschland gibt es Entwicklungen, die alarmierend sind. Wenn etwa Vertreter der AfD oder sogenannte Wutbürger unabhängige Medien als Lügenpresse diffamieren, ist die Pressefreiheit akut in Gefahr.

Die Verfolgung der Journalisten in der Türkei allerdings ist ein extremes Warnzeichen. Es ist bedauerlich, dass der Protest der in Deutschland lebenden Türken öffentlich nicht stärker zu vernehmen ist.

Für sie wie für uns reicht es nicht mehr aus, Pressefreiheit und andere demokratische Freiheiten zu genießen. Aktives Engagement für Demokratie ist jetzt gefragt. Auch damit absurde Nazi-Vergleiche keine Chance haben.

Der Autor ist Rechtsanwalt und Kommunikationsberater.

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  18.04.2025

Einspruch

Niemals vergessen!

Eva Umlauf will nicht hinnehmen, dass immer mehr Deutsche einen Schlussstrich unter die NS-Zeit ziehen möchten

von Eva Umlauf  18.04.2025

Meinung

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025

Berlin

Drei Jahre Haft für Mustafa A.

Der Prozess gegen den Angreifer von Lahav Shapira ist am Donnerstag zu Ende gegangen. Das Amtsgericht Tiergarten ging von einem antisemitischen Motiv aus und sprach den Täter der gefährlichen Körperverletzung schuldig

 17.04.2025

Berlin

100 Strafverfahren nach Besetzung der Humboldt-Universität

Die Polizei ermittelt unter anderem wegen Hausfriedensbruch und Volksverhetzung. Während der Besetzung sollen Aktivisten mutmaßlich Urin aus einem Fenster geschüttet haben

 17.04.2025

Analyse

Kleinster gemeinsamer Nenner

Im Koalitionsvertrag von Union und SPD steht kaum Konkretes über Israel und den Kampf gegen Antisemitismus

von Michael Thaidigsmann  17.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Sebnitz

»Keine Hakennasen«: Jobanzeige eines Dachdeckers sorgt für Empörung

Die Stadtverwaltung der sächsischen Kreisstadt hat gegen den Urheber einer Anzeige im Amtsblatt Strafantrag gestellt

 17.04.2025 Aktualisiert